Buxtehude blüht unter ihren Händen

Gärtnermeisterin Andrea Zitko-Ecks steht zwischen Blauraute und Storchschnabel auf dem Kreisverkehr an der Estebrügger Straße. Fotos: Richter
Buxtehude ist voller Staudenbeete, die fast das ganze Jahr über blühen. Dahinter steckt eine Frau, die genau weiß, was sie tut: Gärtnermeisterin Andrea Zitko-Ecks. Sie ist für die Grünflächenunterhaltung zuständig – und damit für weit mehr als nur schöne Rabatten.
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Bienen summen, Kohlweißlinge und Zitronenfalter gaukeln über ein Meer blauer Blüten. Darüber segelt in der Mitte des Kreisels an der Estebrügger Straße die Hansekogge. Dass dieses Beet von Februar bis November blau blüht, liegt an Andrea Zitko-Ecks. Seit 2007 ist die Gärtnermeisterin mit Zusatzausbildung in Umweltschutztechnik beim Bauhof zuständig für die Grünflächenunterhaltung im Buxtehuder Stadtgebiet und den Ortschaften.
Um die 20 Gärtner unterstützen sie dabei. „Ich bin meinen Kollegen sehr dankbar, dass sie die Konzepte durchführen und aufrechterhalten“, betont sie. Dazu gehört viel Handarbeit: Ständig wird kontrolliert, gejätet und gemäht. Außerdem ist regelmäßig „Kosmetik“ angesagt, also das Abschneiden von Verblühtem.
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Im Kreisel an der Estebrügger Straße ist das von Mai an alle zwei bis drei Wochen fällig. Andrea Zitko-Ecks hat das Beet sorgfältig geplant und mit 17 blau blühenden Stauden und acht Blumenzwiebelarten angelegt. Zurzeit blühen unter anderem Kugeldistel (Echinops bannaticus), Blauraute (Perovskia), und Lavendel, außerdem Katzenminze und Salbei, die nach der ersten Blüte kräftig zurückgeschnitten wurden, damit sie noch ein zweites Mal blühen. Die Astern sind noch nicht ganz geöffnet.
Ein Stück weiter, Ecke Altländer Straße/Sagekuhle, summt und brummt es in einer Blühwiese, die im Kontrast zur Hochhauskulisse steht. Was wie unberührte Natur wirkt, muss drei Mal im Jahr gemäht werden, um nicht zum Gestrüpp zu werden. „Viele Leute finden es sehr schade, wenn wir die Blütenpracht abmähen, aber wir erklären das dann“, sagt Zitko-Ecks. Abgemähtes wird abgeharkt und weggebracht, damit die Wiese nicht zu fett wird. Sonst blüht sie nicht mehr so schön.
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In der Poststraße zeigt die Gärtnermeisterin auf die zarten Blüten der Prachtkerze (Gaura), die wie Schmetterlinge über den Beeten schweben: „Das ist für den Sommer, für den Herbst haben wir Astern und Gräser gepflanzt.“ Am Grünstreifen an der Giselbertstraße bewässert ein Bauhofkollege junge Bäume: Detlef Kretschmann ist, wie oft an trockenen, heißen Tagen, seit sechs Uhr morgens, also seit fünf Stunden, mit dem Tausend-Liter-Tank unterwegs. Er füllt Wassersäcke am Fuß junger Bäume auf, die durch kleine Perforierungen den ganzen Tag über für Tröpfchenbewässerung sorgen.
Auf die apricotfarbenen Rosen, am Ellerbruchtunnel und an der Hansestraße werde sie immer wieder angesprochen, berichtet Andrea Zitko-Ecks: „Diese Rose ist inzwischen vom Markt genommen worden, aber bei uns in Buxtehude wächst sie wie verrückt.“
In der Goethestraße dominieren Gelbtöne die Rabatten. Wo kürzlich gebaut und Erde bewegt wurde, blühen die Beete orange: „Wir pflanzen schnell Tagetes zum Abdecken, damit sich kein Unkraut ausbreitet.“ Auch Standortfaktoren wie Sonne und Schatten spielen eine Rolle, wenn Zitko-Ecks ein Beet konzipiert. Das Prinzip der Staudenmischpflanzung: Mittig gesetzt werden zehn bis 15 Prozent „Gerüstbildner“, die Struktur geben. Begleitstauden bilden ein abwechslungsreiches Relief. 50 Prozent sollten Bodendecker sein, und fünf bis 10 Prozent Füllpflanzen, die kurz blühen, aber für ein dynamisches Bild sorgen.
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Für den Boden bevorzugt sie Kompost aus Ardestorf: „Der ist weitgehend frei von Wurzelunkraut und nicht so stark versamt.“ Für Aufpflanzungen und Neuanlagen legt Andrea Zitko-Ecks vor der Saison einen Plan an, alle Einzelposten kommen in eine Excel-Tabelle. Bevor ein Anbieter den Zuschlag bekommt, muss sie von dreien Kostenvoranschläge einholen. Im Neubaugebiet Ottensen blüht die Diervilla, ein Insektenfang. Rotlaubige Bestäubungsapfelbäumchen säumen die Milanstraße, wo zu Sonnenhut und pinken Rosen silbrige Perlkörbchen einen reizvollen Kontrast bilden. „Artenvielfalt und Ökologie bedenken wir bei allem, was wir tun, das gehört dazu“, erläutert Andrea Zitko-Ecks.
Glyphosat und andere chemische Mittel kämen in Buxtehude gar nicht zum Einsatz, nur mechanische wie Unkrautbürste und Wasserdampf. Den Riesenbärenklau, über den die Buxtehuder Politik kürzlich im Zusammenhang mit Glyphosat-Einsatz diskutierte, und auch das Jakobskreuzkraut haben die Bauhofmitarbeiter gut im Griff: „Wir stechen das rechtzeitig ab oder graben es aus.“ Leider lasse die Bahn solche Pflanzen auf ihren Flächen häufig einfach stehen. Wenn es sehr große Bestände gäbe, müssten sie sich wohl etwas überlegen, sagt Andrea Zitko-Ecks. Aktuell mache eher Wurzelunkraut wie Giersch oder Quecke Probleme: „Aber wenn das zu mächtig wird, wandeln wir die Fläche lieber in eine Rasenfläche um – durch Mähen.“

Im Kreisverkehr an der Estebrügger Straße blühen im Vordergrund Storchschnabel (Geranium pratense Rozanne) und dahinter die höhere Blauraute (Perovskia).