Er ist dem Terroristen-Trio auf den Fersen

Der Journalist Benjamin Reimers (35) aus Winsen an der Luhe hat akribisch recherchiert und auch die Tatorte der einzelnen Überfälle aufgesucht. Durch die Schwingewiesen zwischen Wiepenkathen, Groß Thun und Riensförde flohen die Kriminellen nach dem Marktkauf-Raub an Heiligabend 2012. Fotos: Beneke
Dieser Mann lässt nicht locker: Journalist Benjamin Reimers aus Winsen/Luhe ist den ehemaligen Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) auf der Spur, die für Anschläge auf Geldboten und Supermärkte verantwortlich gemacht werden – unter anderem auf den Marktkauf in Stade.
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Der 35-Jährige hat den Überfall bei Marktkauf an Weihnachten 2012 rekonstruiert, der auf das Konto des Trios Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette gehen soll. Er zieht Parallelen zu dutzenden weiteren Fällen. Verbrechen beschäftigen Benjamin Reimers seit vielen Jahren. Als Kind zählte die Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ zu seinen Lieblingsformaten. Später hat er eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen absolviert und in einer Kanzlei gearbeitet.
Inzwischen verdient er sein Geld als Gerichtsberichterstatter für mehrere Tageszeitungen im nordöstlichen Niedersachsen. Derzeit recherchiert der Journalist zu Kriminalfällen, die noch längst nicht aufgeklärt sind: Raubdelikte, hinter denen die ehemaligen Terroristen Burkhard Garweg, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Daniela Klette stecken sollen. Seit den 1990er Jahren leben sie im Untergrund. Eher zufällig kamen die Ermittler ihnen im Frühjahr auf die Schliche. Nach einem Angriff auf einen Geldtransporter im Bremer Umland fanden sie am Tatort DNA-Spuren. Die Waffen sollen aus einem alten Depot stammen. Der Aufenthaltsort der Gruppe ist weiter unbekannt.
Reimers hat viele Tatorte besucht, um sich selbst ein Bild zu verschaffen. In Stade konnte er mithilfe von Skizzen der Polizei den Fluchtweg rekonstruieren: Das Trio war in der Ortschaft Wiepenkathen und auf Wanderwegen in den Schwingewiesen unterwegs. „Sie waren mehr als einmal hier“, ist sich der Journalist sicher. Die Täter müssen die Route genau ausgekundschaftet haben.
Benjamin Reimers sieht eine Verbindung zu einer Tat in Stade aus der Adventszeit von 2003. Ein bis heute unbekannter Mann hatte einen Geldboten überfallen und war mit der Beute in einem grünen VW-Golf 3 davongefahren. Den Wagen, den die Täter am Vorabend in Bremen gestohlen hatten, ließen sie in der Nähe der Markuskirche im Stadtteil Hahle zurück. Die Geldkassette fanden Polizisten an einem Feldweg an der Bundesstraße 73. „Die Parallelen sind erkennbar“, sagt Benjamin Reimers.
Hunderte Kilometer ist Benjamin Reimers auf den Spuren der Terroristen durch Deutschland gereist, hat Tatorte besucht und mit Ermittlern gesprochen. Seine Rechercheergebnisse möchte er in einem Buch veröffentlichen. Dass eine Verhaftung der untergetauchten Kriminellen bevorsteht, die in den Niederlanden vermutet werden, glaubt er indes nicht.
Benjamin Reimers ist auf der Suche nach Zeugen und Informanten für die beiden Überfälle in Stade. Er ist zu erreichen per Mail: schreibstubebr@gmail.com.
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Auf diesem Wanderweg südlich von Stade war das RAF-Trio unterwegs.

In diesem Wald bei Riensförde steckten die Täter den Golf in Brand.