Die Arena Buxtehude ist gescheitert

Es war abzusehen: Die Idee, mit einem Stiftungsmodell die Arena in Buxtehude zu finanzieren, ist gescheitert. 3,21 Millionen Euro liegen auf dem Treuhandkonto – unter dem Strich 1,79 Millionen Euro zu wenig. Mit einer kurzen Erklärung reagierten die Initiatoren Michael Schmidt und Helmut Ponath. Darin heißt es: „Wir müssen feststellen, dass unser Konzept, die Arena über ein Stiftungsmodell zu finanzieren, gescheitert ist.“
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Schon in den vergangenen Tagen deutete sich diese Entwicklung an, die jetzt zur Folge hat, dass die 3,21 Millionen Euro vom Treuhandkonto an die Spender zurückbezahlt werden. Jede eingezahlte Summe wird bis spätestens zum 15. Dezember von der Sparkasse Harburg Buxtehude zurücküberwiesen. „Damit ist das Projekt beendet“, sagt Michael Schmidt. Das sei eine traurige Erkenntnis an einem traurigen Tag. Leid tue es ihm besonders um die vielen Unterstützer, die in den vergangenen vier Jahren mit viel Engagement das Projekt unterstützt hätten. Es sei schade, dass die erhoffte große Bewegung nicht entfacht werden konnte. Schmidt: „Die Zahl der Stifter hört sich gut an, es ist aber unter dem Strich nicht einmal die Hälfte unserer Zuschauer, die wir offenbar überzeugen konnten.“
Deswegen möchte Schmidt das Scheitern nicht direkt an den fehlenden Großstiftern festmachen. „Hätten wir eine breite Bewegung entfachen können, wären möglicherweise auch mehr Großstifter zu begeistern gewesen.“ Unter dem Strich gebe es jetzt eine Konsequenz: Die Initiative von Schmidt und Ponath ist zu Ende.
„Es ist sehr schade, dass Michael Schmidt und Helmut Ponath für ihr beispielhaftes Engagement nicht mehr Unterstützung und Nachahmung erfahren haben,“ sagt BSV-Manager Peter Prior, der sich seit Monaten mit Herzblut engagiert hatte. Ob das Scheitern des Stiftungsmodells auch das endgültige Auf für das Projekt bedeutet, ist nicht ganz abzusehen. Peter Prior: „Ich persönlich mag noch nicht endgültig Abschied nehmen von der Vision der Arena, aber ich frage mich natürlich auch: Wo sollte jetzt noch die entscheidende Unterstützung herkommen?.“
Für den Bundesliga-Handball hat das Scheitern keine direkten Folgen; die Halle Nord steht nach wie vor zur Verfügung. 1600 Zuschauer finden gut Platz. Für den Sportbetrieb in Buxtehude fehlen aber vor allem im Winter Trainingsmöglichkeiten. Neue Pläne stehen bei Michael Schmidt nicht auf der Agenda. „Derzeit hat niemand eine schlaue Idee in der Hinterhand“, sagt Michael Schmidt. Gerüchte, wonach ein Investorenmodell intern diskutiert werde, könne er nicht bestätigen.
Das Problem: Der Landeszuschuss für den Erschließungs-Kreisel in Höhe von 480 000 Euro steht nach den bisherigen Erkenntnissen nur in diesem Jahr zur Verfügung. „Das gehört zu den Dingen, die wir jetzt klären müssen“, sagt Bürgermeister Jürgen Badur. Ohne den Landeszuschuss würden die Kosten bei allen möglichen Zukunftsmodellen bei mindestens 9,5 Millionen Euro liegen, was die Realisierung gen Null tendieren lässt. Das Bedauern im Rathaus sei groß, sagt Jürgen Badur. Es sei schade, dass diese Chance für eine Veranstaltungs-Arena nicht zu nutzen war, insbesondere weil Politik und Verwaltung das Projekt lange positiv begleitet hätten.
Was das Scheitern bedeute, und welche Konsequenzen es gebe, müsse nun diskutiert werden. Einen akuten Handlungsbedarf bezüglich von Rückabwicklungen der Grundstücksgeschäfte gebe es nicht. Der Bürgermeister: „Wir müssen diese Entwicklung jetzt erst einmal sacken lassen.“
„Aus der Sicht der Sparkasse ist es schade, aus der Sicht eines Buxtehuders sehr schade“, sagt Sparkassenvorstand Frank Jäschke. Die Sparkasse habe mit viel Engagement die Gründung der Stiftung unterstützt, jetzt sei es einfach traurig, dass das Modell gescheitert sei. Jäschke: Diese Chance auf eine Veranstaltungs-Arena bekommt Buxtehude nicht wieder.“
Der Standpunkt von Wolfgang Stephan:
Für Häme besteht kein Anlass
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ – Das war das Leitmotiv für die gewünschte Aufbruchstimmung in Buxtehude, die durchaus erzeugt wurde. Dass sich knapp 500 Menschen finanziell für die Arena engagiert haben, ist ein Erfolg und verdient Anerkennung. Dass es am Ende viel zu wenige waren, steht auf einem ganz anderen Blatt; für jedwede Häme gibt es aber keinen Anlass.
Die Idee einer von Bürgern finanzierten Veranstaltungs-Arena ist und bleibt gut. Dass zwei Unternehmer Geld als Startkapital auf den Tisch legen, ist in diesem Lande ungewöhnlich und verdient höchsten Respekt.
Möglicherweise ist das aber sogar ein Grund für das Scheitern, weil viele Bürger dachten, am Ende legen Michael Schmidt und Helmut Ponath das fehlende Geld auch noch auf den Tisch.
Eine Fehleinschätzung, wie auch die Vermutung der beiden Initiatoren, dass es viele Großspender geben wird, die sich ähnlich begeistern lassen und in der Kategorie von 100 000 und mehr Euro mitmachen würden. Nur drei Unternehmen stehen in dieser Größenordnung in der Bilanz. Aber auch das ist kein Grund zu Klage, denn auch 10 000 Euro sind für viele Firmen viel Geld. 93 Unternehmen aus der Region haben gespendet. Das ist keine Zahl, für die sich die Wirtschaft schämen müsste.
Nein, die Hürde von fünf Millionen Euro war einfach eine Nummer zu groß für diese Stadt in dieser Zeit.
Vermutlich müssen die Initiatoren sich auch eingestehen, dass der Damen-Handball – bei aller Attraktivität und der Erfolge der BSV-Mannschaft – doch nicht die Faszination ausübt, die notwendig ist, um so viel Geld zu generieren. Denn der Verdacht, dass diese Arena letztlich doch in erster Linie für den Handball genutzt wird, konnte nie ausgeräumt werden – auch oder gerade weil in den ersten drei Jahren von den Initiatoren meist nur von der Sport-Arena gesprochen wurde. Ein Fehler.
Seien wir ehrlich: Dass seit geraumer Zeit nicht einmal die Spitzenspiele der Bundesliga in Buxtehude ausverkauft sind, hat die Bereitschaft zur Spende nicht gerade gefördert.
Und damit sind wir beim Grundproblem: Spenden sind in diesen Zeiten dazu da, Gutes zu tun. Gegen den Hunger auf der
Welt, für die Flutopfer auf den Philippinen oder für die Syrien-Flüchtlinge in der Türkei.
Aber Spenden für eine Veranstaltungs-Arena? Ein kühner Plan, aber letztlich ein zu dorniger Weg mit dem falschen Gefährt. Das ist kein Vorwurf, nur eine Erkenntnis, wenn auch eine bittere für Buxtehude. Es wäre zu schön gewesen.
Aber die Welt geht deswegen nicht unter.
Helmut Ponath und Michael Schmidt reagierten am Mittwochmittag mit dieser Erklärung:
In den vergangenen Monaten und Jahren haben sich viele Bürgerinnen und Bürger, Firmen und Institutionen der Stadt Buxtehude und der Region für das Projekt ARENA Buxtehude eingesetzt.
480 Spender - 387 Bürgerinnen und Bürger, 93 Firmen und Vereine - haben in den vergangenen Wochen eine Gesamtsumme von 3.217.687 € aufgebracht. Eine bemerkenswerte Summe, leider jedoch nicht ausreichend, um mit dem Bau der ARENA zu beginnen und die notwendige Finanzierung zu gewährleisten.
Wir müssen feststellen, dass unser Konzept, die ARENA über ein Stiftungsmodell zu finanzieren, gescheitert ist. Möglicherweise war dieses Finanzierungskonzept „Bürger für Bürger“, trotz aller geleisteten Überzeugungsarbeit, nicht vermittelbar.
Wenn wir auf vier Jahre Projektarbeit zurückblicken - seit der Idee im Dezember 2009, der Umsetzung der Planung, der Gründung und Anerkennung der Sportstiftung Buxtehude im Dezember 2011 bis heute - dann hat uns insbesondere das Engagement und die von so vielen Unterstützern geleistete freiwillige Arbeit beeindruckt. Beeindruckt hat uns aber auch, trotz des Scheiterns des Stiftungsgedankens, dass von 480 Spendern die beachtliche Summe von über 3,2 Millionen Euro aufgebracht wurde. Diese Gelder werden jetzt uneingeschränkt vom Treuhandkonto an jeden Einzelnen zurückgeführt. Jede eingezahlte Summe wird bis spätestens zum 15. Dezember 2013 von der Sparkasse Harburg Buxtehude an die Spender zurück überwiesen.
Wir sind aber heute mehr denn je davon überzeugt, dass die ARENA nicht nur ein Gewinn für die Stadt Buxtehude wäre, sondern die gesamte Region südlich der Elbe also auch die Metropolregion Hamburg davon profitieren würde.
Die Kicker des SV Ottensen gehen als Verlierer vom Platz
Der Bau der neuen Sportanlagen mit einem großen Rasenplatz war an die Arena geknüpft – Politiker sagen Sportlern Unterstützung zu
Beim SV Ottensen ist das Bedauern über das Scheitern der Arena groß. „Wir stehen jetzt als die großen Verlierer da“, sagt der Vorsitzende des Sportvereins, Karl-Heinz Sichlinger. Die Crux: Mit der Arena ist auch der Neubau eines neuen Sportplatzes im Jahre 2014 „gestorben“ – vorerst. Er hofft, dass die Politik jetzt die Sportler nicht in Stich lässt.
Die Ottenser Fußballer hatten Ende 2012 auf ihren Trainingsplatz an der Apensener Straße (L 127) verzichtet – und den Pachtvertrag gekündigt. Auf dem Areal sollte die Buxtehude Arena gebaut werden. „Wir wollten keine Bremser oder Verhinderer sein“, sagt Sichlinger. Deshalb hatte der Verein den Trainingsplatz aufgegeben – verbunden mit der festen Hoffnung, dass der Verein mit dem Bau der Halle endlich eine neue, erschlossene Sportanlage für Punkt- und für Trainigsspiele bekommt.
Rund 130 000 Euro hatte der Verein über die Jahre in den Trainingsplatz gesteckt. Aufgrund der fehlenden Zufahrt musste der alle zwei Jahre neu genehmigt werden; nur mit dem Rad oder zu Fuß durften die Kicker zum Platz.
„Den Ballfangzaun haben wir bereits verkauft“, sagt Sichlinger. Für die Planung der neuen Sportanlage hat der Verein bereits 10 000 Euro ausgegeben. Seit einem Jahr wandern die Fußballer durch die Stadt, trainieren unter anderem am Schulzentrum Süd.
Noch am 31. Oktober glaubten Sichlinger & Co, dass alles auf dem Weg sei. Der Ausschuss für Schulen und Sport stellte – einstimmig – 65 000 Euro in den Haushalt 2014 „als Zuschuss“ für den neuen Sportplatz an der Apensener Straße ein – versehen mit einem „Sperrvermerk“ und verknüpft mit dem Bau der BSV-Arena.
Das Konzept: Der Verein wollte und will laut Sichlinger weiterhin an der L 127 einen Rasenplatz mit „Fifa-Maßen“ und Flutlicht bauen – plus Umkleiden und Trainingsplatz. 253 000 Euro würde allein der Bau der Sportanlage kosten. 60 000 Euro hat der Kreissportbund zugesagt.
Jetzt steckt der Verein in einer Zwickmühle: Ohne den Bau der Buxtehude Arena gibt es keine Erschließung. Und ohne die Erschließung wird die Sportanlage nicht genehmigt. Auch die Parkplätze der Buxtehude Arena wollten die Kicker nutzen.
Doch es kommt noch dicker. 80 000 Euro hatte die Sportstiftung der Arena-Initiatoren für den Sportplatz zugesagt. „Wir hoffen, dass das Geld trotzdem fließt“, sagt Sichlinger. Ohne den dicken Scheck wäre die Kostenkalkulation des Sportvereins endgültig hinfällig.
„Ich hoffe, dass die Politik zu ihrem Wort steht“, sagt der Vorsitzende Karl-Heinz Sichlinger. CDU, SPD und Grüne hatten dem Sportverein bereits im Schulausschuss signalisiert, die Fußballer des SV Ottensen auch bei einem Scheitern der Arena zu unterstützen. „Wir werden den Verein nicht hängen lassen“, sagt SPD-Chefin Astrid Bade.
Nachdem die Arena gescheitert ist, wollen SPD und CDU dem Verein helfen, den Trainingsplatz wiederherzurichten, damit die rund 360 Fußballer wieder vor Ort trainieren können; fünf Herren- und sieben Jugendmannschaften zählt der Verein, hinzu kommt eine Damenmannschaft. Der Verein dürfe nicht schlechter gestellt werden als vorher. Das versprechen auch die beiden Fraktionsvorsitzenden von CDU, Arnhild Biesenbach, und der Grüne, Michael Lemke.
Es müsse „schnellstmöglich“ geprüft werden, ob die zugesagten Landesmittel für die Verkehrsanbindung der Arena mit einem Kreisel jetzt auch für eine Sportanlage des SV Ottensen durch die Stadt – durch den Bau eines Linksabbiegers – gesichert werden könnten, sagt der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Hans-Uwe Hansen (SPD). Nur so könne aus dem Trainings- ein richtiger Sportplatz im baurechtlichen Sinne werden.
Aber: SPD und CDU sehen 2014/2015 keinen großen Spielraum, um den Fußballern eine große Sportanlage wie in Hedendorf oder Immenbeck – ohne die Landesmittel – inklusive hoher Erschließungskosten für Zufahrt und Leitungen zu ermöglichen. Allerdings sagen die drei großen Fraktionen dem SV Ottensen ihre Unterstützung bei der Suche nach einem Standort zu. (bv)
