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IHK-Empfang

Ex-Minister Lutz Stratmann spricht über die Zukunft der Arbeitswelt

Freundliche Worte und klare Wahrheiten: Maike Bielfeldt und Lutz Stratmann bei der Hanseatischen Tafel in Stade. Foto: Strüning

Freundliche Worte und klare Wahrheiten: Maike Bielfeldt und Lutz Stratmann bei der Hanseatischen Tafel in Stade. Foto: Strüning

Wenn sich das Who-is-who der Stader Wirtschaft und Gesellschaft in der Vorweihnachtszeit zur Hanseatischen Tafel trifft, wird Erbauliches für Kopf und Leib geboten. Dieses Jahr wurden ein Vortrag von Ex-Minister Lutz Stratmann und ein sechsgängiges Menü serviert.

Mittwoch, 18.12.2019, 11:24 Uhr

Klare Worte zur Zukunft der Arbeit wurden begleitet von marinierter Lachs-Crepe-Roulade, einem Kalbsbraten an Rotweinjus und Sckoladen-Panna-Cotta. Die Tische im großen Saal der IHK Stade waren adventlich geschmückt, der Landessuperintendent Dr. Hans-Christian Brandy sprach weihnachtliche Worte und sang mit der illustren, 70-köpfigen Schar „macht hoch die Tür“. Für ihn war es eine Premiere.

Für eine war es eine besondere Tafel: Zum sechsten - und zum letzten - Mal begrüßte IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt die Gäste. Ihre Zeit in Stade endet am 31. August 2020, dann wechselt sie als Chefin der IHK nach Hannover. Da schwinge Melancholie mit, gestand sie.

Lutz Stratman wird vielen noch als  niedersächsischer Bildungs- und Kulturminister (von 2003 bis 2010) bekannt sein. Jetzt ist der Rechtsanwalt Geschäftsführer der Demografieagentur Niedersachsen. Stratmann brachte interessante Zahlen und neueste Erkenntnisse zur Arbeitswelt mit nach Stade.

Es gibt sie noch laut Stratmann,die guten Nachrichten aus der Welt der deutschen Wirtschaft. Mit Südkorea sei Deutschland das innovativste Land der Erde. Auf Platz zwei stehe es beim Einsatz von Robotern pro 1000 Arbeitsplätze. Da sei in Zeiten des demografischen Wandels und fehlender Facharbeiter unabdingbar. Platz 3 belege Deutschland bei den Exporten, Waren made in Germany seien also immer noch weltweit gefragt.

Aber: „Wir Deutschen sind ein ganz kleines Rädchen“, stellten nur ein Prozent der Weltbevölkerung, seien aber für zwei Prozent der CO2-Emmissionen verantwortlich, ein Missverhältnis. Und bei den leistungsfähigsten Digitalökonomien lande Deutschland nur auf dem 17. Platz. Da gebe es also noch viel zu tun. Stratmann sprach von „massiven Problemen“ aber auch davon, dass Deutschland als kleines Land imstande sei, Unmögliches möglich zu machen.

Klima- und demografischer Wandel bezeichnete er als Megatrends. 2020 sind erstmals mehr Menschen älter als 50 in Deutschland als jünger. Die Rentenbezugsdauer habe sich seit 1970 verdoppelt, von neun auf 18 Jahre. Um dem entgegenzuwirken, gebe es drei Möglichkeiten: Renten kürzen, Rentenbeitrag erhöhen - beides verwirft Stratmann -, oder das Renteneinstiegsalter hochsetzen. Er sprach sich für ein Alter von 70 oder 72 Jahren aus. Stratmann: „Darüber muss gesprochen werden.“ Schließlich steige die Lebenserwartung und blieben die Menschen lange fit.

Wirtschaft ist viel Psychologie, das ist nicht neu. Aber, fragte sich der Referent, wie bekommen die Deutschen eine Aufbruchstimmung hin, wie würden zum Beispiel die Chancen der Digitalisierung erkannt und nicht nur die Risiken beschworen? Er sprach sich für eine neue Unternehmenskultur aus, in der Risiken eingegangen würden und Fehler gemacht werden dürften. Veränderungsbereitschaft sei der Schlüssel. Das sei allerdings in Zeiten hohen Wohlstands sehr schwierig. Die Menschen hielten gern an Gewohnheiten fest, wenn es ihnen gutgehe. 

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