Beschädigte Gemälde in Hamburger Kirchen - noch keine heiße Spur
Küster Martin Meier steht neben einem beschädigten Gemälde. Insgesamt neun Gemälde waren in den vergangenen Tagen oder Wochen in den Hauptkirchen St. Petri und St. Jacobi, die in der Innenstadt nicht weit voneinander entfernt sind, beschädigt worden. Foto: Marcus Brandt/dpa
Risse und Schnitte in alten Gemälden: Bei Attacken auf Kunstwerke in zwei Hamburger Kirchen sind große Schäden entstanden. Die Hintergründe sind noch unklar. Nun werden Zeugen gesucht.
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Nach der Attacke auf teils Hunderte Jahre alte Kunstwerke in Hamburger Kirchen gibt es noch keine heiße Spur zu dem oder den Tätern. Das sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag auf Nachfrage der Deutschen Presse Agentur. Insgesamt neun Gemälde waren in den vergangenen Tagen oder Wochen in den Hauptkirchen St. Petri und St. Jacobi, die in der Innenstadt nicht weit voneinander entfernt sind, beschädigt worden. Nach Angaben des Polizeisprechers liegt es nahe, in beiden Fällen von demselben Täter auszugehen. Die Ermittler suchen nach Zeugen.
Schäden fielen über mehrere Tage verteilt auf
In der St. Petri Kirche waren sieben Kunstwerke betroffen. Laut Küster Martin Meier ist der erste Schaden am 24. Mai aufgefallen, der letzte dann sechs Tage später. Bei einigen Kunstwerken sind es kleinere Kratzer, die nicht sofort zu erkennen sind. Andere weisen deutlichere Schnitte auf.
Bis auf das stärker beschädigte Gemälde "Christus als Schmerzensmann" hängen die anderen Bilder noch in der Kirche. Das "Christus als Schmerzensmann" sei allerdings eine Kopie aus dem Jahre 1924, sagte Meier. Das "unbezahlbare" Original, das um 1435 entstanden sein soll, hänge zum Glück im Museum.
Die Restaurationssumme für die Gemälde in St. Petri schätzt Meier auf 50 000 bis 80 000 Euro. Darunter befinden sich unter anderem ein Tafelbild der Geburt Christi aus dem Jahre 1649 und ein Porträt Martin Luthers aus dem Jahre 1603 sowie Abbildungen ehemaliger Pastöre. Jetzt müsse erstmal geschaut werden, wie man die Summe dafür zusammen bekomme, sagte der Küster. Er gehe davon aus, dass der oder die Täter "ein größeres Problem mit dem Herrn" habe. Die Kirche sei verwinkelt und groß. Der Täter müsse die Chance genutzt haben, die Gemälde zu zerkratzen. Die Polizei geht von einem Schraubenzieher oder einem scharfen Messer als Tatwaffe aus.
Porträt von Luther beschädigt
Rund 350 Meter weiter in der St. Jacobi Kirche sind Porträts von Philipp Melanchthon und Martin Luther beschädigt worden. Die Kunsthistorikerin Fridericke Conrad von der Restaurierungswerkstatt St. Jacobi und ihr Kollege waren nach eigenen Angaben am Mittwoch beim Durchgehen einer Inventarliste auf die beschädigten Gemälde gestoßen. Noch könne man keine seriösen Schätzungen abgeben, das müsse von Einzelfall zu Einzelfall geprüft werden, sagte sie.
Die AfD-Bundestagsfraktion spricht in einer Mitteilung am Freitag von einem "Warnsignal" und "Schändung" von christlichen Symbolen. Sie forderte, die Straftat nicht als Sachbeschädigung zu bagatellisieren.