Zähl Pixel
Archiv

Drei Moderatoren auf dem Roten Sofa

Die Moderatoren der NDR-Talksendung „Das!“, Hinnerk Baumgarten (von links), Inka Schneider und Bettina Tietjen. Die Livesendung feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit vier Jubiläumssendungen vom 18. bis 21. Januar im NDR. Foto Wendt/dpa

Die Moderatoren der NDR-Talksendung „Das!“, Hinnerk Baumgarten (von links), Inka Schneider und Bettina Tietjen. Die Livesendung feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit vier Jubiläumssendungen vom 18. bis 21. Januar im NDR. Foto Wendt/dpa

Im Januar 1991 lief „Das!“ zum ersten Mal im NDR Fernsehen. Immer live, immer um 18.45 Uhr, begrüßen die Moderatoren Bettina Tietjen, Inka Schneider und Hinnerk Baumgarten ihre Gäste.

Von Mona Adams Freitag, 15.01.2016, 15:55 Uhr

Mehr als 8000 Prominente, aber auch Menschen mit außergewöhnlichen Erlebnissen und Erfahrungen, haben schon auf dem roten Sofa Platz genommen, aus ihrem Leben erzählt und sich den Fragen der Moderatoren gestellt. Das TAGEBLATT hat den Spieß mal umgedreht und Hamburg-Korrespondentin Mona Adams die Fragen stellen lassen.

TAGEBLATT: Ist das rote Sofa bequem?

Hinnerk Baumgarten: Nee.

Bettina Tietjen: Nein.

Inka Schneider: Nein. Es ist steinhart mit einer ganz geraden Lehne. Man will darauf kein Fernsehen schauen, nur Fernsehen machen.

Tietjen: Viele Gäste sind ganz überrascht. Sie denken, dass es viel weicher ist.

TAGEBLATT: Und trotzdem sitzen Sie gerne auf dem roten Sofa?

Schneider: Sehr gerne, jeden Abend wieder. Wir machen den Platz auch nicht frei. Die nächsten 25 Jahre müssen uns die Zuschauer auch noch ertragen. Wir sitzen das aus.

Baumgarten: Jeder von uns hat schon seine eigene Po-Kerbe auf dem Sofa.

Tietjen: Es macht uns unglaublichen Spaß. Seit es das rote Sofa gibt, bin ich schon dabei. Ich gehe jeden Abend aufs Neue dahin und freue mich darauf, was passiert.

TAGEBLATT: Worauf freuen Sie sich? Vor allem auf die Gäste?

Tietjen: Ja. Es macht einen großen Reiz aus, dass die Sendung live ist. Man hat eine Dreiviertelstunde mit einem Menschen zu tun und man weiß nie, wie es sich entwickelt.

Baumgarten: Die Gäste sind immer auch begeistert davon, dass es eine Live-Situation ist. Sie haben Raum, um von sich zu erzählen, von ihren Meinungen oder ihrem Leben.

Schneider: Wir waren früher eine Magazinsendung, heute sind wir eine Talksendung. Wenn wir einen Gast da haben, mit dem sich ein ganz tolles Gespräch entwickelt, dann schmeißen wir auch schon mal einen geplanten Beitrag raus und reden länger. Natürlich sprechen wir vorher mit den Gästen, worüber sie reden wollen und worüber auch nicht. Wir respektieren das – und die Prominenten vertrauen uns.

TAGEBLATT: Bettina Wulff, Til Schweiger, David Garrett, Boris Becker – sie alle waren schon da. Wer war Ihr Lieblingsgast?

Baumgarten: Jeder Gast hat immer auch etwas Besonderes. Neulich hatte ich einen spannenden Gast, Dr. Ruth Westheimer, die Sexualforscherin. Es war so fantastisch. Da sitzt diese ältere Dame da auf dem Sofa, und wir reden über Sex.

Tietjen: Ich erinnere mich. Du hast doch am Ende zu ihr gesagt, dass du sie in New York besuchst und ihr dann ganz groß rauskommt. Und da sagt sie: „Ich bin schon berühmt.“ Es gibt so tolle Gäste, ich kann gar nicht sagen, wen ich am liebsten hatte.

TAGEBLATT: Anders herum gefragt. Wer fehlt noch?

Tietjen: Ich hätte zum Beispiel gerne mal Günther Jauch hier, der kommt aber nicht. Harald Schmidt war auch noch nie da, Thomas Gottschalk auch nicht oder Franz Beckenbauer.

Schneider: Es gibt auch Gäste, die waren schon bei Bettina oder Hinnerk, aber nicht bei mir. Zum Beispiel Gloria von Thurn und Taxis. Die hat mir immer wahnsinnig imponiert. Als sie dann zu Gast bei Hinnerk war, war ich ein bisschen traurig. Bettina und ich reißen uns auch immer um Ulrich Tukur. Tja, ich hatte ihn gerade erst, Bettina.

Tietjen: Ja, ja. Ich war auch ganz neidisch.

TAGEBLATT: Wie teilen Sie die Studiogäste auf? „Hey, ich möchte Ulrich Tukur“?

Baumgarten: Nein, das ist Zufall. Wir treffen uns aber einmal in der Woche mit der Redaktion und sprechen über Gäste. Da schlagen wir Gäste vor. Und da können wir auch Wünsche äußern, mit dem möchte ich gerne sprechen, oder legen ein Veto ein.

Schneider: Das habe ich noch nie gehabt. Legt ihr ein Veto ein?

Tietjen: Ich habe schon mal gesagt, dass ich eine Person nicht so spannend finde. Wir sind ganz demokratisch. Jeder Name wird im Plenum diskutiert.

TAGEBLATT: Manche kommen immer wieder. Schauspieler Peter Heinrich Brix war schon zehn Mal da.

Schneider: Ich glaube, ich hatte ihn davon schon fünf Mal. Als ich vor 13 Jahren das Angebot bekam „Das!“ zu moderieren, habe ich Bettina angerufen und gefragt, wie das so ist. Und Bettina erzählte, dass ein Gast auch mal öfter kommt. Und ich dachte mir, dass man dann doch gar nicht mehr neugierig sein kann. Damals konnte ich mir das nicht vorstellen. Heute weiß ich es besser: Es passiert so viel im Leben unserer Gäste, wir haben immer etwas zu bereden. Heute freue ich mich auf jeden, der gerne wiederkommt.

Tietjen: Ich hatte den Schlagersänger Peter Petrel wieder mal zu Gast. Nachdem wir sein Lied „Hamburger Deern“ eingespielt hatten, fragte ich ihn, ob es diese Deern wirklich gibt. Da sagt er: „Genau dasselbe haben Sie mich beim letzten Mal auch gefragt.“ Das hatte ich längst vergessen.

TAGEBLATT: Was wünschen Sie sich von Ihren Gästen?

Schneider: Dass sie weiterhin so viel Lust haben, zu uns zu kommen und uns vertrauen.

Tietjen: Ich wünsche mir Offenheit und vor allem die Bereitschaft, auch mit zum unterhaltsamen Verlauf der Sendung beizutragen. Das sind die besten Gäste, die wissen, dass sie auch eine Bringschuld haben.

Baumgarten: Im Grunde ist es Menschlichkeit und Authentizität.

TAGEBLATT: Wie wichtig sind die wechselnden Studiokulissen dabei?

Tietjen: Die spielen eine immer größere Rolle. Vor zwei oder drei Jahren haben wir angefangen, jeden Tag für unseren Gast eine kleine Welt zu bauen, die mit seinem Leben zu tun hat. Viele öffnen sich dann ganz anders.

Schneider: Die Kollegen machen das mit einer unglaublichen Liebe zum Detail. Und das alles für zwei Minuten Sendezeit. Das ist toll. Wir sind da selber immer wieder begeistert, wenn wir ins Studio kommen.

Baumgarten: Ich habe mit Udo Walz Spätzle in der Küche gegessen. Das war ein sehr intensives Gespräch über seine wirklich schwierige Kindheit. Das war eine ganz eigene Stimmung. So etwas hilft enorm.

Tietjen: Manchmal entstehen Momente, die kannst du so nicht planen. Ich war mit Hardy Krüger junior im Wald. Wir wussten, er liebt den Wald. Und da hat er auf einmal über den plötzlichen Kindstod seines Sohnes gesprochen. Das war sehr bewegend.

TAGEBLATT: Wie sehr prägen Ihre jeweiligen Charaktere die Sendung?

Schneider: Jeder fragt anders und jeder hat einen anderen Bezug zu dem jeweiligen Gast. Die Abwechslung macht es.

Tietjen: Wir sind sehr unterschiedlich. Aber was uns eint, ist das Interesse an Menschen, und das ist die wichtigste Voraussetzung.

TAGEBLATT: Haben Sie schon mal gemeinsam auf dem Sofa Platz genommen?

Baumgarten: Ich kann mich erinnern, dass wir mal im Serengeti-Park Hodenhagen zusammen waren. Da hatten wir drei junge Löwenbabys auf dem Sofa. Die haben gekratzt, und den Frauen hat das gar nicht gefallen. Ich musste die Tiere dann packen und durfte mal Held sein.

Tietjen: Am nächsten Donnerstag haben wir eine gemeinsame Sendung, unsere Jubiläumssendung. Das kommt selten vor, deshalb freuen wir uns da ganz besonders drauf.

Schneider: Wir werden uns gegenseitig befragen, Anekdoten erzählen und über skurrile Situationen reden. Das wird ein Feuerwerk der Erinnerungen.

Tietjen: Das wird toll. Wir verstehen uns wirklich gut. Schade, dass man sich nur zur Dienstbesprechung oder auf der Weihnachtsfeier trifft.

Baumgarten: Ich hab aber nicht das Gefühl, dass wir uns selten sehen. Außerdem haben wir doch eine WhatsApp-Gruppe.

TAGEBLATT: Letzte Frage: Nach dem unglücklichen Interview mit Schauspielerin Katja Riemann im vergangenen Jahr. Darf sie noch einmal wiederkommen?

Baumgarten: Die Einladung steht. Gerne.

Schneider: Jenny Elvers war nach ihrem Auftritt auch noch mal bei Bettina. Es war für alle wichtig, die Sendung gemeinsam Revue passieren zu lassen.

Tietjen: Das war damals eine schwierige Situation. Aber im Nachhinein hat es uns beiden nicht geschadet. Wir haben beide daraus gelernt.

Den Geburtstag von „Das!“ feiert das NDR Fernsehen vom 18. bis zum 21. Januar gleich vier Mal. Denn zum Jubiläum erfüllt sich für die Moderatoren in je einer Sendung ein besonderer Wunsch. Am 21. Januar folgt dann das große Finale.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.