Zähl Pixel
Archiv

Das Dorf braucht das Landhaus Hammah

Die Eheleute Heike und Günter Reck (vorne) mit Bürgermeister Stefan Holst vor dem „Landhaus Hammah“ . Ihr Pachtvertrag läuft noch bis 2020. Foto Eidtmann

Die Eheleute Heike und Günter Reck (vorne) mit Bürgermeister Stefan Holst vor dem „Landhaus Hammah“ . Ihr Pachtvertrag läuft noch bis 2020. Foto Eidtmann

„Wenn es nach mir geht, wird das Landhaus erhalten.“ Hammahs Bürgermeister Stefan Holst hat sich persönlich bereits positioniert. Er ist gegen einen Abriss der Dorfgemeinschaftsanlage zugunsten eines großen Einkaufszentrums.

Von Jutta Eidtmann Donnerstag, 04.05.2017, 16:47 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Am liebsten würde der Bürgermeister Pächterehepaar Reck ermutigen, noch viele Jahre weiterzumachen und mit der Gemeinde die notwendige Sanierung anzugehen. Doch Heike und Günter Reck hören jetzt immer wieder: „Ach, bei Ihnen kann man wohl nicht mehr lange reservieren oder?“ Denn in der aktuellen politischen Diskussion um die Entwicklung des Ortszentrums von Hammah gibt es eine Investoren-Idee, großflächig auf dem Grundstück des Landhauses zu bauen. Dafür müsste der Abrissbagger kommen. Die „kleinere Lösung“ ist, wie berichtet, ein Neubau auf dem Gelände des bestehenden „nah&frisch“-Marktes von Kaufmann Hermann Hintelmann. Dann könnte der Rat unabhängig von der Einzelhandelsfrage entscheiden.

Entschieden ist noch lange nichts. Bisher steht noch nicht einmal fest, wann die Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit stattfinden soll. Geplant ist, dass zwei Investoren und ein von der Gemeinde beauftragter Fachplaner ihre Vorstellungen darlegen, wie es in Hammah weitergehen könnte.

„Viele unserer Gäste sagen: Wir brauchen euch doch. Hört ihr jetzt auf?“, berichtet Heike Reck, „und wir sagen dann: Nein, noch nicht.“ Heike Reck ist Gastwirtin mit Leib und Seele und will das bis zum Ende des Pachtvertrags zum 28. Februar 2020 auch bleiben. Die Hotelfachfrau (ihr Elternhaus ist das Hotel „Zur Einkehr“ in Stade) und ihr Mann Günter (Koch) bewirtschaften das „Landhaus Hammah“ seit März 1995.

Die Eltern zweier Töchter hatten damals die von der Gemeinde 1982 erworbene und 1995 sanierte Immobilie holterdiepolter übernommen und seither mit viel Leben gefüllt. Bei (Groß)Veranstaltungen helfen den beiden bis zu zehn Servicekräfte auf 450-Euro-Basis.

Seit Schließung des „Alten Krugs“ ist das „Landhaus Hammah“ mit dem angegliederten Schießstand des Schützenvereins und dem ehemaligen Jugendraum die einzige Gaststätte im Ort und der Saal mit bis zu 270 Plätzen oft belegt. Hier feiern Paare ihre grüne, silberne oder goldene Hochzeit, Jubilare ihren runden Geburtstag, Schützen und Feuerwehrleute ihre Bälle. Hier finden Trauerfeiern und Theatervorstellungen statt – und gelegentlich auch eine Sitzung des Rates, wenn viel Publikum erwartet wird. Wegen der zentralen Lage nutzen große Institutionen wie Landvolk, Landfrauen und Landwirtschaftskammern (etwa für den Meisterball) das Landhaus.

Jeden Tag besetzt ist die Kegelbahn. „Wir haben hier durchaus auch jüngere Gruppen“, erzählt Wirtin Reck. Ältere nicht mehr so mobile Spieler behalten die Treffen bei und satteln um auf Tischfußball. Mit Boßel- und Kegelturnieren, Spargeldiplom und Angeboten für Wohnmobilisten arbeitet Heike Reck auch an der touristischen Entwicklung Hammahs. Viele Gäste würden gerne über Nacht bleiben. „Es wäre schön, wenn der nächste Pächter ein paar Zimmer hätte und vermieten könnte.“

Vom nächsten Pächter will Bürgermeister Stefan Holst noch nichts hören. Aber Tatsache ist, dass es einen Instandhaltungsstau gibt, der aufzulösen ist. Und auch eine energetische Sanierung (etwa des Daches) ist überfällig. Dem vorherigen Rat lagen 2016 erste Berechnungen und Kostenschätzungen vor, die sehr hoch waren. Er entschied damals, keine Vorentscheidungen mehr zu treffen.

Wenn es nach Holst geht, sollte die Einkaufsmarkt-Entwicklung auf dem Grundstück Hintelmann stattfinden. „Dann können wir als Gemeinde uns ganz in Ruhe mit dem Landhaus beschäftigen. Und Ehepaar Reck kann in Ruhe weiterarbeiten.“

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.