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Brobergen

Bürgerwind Osteland ist auf gutem Weg

Nahmen die Baugrube für das Fundament der Bürgerwindanlage in Augenschein: Marcel Duda, Ulla Männich-Polenz, Axel Degwitz, Dr. Julia Verlinden, Ralf Poppe, Gisbert Stange und Ute Jungclaus. Foto Klempow

Nahmen die Baugrube für das Fundament der Bürgerwindanlage in Augenschein: Marcel Duda, Ulla Männich-Polenz, Axel Degwitz, Dr. Julia Verlinden, Ralf Poppe, Gisbert Stange und Ute Jungclaus. Foto Klempow

Aus dem Boden der riesigen Grube in Brobergen schrauben sich armdicke Kabel. Sie werden dafür sorgen, dass der Strom aus der Windkraftanlage ins Netz geht. Für diese Anlage hat die Genossenschaft Bürgerenergie Osteland lange gekämpft. Der Bau ist auf einem guten Weg.

Von Grit Klempow Montag, 18.09.2017, 10:00 Uhr

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Als nun Mitglieder des Aufsichtsrates die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Julia Verlinden und die Grünen-Kandidaten für den Bundestag Ralf Poppe und Marcel Duda über ihr Projekt informierten, hatten sie gute Nachrichten: Zwei Drittel der erforderlichen Eigenkapital-Summe von 700 000 Euro hat die Genossenschaft zusammen.

Jetzt soll der Radius derer, die sich beteiligen dürfen, erweitert werden. Eine Infoveranstaltung auf der anderen Seite der Oste sei angedacht, berichtete Aufsichtsrat Axel Degwitz. „Wir hoffen aber, dass Mundpropaganda am meisten zieht.“ Bisher durften nur die „Nachbarn“ der später 200 Meter hohen Windkraftanlage Anteile zeichnen, jetzt dürfen auch Bürger der benachbarten Gemeinden mitmachen, zum Beispiel aus Hechthausen oder Lamstedt.

Mit Dr. Julia Verlinden war die Sprecherin für Energiepolitik der Grünen-Bundestagsfraktion vor Ort und machte sich für Bürgerenergieprojekte stark. Sie sieht „neue Hürden“ für Bürgerenergieprojekte, „wenn alles so bleibt“. Die schwarz-rote Koalition habe es Ökostrom-Genossenschaften erschwert, zu investieren. Ab 2017 müssen auch sie sich an Ausschreibungen beteiligen. Hinzu komme, „dass nur eine bestimmte Menge an Windrädern gebaut werden darf“. Das bremse auch die Energiewende aus. Dabei sei es doch gerade bemerkenswert, dass die Hälfte aller Erneuerbaren-Energien-Anlagen in Deutschland durch Bürger und Landwirte gebaut worden seien.

„Die Zahl der Privatpersonen und Genossenschaften ist rasant gewachsen“, sagt sie mit dem Rückblick auf die Einführung des entsprechenden Gesetzes im Jahr 2000. Um die 1000 Energiegenossenschaften haben sich seither gegründet, so die Grünen.

Um die Energiewende, vor allem weg von den Kohlekraftwerken, zu schaffen, müsse ein Energiewirtschaftsgesetz her, fordert die Grüne. Das müsste auch einen Markt für Flexibilitäten regeln. Bisher werde das Speichern und spätere Bereitstellen von Strom bei Bedarf nicht vergütet. Gerade von neuen Speichertechnologien versprechen sich die Grünen neue Impulse für die Energiewende. Sie wollen ein Programm, um die dezentrale Versorgung mit Ökostrom zu erleichtern.

Dass die Regelungen mitunter kompliziert sind, hat auch die Bürgerenergie Osteland erfahren. Sie arbeitet daran, dass ihre Mitglieder später vergünstigten Regionalstrom beziehen können. Denn das eine Projekt der Genossen ist der Bau der Windkraftanlage zwischen Estorf und Brobergen, die laut Aufsichtsrat Gisbert Stange im Zeitplan ist. Auf das andere weist Ute Jungclaus vom Aufsichtsrat hin: Mit Regionalstrom Osteland will die Bürgerenergie einen Stromtarif zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energie mit einem Windstromanteil aus der Region anbieten.

Beide Projekte laufen parallel. „Aber wir sind auch offen für andere, zum Beispiel im Bereich E-Mobilität und Car-Sharing“, sagt Degwitz.

www.buergerenergie-osteland.de

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