„Brücke“ bietet Hilfe und Halt

Die scheidende Vorsitzende der „Brücke – Hilfe und Halt“, Annette Kirn (links), übergibt ihr Amt an Petra Müller. Zweiter Vorsitzender ist Bodo Stoldt. Foto Stief
In der „Brücke“ in Stade sollen sie sich begegnen: die, die glatt durch den Alltag kommen und diejenigen, die auch mal durchhängen und am Leben verzweifeln. Diese Gegenseitigkeit zu fördern, ist seit über 20 Jahren eines der Anliegen der „Brücke“.
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Und es ist auch das Anliegen des neuen Vorstandes mit Petra Müller und Bodo Stoldt an der Spitze. Die „Brücke – Hilfe und Halt“ ist ein Verein zur Förderung der wohnortnahen Psychiatrie in Stadt und Landkreis. Das Aushängeschild ist die Kontaktstelle, eine Art Begegnungsstätte gleich neben dem Landgericht. Dort wird jeden Tag gekocht und gebacken, Mal-, Boule- und Dart-Gruppen gibt es, dazu ein Veranstaltungsprogramm, das sich über das ganze Jahr zieht. Am Hagedorn in der Stader Altstadt lockt zudem das „Lädchen“, mit Kaffee und Kuchen und Second-Hand-Krimskrams. Auch dort können sich die Menschen begegnen, Vorurteile und Distanzen ablegen und aufeinander zugehen.
Petra Müller, die neue erste Vorsitzende ist vom Fach. Als Ärztin und Psychotherapeutin ist sie privatärztlich und in der Ausbildung tätig und kennt die Sorgen und Nöte der Menschen, die bei der „Brücke“ Hilfe und Halt suchen. Und da die „Brücke“ mit Personal, Finanzen und allem drum und dran auch ein Unternehmen ist, passt Bodo Stoldt bestens in den Vorstand: Er ist Betriebswirt bei der Sparkasse Stade-Altes Land.
Die Brücke“-Mitarbeiter stellen sich auf neue Anforderungen ein. Denn mögen auch die Erscheinungsformen von psychischen Erkrankungen gleich geblieben sein, die Ursachen dafür sind mit der Zeit gegangen. Internet- und Videosucht sind da auf dem Vormarsch.
Gerade die 18- bis 25-Jährigen sind gefährdet. Aus Unkenntnis erkennen sie depressive Episoden oft nicht, sie kapseln sich ab und sind irgendwann nur noch von Followern im Internet umgeben, aber nicht mehr von Freunden im wirklichen Leben. „Das geht heute schnell“, sagt Petra Müller. Da ist dann auch der Kunst- oder Tanzworkshop nicht das passende Mittel, sondern durchaus Angebote über das Internet, denn die junge Menschen von der Medienwelt abzuschneiden, sei nicht der richtige Weg. Vielmehr müssten Chancen und Risiken aufgezeigt werden.
„Lebensgeschichten ändern sich, weil die Gesellschaft sich ändert“, sagt Petra Müller. Zum Beispiel Facebook und Co. Das geschriebene Wort wirkt stärker als das gesprochene und es wirkt lange Zeit. Wer da ins schlechte Fahrwasser gerät, gemobbt wird, kommt leicht ins Trudeln und braucht Hilfe. Die bietet die Brücke allen, die kommen.
Solche Veränderungen in der Gesellschaft, die veränderte Hilfsangebote nach sich ziehen, meint die scheidende erste Vorsitzende, Annette Kirn, wenn sie von Baustellen spricht, die jeder hinterlasse, der gehe. Sie blickt auf bewegte 13 Jahre als Vorstandsvorsitzende zurück und behält dabei vor allem die Menschen in guter Erinnerung, weil sie trotz eines schwierigen Alltags ein klares Ja zum Leben äußern. Besondere Aktionen waren auch die Ausstellung „MitMenschensein“, bei der kranke und gesunde Menschen gemeinsam an vielen Orten der Stadt Bilder ausgestellt haben und die Kreation der Stader Torte, die es auch heute noch im Goeben-Café zu kaufen gibt und von deren Verkauf etwas für die Brücke abgezweigt wird.
Neben Petra Müller und Bodo Stoldt gehören zum Vorstand: Susanne Frost (Schatzmeisterin), Angela Hey (Vertreterin der Angehörigen, Roland Dammann (Vertreter der Betroffenen und der ehrenamtlichen Mitarbeiter).