Bata Illic: „Als Kind wollte ich Opernsänger werden“
Steht mit 80 Jahren noch immer im Rampenlicht: Schlagersänger Bata Illic tritt in der Kutenholzer Festhalle auf. Foto: Wöber
Schlagersänger Bata Illic steht seit mehr als 50 Jahren im Rampenlicht. Vor seinem Gastspiel in der Festhalle in Kutenholz Ende Januar spricht der 80-Jährige über den schweren Start als deutschsprachiger Interpret, die Liebe zum Schlager und seine Weggefährten auf der Bühne.
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Bata Illic: Wir feiern zwei Mal Weihnachten – einmal am 24. und 25. Dezember ganz klassisch deutsche Weihnachten. Wir haben einen großen Weihnachtsbaum aufgebaut. Seit 20 Jahren haben wir einen künstlichen Baum. Unsere Vorhalle ist ziemlich hoch, sodass wir einen fünf Meter hohen Baum dort hinstellen können. Früher haben wir jedes Jahr echte Bäume geholt. Aber meine Frau und ich lieben Bäume, sie sind für uns etwas unglaublich Wertvolles. Wir wollten nicht jedes Jahr einen Baum fällen. Aber wenn wir unseren künstlichen Baum schmücken, dann sieht er aus wie ein echter Baum.
Am 6. und 7. Januar feiern wir dann noch einmal Weihnachten – nach dem orthodoxen Kalender, 13 Tage später. Das ist eine Tradition bei uns, die haben wir beibehalten. Dann werden wir noch einmal beschenkt, sitzen unter dem Weihnachtsbaum und singen wunderschöne Weihnachtslieder. Unser Baum wird erst irgendwann Ende Februar abgebaut. Das ist so ein schöner Brauch. Wir sind in dieser Beziehung Kind geblieben. Wir lieben den bunt geschmückten Baum – wie er in der Kindheit war. Schon die Vorfreude auf die Weihnachtszeit bereitet mir einen Riesenspaß.
Am Wochenende war ich in der Schweiz, aber jetzt kommen ein paar ruhige Tage. Zurzeit bin ich zu Hause in München bei meiner Frau. Wir leben am Stadtrand. Ich werde in den nächsten Tagen noch einmal nach Zürich fahren, aber das sind von München aus nur drei Stunden Fahrt. Ich habe in diesem Jahr 55 Konzerte gegeben und 40.000 Kilometer zurückgelegt. Das war wirklich Wahnsinn. Aber ich liebe und genieße das. Ich habe einen Riesenspaß daran. Jeden Abend mit Publikum zusammen zu sein, das ist toll.
Vor allem mag ich die Reisen durch Deutschland. Viele Menschen wissen gar nicht, wie schön dieses Land ist. Meine Frau und ich kommen aus Belgrad, dort sind wir geboren – in Jugoslawien. Wir leben seit 1962 in Deutschland. Da war ich 22 Jahre alt, meine Frau 18 Jahre. Das ist schon lange her. Ich mache mir immer einen Spaß mit jüngeren Kollegen und erzähle ihnen, dass ich länger in Deutschland lebe als sie (lacht). Ich bin ein deutsches Produkt, ich habe alle meine Erfolge in Deutschland gehabt, hier meine erste Schallplatte herausgebracht. Ich war alleine 62 Mal in der ZDF-Hitparade.
Ich habe nur ein halbes Jahr als Lehrer gearbeitet. Ich war 21 Jahre alt und in der Klasse waren 16- und 17-Jährige. Das war schwierig. Ich habe mir keinen Respekt verschaffen können. Die Jugendlichen merken das gleich, das ist unglaublich. Sie nutzen das aus. Das meinen sie gar nicht böse, das macht ihnen Spaß. Aber ich war so enttäuscht von dieser Arbeit. Ich wollte lieber etwas mit Musik machen.
Ich habe angefangen mit Jazz-Musik. Als Student habe ich in kleinen Jazz-Klubs gespielt. In kleinen Räumen, in denen ein Klavier stand. Das war auch die erste Musik, die ich gesungen habe. Die Leute fanden Gefallen an dieser Musik. Das war sehr schön. Als Kind habe ich davon geträumt, Opernsänger zu werden. Tenor. Ich wollte die berühmten Arien von Verdi und Puccini singen. Ich bin immerhin Bariton geworden.
Ich durfte einmal in der amerikanischen Botschaft in Belgrad auftreten. Da kam ein höherer Offizier zu mir und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, für amerikanische Soldaten in Deutschland zu singen. Ich habe sofort zugesagt. Aber ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, einen Pass zu bekommen. Ich stamme aus einer normalen Familie, die an Gott glaubt und in die Kirche geht. Das war nicht gerne gesehen im kommunistischen Jugoslawien. Wir hatten auch Schwierigkeiten in der Schule deswegen. Ich hätte nach dem Studium eigentlich sofort zum Militär gehen sollen. Aber ich habe den Pass bekommen. Die Überraschung war groß. Ich habe damals auch gerade meine heutige Frau kennengelernt. Im August 1962 bin ich mit dem Zug nach Deutschland gekommen.
Die erste Stadt, die ich in Deutschland gesehen habe, war München. Dort mussten wir bis zum nächsten Morgen warten. Dann ging es weiter nach Bad Kissingen, meine erste richtige Station in Deutschland. Dort habe ich drei Monate lang gelebt und bin vor den Soldaten aufgetreten. Vor Menschen, die Jazz-Musik geliebt haben. Ich habe damals das ganze Repertoire von Frank Sinatra und Nat King Cole gesungen. Das kam sehr gut an. Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt und drei, vier Jahre für die Amerikaner gesungen. Sie werden lachen: Dort wurde ich von einem Komponisten entdeckt.
Ja, genau. Er ist gekommen und hat gesagt, dass er gerne mit mir eine Platte aufnehmen würde. Wir gingen ins Studio und ich habe ein Lied gesungen. Die deutsche Version von Dean Martins „In the misty moonlight“, die hieß „Ich zähle nicht die Tränen“. Aber ich sprach schlecht Deutsch, ich habe diese Sprache nie gelernt. Das erste Lied war eine Katastrophe für mich. Der Komponist ist mit dieser Aufnahme zu meinem späteren Produzenten gegangen. Ihm hat die Stimme gefallen – und so fing sie an, meine spätere Karriere.
Als ich nach Deutschland kam, war die einzige Sängerin, die ich kannte, Caterina Valente. Sie wurde in Jugoslawien damals auch gespielt. Zu Beginn meiner Karriere war ich einmal in Gesellschaft von Peter Kraus und Conny Froboess – und ich wusste nicht, wer das ist. Später stand ich mit Peter Kraus oft zusammen auf der Bühne.
Ich habe damals einfach die Texte gesungen, so wie ich es für richtig empfunden habe. Ich glaube, meine Musik hat die Menschen berührt. Ich hatte ein großes Vertrauen zu meinem Produzenten. Mein Problem war nie die Intonation oder der Gesang, das Problem war immer die Aussprache. Ich musste manche Strophen zehn Mal wiederholen. Daraufhin habe ich Schauspiel- und Sprachunterricht genommen. Vielleicht ist für viele Deutsche mein Akzent auch etwas Tolles. Aber ich wünschte, ich könnte ohne Akzent sprechen.
Eine Zeit lang gab es populäre Musik fast nur in englischer Sprache, das war einfach so. Ich finde das, was Florian Silbereisen für den deutschen Schlager erreicht hat, ganz toll. Er ist einfach er selbst, er ist authentisch. Ich war schon mit ihm auf einer Tournee, da war er 19 oder 20 Jahre alt. Er liebte schon damals die Volksmusik, er liebte den Schlager. Das ist echt. Er spielt dem Publikum nichts vor. Er singt alleine und mit seiner Gruppe das, was er mag. Er hat sehr viel für dieses Revival getan – auch mit seiner Fernsehsendung.
Ich war gerade in der Schweiz. Die Hälfte des Publikums bestand aus jungen Leuten. Sie haben jedes Lied gekannt, das war einfach toll. Vor ein paar Wochen war ich im Norden in Weißenhäuser Strand. An einem Freitagabend. Mein Agent dachte, da kommen vielleicht 1000 Leute. Am Ende waren über 5000 Leute da. Ich habe mich gefreut und meine Schlager gesungen wie ich es immer mache. Ich habe keine besonders modernen Titel ausgesucht. Das Programm ist ein Querschnitt meines Lebens, wie eine Biografie – von meinen ersten Erfolgen bis zu den modernen Stücken. Das ist mir wichtig.
Ja, natürlich. Ich bin auch sehr glücklich darüber, dass das so ist. Wenn das einmal aufhören sollte, dann kann ich auch aufhören zu singen (lacht). Dieses Lampenfieber bringt Spannung auf der Bühne. Wenn jemand voller Routine raus geht und alles in totaler Sicherheit macht, dann ist das nicht mehr interessant. Jeder Auftritt muss auch ein bisschen aufregend sein.
Ehrlich gesagt mache ich gar nichts Besonderes. Ich gehe spazieren, aber ansonsten mache ich nichts Spezielles. Als ich jung war, habe ich Sport getrieben. Als Jugendlicher habe ich in der Bundesliga in Jugoslawien Handball gespielt. Später habe ich viel geschwommen. Als Student habe ich Wasserball gespielt, das war wunderbar. Jahrelang war ich oft schwimmen. Davon zehre ich heute noch. Meine Frau hat mich schon zwei Mal in einem Fitnessklub in der Nähe angemeldet. Ich habe immer so gut wie möglich versucht, dem auszuweichen (lacht). Aber ich habe eingesehen, dass ich das machen muss. Gerade im Alter. Um weiter fit zu bleiben. Sonst leidet alles darunter.
In den 70er Jahren war ich viel mit Peter Rubin und Chris Roberts unterwegs, wir waren wie die drei Musketiere. Wir hatten alle drei Erfolg damals. Wir haben den Kontakt gehalten. Der Peter wohnt in der Nähe, wir telefonieren immer wieder. Wir sind beide älter geworden, aber der Kontakt ist da. Da ist eine richtige Freundschaft erwachsen. Mit Chris Roberts stand ich bis zuletzt auf der Bühne – bis ungefähr drei Monate vor seinem Tod.
Ich kannte ihn von Anfang an, wir haben viel Spaß zusammen gehabt. Sein Tod hat mir sehr wehgetan. Wir waren gute Freunde. Tony Marshall ist auch ein gutes Beispiel. Wir sind befreundet, ich kenne seine Familie und seine Kinder und war oft bei ihm zu Hause. Wir waren vor ein paar Wochen zusammen in Frankfurt. Auch Karel Gott und ich waren gute Freunde, wir waren oft auf Tournee.
Da singe ich seit 21 Jahren in einer Kirche für Obdachlose. Jedes Jahr fahre ich an einem Sonntag im Advent mit dem Zug nach Frankfurt. Zwei Mal hat Dunja Reiter mitgemacht, Roberto Blanco auch, ein paar Mal jetzt auch Tony Marshall. Das ist mein Dankeschön an die Stadt und an die Menschen dort. Ich habe da 15 Jahre lang gelebt, bis ich nach München gezogen bin. Ich war sehr glücklich dort, das war meine glücklichste Zeit. Meine großen Erfolge in den 70er Jahren hatte ich in Frankfurt. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben.
Das wird ein Querschnitt meines Lebens sein. Wir bestreiten das Programm mit mehreren Kollegen: Astrid Breck, Dagmar Frederic und Captain Freddy. Ich kenne sie alle gut, das ist immer wieder auch ein schönes Wiedersehen. Ich freue mich auf die Tournee. Ich hoffe, es wird ein Erfolg sein und die Menschen werden Spaß haben.
Das Konzert
Zu einem Schlagerprogramm mit dem Titel Winterzauberland lädt XXL-Wirt Dieter Murck zu Montag, 27. Januar, 11 bis 17 Uhr, in die Kutenholzer Festhalle ein. Sänger Bata Illic tritt zusammen mit seinen Kollegen Astrid Breck, Dagmar Frederic, Captain Freddy, Bert Beel und Daniel Hochsteiner auf. Dazu serviert das Festhallenteam die Kutenholzer Hochzeitssuppe. Außerdem gibt es ein Schlemmerbuffet und ein Eisbuffet. In der Pause wird Kaffee gereicht. Der Eintrittspreis beträgt pro Person 59,50 Euro. Reservierungen werden unter der Rufnummer 0 47 62 / 29 80 sowie per E-Mail an die Adresse festhalle.kutenholz@t-online.de entgegengenommen. Am Donnerstag, 13. Februar, sind die Schlagersänger Klaus und Klaus zu Gast. Ab 11 Uhr wird in der Festhalle Bingo gespielt, moderiert wird die Veranstaltung von NDR-Gesicht Michael Thürnau.
Zur Person
Seine Evergreens wie „Ich möcht der Knopf an Deiner Bluse sein“, „Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Hawaii“, „Dich erkenn ich mit verbundnen Augen“, „Mit meiner Balalaika war ich der König auf Jamaika“, „Candida“, „Judy, I love you“, „Schwarze Madonna“ oder „Michaela“ machten ihn zum absoluten Frauenschwarm der 60er und 70er Jahre: Der in Belgrad geborene Schlagersänger Bata Illic ist 80 Jahre alt. Seit mehr als 50 Jahren steht er auf der Bühne. Der Sohn eines Finanzbeamten studierte Philologie, Englisch und Italienisch und arbeitete zunächst als Lehrer.
Bereits als Student trat er als Jazz-Musiker auf. Anfang der 1960er Jahre kam er nach Deutschland, um in Jazzklubs in Bad Kissingen zu singen. 1967 nahm er seine erste Schallplatte auf. Sein erster großer Erfolg waren die Titel „Mit verbundenen Augen“ und „Schuhe, so schwer wie ein Stein“ 1968. In den 1970er Jahren war er Stammgast in der ZDF-Hitparade. Bata Illic lebt mit seiner Frau Olga in München.