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Teure Sanierung

Das sind die Gründe für den Abriss der Halle Nord

Eine Sanierung der Halle Nord ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll. Es wird wohl eine neue Halle gebaut und im Anschluss die alte abgerissen werden müssen. Das TAGEBLATT nennt die Gründe für den Abriss und die Konsequenzen für den städtischen Haushalt.

Von Karsten Wisser Montag, 19.11.2018, 08:00 Uhr

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Die Experten des Planungsbüros MRO Architekten haben sich die Halle am Schulzentrum Nord genau angeschaut. Sie sind dabei auf erhebliche Mängel und Risiken gestoßen, die in der aktuellen Kostenschätzung von knapp elf Millionen Euro noch nicht einmal enthalten sind. Die Kosten und Risiken sind nach den Hallenbereichen aufgeschlüsselt. Die Baukosten für eine Modernisierung der Nebenräume liegen bei einer Million Euro, für die Erneuerung der haustechnischen Anlagen bei 1,5 Millionen Euro. Die Baukosten für die Sanierung der Außenfassade werden auf 880.000 Euro geschätzt. Hier bleibt das Risiko, dass die Tragfähigkeit des Mauerwerks nicht ausreicht.

Aufgrund der erforderlichen Fassadenstatik und der Eingriffe in das Tragwerk ist der Verlust des Bestandsschutzes möglich. Die Kosten für neue Halleneinbauten werden noch einmal auf 530.000 Euro geschätzt. Hier gibt es das Problem, dass aufgrund der baulichen Situation eine Erhöhung der Zuschauerzahlen, wenn überhaupt, nur in begrenztem Ausmaß möglich ist. Zusätzliche Plätze braucht aber die Frauen-Handball-Bundesliga-Mannschaft des Buxtehuder SV dringend.

Die Sanierungskosten von Hallenboden und Hallenwänden werden auf 560.000 Euro geschätzt. Ein Nachteil ist, dass der Sportboden aufgrund der erforderlichen lichten Hallenhöhe ungedämmt bleiben muss, sonst verliert die Halle ihre Zulassung für den Wettkampfsport. Ganz heikel ist die Sanierung des Hallendachs und der Decke. Aufgrund der umfangreichen Eingriffe in die Dachtragwerkkonstruktion ist der Verlust des Bestandsschutzes laut Experten sehr wahrscheinlich.

Ein Verlust des Bestandsschutzes hätte dann zur Folge, dass das gesamte Tragwerk nach den aktuell gültigen Lastansätzen bemessen werden müsste. Zusätzliche umfangreiche Austausch- und Ertüchtigungsmaßnahmen wären durchzuführen. Risse in den Hallenbindern müssen saniert werden. Der Umfang wäre noch zu überprüfen. Die Sanierung bei dem unwahrscheinlichen Szenario, dass der Bestandsschutz erhalten bleibt, würde über eine Million Euro kosten. Bei dem wahrscheinlichen Wegfall des Bestandsschutzes wären dies über zwei Millionen Euro.

Zu den Sanierungskosten kommen noch einmal 2,5 Millionen Euro für den Ersatz-Neubau des Foyers und Baunebenkosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro hinzu. Das Foyer soll auch das Bindeglied zwischen Sporthalle und neuem, breitensportlich ausgerichtetem BSV-Vereinssportzentrum werden. Insgesamt summieren sich die bereits ermittelten Kosten auf knapp elf Millionen Euro. Dazu kommt ein Risikoaufschlag in unbekannter Höhe für die benannten Probleme.

Würde die Halle Nord in den jetzigen Maßen eins zu eins wieder aufgebaut werden, würde das einschließlich des Abbruchs der alten Halle 10,5 Millionen Euro kosten. Damit ist die Entscheidung für den Abriss rein rechnerisch gefallen – zumal Neubau und Abriss für den Schul- und den Vereinssport viel einfacher zu organisieren wären.

Damit beginnt auch die Diskussion um die Frage, wie die Halle der Zukunft für die Sportstadt Buxtehude aussehen soll. Da ist schon die Rede von einem zusätzlichen Hallenteil und weiteren Tribünen. Als Beispiel: Ein zusätzlicher Hallenteil würde 2,5 Millionen Euro kosten. Teurer werden beide Varianten – Sanierung und Neubau – durch die Neugestaltung der Außenanlagen. Hier rechnet die Stadt mit Kosten von zwei bis vier Millionen Euro. Welche Variante die höheren Kosten im Außenbereich nach sich ziehen würde, ist aber noch unklar.

Die Probleme mit der Halle Nord ereilen die Stadt in einer Phase, in der sie finanziell so gut dasteht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Allerdings plant die Hansestadt Buxtehude ohnehin das größte Investitionsprogramm aller Zeiten. Bereits ohne Hallenneubau sollen von 2019 bis Ende 2023 rund 100 Millionen Euro ausgegeben werden. Die bisherige Planung sieht vor, dass die Verschuldung bis 2023 von 20 auf 50 Millionen Euro steigt. Das wäre im Vergleich zu anderen niedersächsischen Städten noch tragbar.

„Wir müssen und wir können uns das leisten“, sagt Nick Freudenthal (SPD), Vorsitzender des Finanzausschusses. Das führt zu einer steigenden Verschuldung. 5,4 Millionen Euro sind aktuell im Haushalt für die Sanierung in den kommenden Jahren eingeplant. Der Kreis sollte sich als für die Schulen eigentlich verantwortlicher Träger mit zwei Millionen Euro an diesen Kosten beteiligen. Ob diese Quote von fast 40 Prozent auch bei einem Neubau erhalten bleibt, ist offen. Der Kreis wird sich genau anschauen, was schulisch notwendig ist und nur dafür zahlen. Grund zur Hoffnung gibt das Land. Hier haben CDU und SPD ein 100-Millionen-Euro-Programm für die Sanierung von Sportstätten auf den Weg gebracht. Der Ersatz einer Sportstätte in vergleichbarer Größe ist förderfähig, sofern eine Sanierung nicht wirtschaftlich ist. Das wäre angesichts der vorliegenden Zahlen leicht zu begründen.

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