Zähl Pixel
Arno Schupp

Der neue TAGEBLATT-Chefredakteur tickt digital

Lebt in Buxtehude, arbeitet in Stade: der neue TAGEBLATT-Chefredakteur Arno Schupp . Foto: Michaelis

Lebt in Buxtehude, arbeitet in Stade: der neue TAGEBLATT-Chefredakteur Arno Schupp . Foto: Michaelis

Das TAGEBLATT hat einen neuen Chefredakteur. Arno Schupp (52) ist ab dem heutigen Tag allein verantwortlich für die journalistische Arbeit der Redaktionen in Stade und Buxtehude. Wer ist dieser Mann, der von der Berliner Zeitung zum TAGEBLATT wechselt?

Von Lars Strüning Dienstag, 01.02.2022, 06:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Neugierig wartete die Redaktion auf den ersten Tag mit ihm. Das war der 1. Dezember. Zwei Monate arbeitete er noch parallel zu Wolfgang Stephan, der 20 Jahre lang die Geschicke des TAGEBLATT bestimmte und am gestrigen Montag ausgeschieden ist.

Stephans Stellvertreter, die in Zukunft Schupps Stellvertreter sein werden, lernten den neuen Chefredakteur bereits im September kennen. Der erste Eindruck war positiv. „Moin, Herr Schupp, schön Sie kennenzulernen“, waren ihre ersten Worte. Er konterte lächelnd: „Moin, ich bin Arno“, und streckte ihnen die Corona-Faust zur Begrüßung entgegen. Das war schon mal eine lässige Aktion. Er ist mit allen Kolleginnen und Kollegen per Du, das ist nicht ungewöhnlich in der Branche, aber keine Selbstverständlichkeit.

Apropos, die Branche. Gut 300 lokale Tageszeitungen gibt es in Deutschland. Das TAGEBLATT mit seinen Stader, Buxtehuder und Altländer Titeln ist eine von ihnen. Die Auflage bundesweit liegt bei knapp zehn Millionen. Jeden Wochentag. Tendenz: fallend. E-Paper, die Zeitung in elektronischer Form, liegt bei 195 Ausgaben und 2,34 Millionen Abos. Tendenz: steigend.

Diese Entwicklung ist auch für den Zeitungsverlag Krause mit Sitz in Stade die Herausforderung der Zeit: die Transformation, die Weichenstellung vom Print- aufs digitale Produkt. Deswegen wurde Arno Schupp ausgesucht. Der Mann tickt digital. Das haben viele in der Redaktion schnell zu spüren bekommen, die noch ihre typische Print-Arbeits- und Schreibweise pflegen.

Schupp will den Verlag ins Online-Zeitalter führen

Zeitung und Digitales haben vieles gemeinsam, aber sie müssen verschieden bedient werden. Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte und funktioniert auf allen Kanälen. Aber: Die Titelzeile muss knackig sein, muss Schlüsselwörter zum Thema beinhalten, damit der Text bei der Google-Suche gefunden wird. Wer den Artikel anklickt, weil die Titelzeile ihn oder sie angesprochen hat, muss zum Weiterlesen überredet werden. Absatz für Absatz. Das fängt mit dem Vorspann an, neudeutsch „Teaser“, als Einstieg in den Text und zur Überwindung der Bezahlschranke. Das ist das neue „Storytelling“.

Die Bildsprache muss auch mit überregionaler Konkurrenz im Internet mithalten können. Die für viele Lokalzeitungen typischen Aufstellfotos von Menschengruppen sind Arno Schupp ein Graus. Der Erfolg des Artikels ist anders als beim Printprodukt genau messbar. Wie viele haben ihn aufgerufen, wie lange verweilten die – selbstredend anonymen – Leser auf dem guten Stück? Digitaler Journalismus sei direkter, allein schon wegen der unmittelbaren Reaktionen. Schupp sagt: „Wir müssen lernen, in Echtzeit zu arbeiten.“

Arno Schupp ist der Redaktion in diesem Punkt voraus. Er hat intensive Erfahrungen gesammelt mit unterschiedlichen Medien, beim Weser-Kurier in Bremen, bei Radio Bremen als TV-Redakteur oder zuletzt bei der Berliner Zeitung als Verantwortlicher für die Homepage, also für den digitalen Inhalt. Das will er weitergeben, manchmal etwas schneller, als einige Kollegen hinterherkommen. Wenn er zu weit voraus ist und zu weit weg vom Team, sollen ihn seine beiden Stellvertreter bremsen. Das meint er wirklich so.

Der Weg ist vorgezeichnet, die Bereitschaft der Kollegen ist da. Es ist wie ein Aufeinanderzubewegen, aber auch eine herausfordernde Situation für beide Seiten.

Arno Schupp hat viel vor. Er will die Redaktion und den ganzen Verlag ins Online-Zeitalter führen. Das fängt vor allem mit der Technik als Basis allen Arbeitens an und hört mit Fortbildungen fürs Team noch lange nicht auf. Der Verlag habe in den vergangenen Jahren viel richtig gemacht, jetzt müsse er in die digitale Welt geführt werden. Da bewegen sich die Leser der Zukunft.

„Wir müssen unser ganzes Tun aufs Digitale ausrichten“, ist ein typischer Schupp-Satz. Oder: „Wir müssen uns den veränderten Lese- und Sehgewohnheiten anpassen.“ Er weiß dabei auch: Das Print-Produkt darf nicht vernachlässigt werden. Auf die neuen Kollegen gemünzt heißt das: „Ich habe eine Redaktion vorgefunden, die ihre Arbeit sehr, sehr gut macht, aber das schon viel zu lange im selben Stil.“ Es sei Zeit für Veränderungen, für Kurskorrekturen. Berichte fürs Digitale müssen schneller fertig werden und schneller auf den Punkt kommen. Leser, also die User, müssen sofort erkennen, worum es geht. Feuilleton war gestern.

Das Digitale wird an Bedeutung gewinnen

Er freut sich auf den gemeinsamen Weg mit den neuen Kolleginnen und Kollegen, das ist unverkennbar. Er sieht Dynamik und eine hohe Bereitschaft, sich auf die neuen Anforderungen einzustellen. Spannende Texte, die Entwicklungen und Ereignisse aus der Region einordnen, sie in überregionalen Kontext stellen, das ist sein Anspruch. „Wir leben hier nicht auf einer Insel“, sagt er. Wie lange wird es noch die Zeitung geben? Länger als viele glauben, sagt Schupp, aber sie wird an Bedeutung verlieren, weil das Digitale an Bedeutung gewinnt.

Und warum hat es ihn aus Berlin nach Buxtehude gezogen? Da ist das Wohlfühl-Argument. Er sei – obwohl Japan-Fan – prototypisch Norddeutscher. Er liebt die verbindliche, entspannte Art der Menschen, die zu ihrem Wort stehen. Arno Schupp ist in Rendsburg geboren und in Bremen aufgewachsen. Eltern und Schwiegereltern leben in Bremen und Hamburg. Sie haben ein Alter erreicht, wo die Nähe der Kinder nützlich ist.

Arno Schupp ist nicht auf den ersten Blick als Chef einer 30-köpfigen Redaktion zu erkennen. Die übersichtliche Haarpracht, die Tattoos an den Armen, der lockere Kleidungsstil, das mag für manch einen mit konservativem Blick gewöhnungsbedürftig sein. Das hat er beim Antrittsbesuch beim Landrat gemerkt. Die Mitarbeiterin öffnete die gläserne Eingangstür zum Kreishaus nur zögerlich, obwohl Schupp einen Termin hatte. Nach dem Motto: „Ach, Sie sind der neue Chefredakteur....“ Schupp amüsieren solche Situationen, schließlich kommt es ihm auf die Inhalte an, nicht in erster Linie auf die Außendarstellung.

Beim Wechsel gab es daher vor allem auch das professionelle Argument: Die Aufgabe beim TAGEBLATT klang spannend, reizvoll, sagt er. Und er führt gerne Menschen, ob als Trainer im Karatesport oder eben als Chef der Redaktion. Sein Antrieb: „Wie bringe ich meine Leute dahin, dass wir gemeinsam unser Ziel erreichen?“

Die Zukunft hat begonnen.

Weitere Themen

Weitere Artikel

Führungsduo leitet Redaktion beim TAGEBLATT

Birger Hamann und Lars Strüning haben die Leitung der Redaktion von Stader, Buxtehuder und Altländer Tageblatt sowie von Tageblatt.de übernommen. Sie sind seit Jahren als stellvertretende Chefredakteure im Amt.

T „Perspektive“: Die neue Themenreihe im TAGEBLATT

Liebe Leserinnen und Leser, die Welt rückt immer weiter zusammen. Mit unserer neuen Themenreihe „Perspektive“ wollen wir diesem Prozess Rechnung tragen – in der Zeitung und auf tageblatt.de. Um welche Themen es gehen soll und wie Leserinnen und Leser sich beteiligen kö (...).