Die Macher vom Christkindmarkt

Mänoverkritik mit den Ausstellern des Christkindmarktes und die Übergabe des Erlöses (hier an Schulsozialarbeiterin Nike Koch-Paul) sind immer der letzte Termin für die Planungsgruppe (von links Michael Cordes, Carsten Richter, Martin Woits
„Bernd müsste man klonen können“, sagt Martin Woitscheck. Gemeint ist Bernd Reimers, der im Planungsteam des Christkindmarktes in Himmelpforten „für alles“ zuständig ist. Fast zumindest.
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„Alles läuft und ich bin gerade tiefenentspannt“, erklärt Marktmanager Bernd Reimers beim Gespräch mit dem TAGEBLATT. Die müden Augen sprechen eine andere Sprache. Der 54-jährige Frührentner und Vollzeit-Bürgermeister in Himmelpforten ist vor, während und nach dem Christkindmarkt nonstop im Einsatz. Beim ihm läuft alles zusammen. Er organisiert, klärt und besorgt, steckt oben mit Laternenketten in den Bäumen und kniet unten hinter den Holzhütten. Aber Sorgen macht er sich nicht um sich selbst, sondern um die beiden Mitstreiter Karl Weiler und Thorsten Hüsken, die tagelang beim Aufbau mitwirbeln. „Beim Aufbau könnten wir noch Mitstreiter gebrauchen“, räumt er ein.
Seit zehn Jahren arbeiten Reimers, Woitscheck, Cordes und Richter ehrenamtlich als Ideenschmiede und Planungsteam zusammen. Sie sind eine eingespielte und sich gegenseitig inspirierende Männertruppe. Hier mehr Men- oder Womenpower sei nicht unbedingt nötig, sagen die Macher des Marktes, der in diesem Jahr das zwölfte Mal stattfindet, genau zwölf Tage dauert und mit dem Nikolaustag am 6. Dezember endet. „Wir brauchen Leute, die anpacken, nicht Leute, die schlau reden“, sagt der IT-Fachmann Cordes.
Der 48-Jährige hatte damals noch kleine Kinder, als er sich – enttäuscht vom eintägigen kirchlichen Weihnachtsmarkt – für einen Budenzauber einsetzen wollte, der zum Ortsprädikat Christkinddorf passt. „Anders, besser, größer“ formulierte er damals seinen Anspruch – und genauso kam es. Von Jahr zu Jahr gewann der ehemals von Reimers und Burkhard Bönnighausen ins Leben gerufene lauschige Christkindmarkt an Raum, Atmosphäre und Attraktionen – bis er vor zwei Jahren sein endgültiges Profil fand, an dem jetzt nur noch gefeilt werden muss.
Cordes spricht übrigens immer und nur vom Christkindmarkt. Selbst als Synonym, so entgegnet er dem TAGEBLATT mit blitzenden Augen, sei „Weihnachtsmarkt“ nicht zulässig. „Dann kriege ich einen Hals.“ Und: „Wir können noch wachsen“, sagt der für die Internetseiten und das Online-Marketing zuständige Spezialist. Prompt erntet er lauthals Protest von den anderen und klärt dann auf: Er meint die Besucherzahlen gerade in der Woche. Die sind schon top, aber je höher der Bekanntheitsgrad, desto höher der Zulauf, desto mehr Umsatz für die vielen kleinen Kunsthandwerker.
Tausende strömten im Dezember 2014 zum Coca-Cola-Truck, im NDR kam die Durchsage: „Zehn Kilometer Stau vor Himmelpforten, bitte weiträumig umfahren.“ Den Truck an Land zu ziehen, war eine der verrückten Ideen von Woitscheck. Der Weihnachtsfan („für mich ist das die schönste Zeit – mit Silvester!“) macht die Printwerbung, gestaltet Flyer und Pressemappe – und schob schon so manchen Werbe-Gag an: Den Sommer-Auftritt des Quartetts als verkleidete Weihnachtsmänner in der Mönckebergstraße etwa, den Erwerb und Transport des schnarchenden Weihnachtsmannes aus Stade und den bunten Ganzjahresbriefkasten fürs Christkindpostamt vor der Villa von Issendorff.
Wenn es nach dem 46-jährigen Immobilienmakler geht, könnte der Weihnachtsmann, der traditionell den Markt eröffnet, auch einmal mit dem Helikopter einfliegen. Aber da ist es dann die Aufgabe von Carsten Richter, ihn auf den Boden der Realität zurückzuholen. „Ich bin die Spaßbremse“, sagt der Bäcker- und Konditormeister lachend.
Bernd Reimers, der den früheren Ratskollegen genauso „anwarb“ wie die anderen, nennt Carsten Richter den „Lückenbüßer“. Der 45-jährige Selbstständige mit mehreren Filialen hat im Advent genug um die Ohren, aber er hilft und putzt aus, wo er kann. Außerdem steht er mit einem Stand auf dem Markt und bekommt so eine Menge mit.
Im Januar werden sie besprechen, wie es so lief mit ihrem „Baby“ in diesem Jahr. Und dann heißt es: nach dem Markt ist vor dem Markt. Dann wird ab Sommer neu gesponnen, gelacht, gedacht – und auch mal gestritten. „Wir reden hier Klartext“, verrät Michael Cordes, und da herrsche nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Das sei in allen guten Teams so.
In der TAGEBLATT-Weihnachtsserie berichten wir bis zum 24. Dezember über Personen, Vereine und Institution, die auch – aber nicht nur – in der Weihnachtszeit ihren Mitmenschen etwas Gutes tun. Am Dienstag lesen Sie eine Geschichte darüber, wie der Buxtehuder SV mit seiner Tombola Geld für gute Zwecke sammelt.

Jedes Jahr eine neue Idee: Dieses Jahr rückten der Weihnachtsmann und seine Engel mit der Feuerwehr ein. Foto Feuerwehr Himmelpforten

Der Christkindmarkt in Himmelpforten wirbt damit, dass er besonders kinder- und familienfreundlich ist. Foto Archiv