Familienunternehmen auf dem richtigen Kurs
 
            Volle Kraft voraus: Clemens, Dorothea und Rudolf Sommerfeld (von links) leiten das Familienunternehmen in Buxtehude. Foto Scholz
Das Binnenschifffahrtskontor Sommerfeld aus Buxtehude gehört mit dem eigenen „Fuhrpark“ zu den erfolgreichsten Reedereien in Norddeutschland. Zu dem bekannten Schlagersänger Gunter Gabriel besteht eine besondere Verbindung.
 Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 € 
Jetzt sichern!  
Ein Einfamilienhaus mitten in den Brunkhorstschen Wiesen in Buxtehude. Hinter dem grünen Zaun auf den Pflastersteinen liegt ein Golden Retriever. Hinter dem Haus erstreckt sich ein Garten mit schmaler Grünfläche. Kein Schild, nichts weißt darauf hin, dass sich hinter dieser unscheinbaren Fassade einer der größten Reedereien der Binnenschifffahrt in Norddeutschland verbirgt: das Binnenschifffahrtskontor Sommerfeld.
„Es war anfangs mehr ein Hobby“, sagt Rudolf Sommerfeld. Er und seine Ehefrau Dorothea hätten nie zu träumen gewagt, dass sie später einmal 80 Menschen im Kontor und an Bord beschäftigen, ihre Schiffe Tonnen von Getreide, Baustoffen oder Futtermittel auf Elbe, Weser und dem norddeutschen Kanalsystem transportieren und 2015 ihr erfolgreichstes Geschäftsjahr erlebten. Dass es die Reederei nun schon 25 Jahre gibt, heißt, „dass wir einiges richtiges gemacht haben“, sagt Rudolf Sommerfeld.
Dabei ist die Situation der Branche keinesfalls rosig. Den Reedereien fehlen nicht nur Fachkräfte, Innovationen und eine politische Lobby, sie leiden auch unter den teuren Kraftstoffen, dem niedrigen Preisniveau bei Frachtraten und den Streiks der Schleuser. Umso überraschender sind die Worte von Rudolf Sommerfeld. Er sagt: „Uns geht es eigentlich sehr gut.“ Das Unternehmen komme ohne Kredite aus und habe auf dem Elbe-Seitenkanal einen Marktanteil von rund einem Drittel.
Begonnen hatte alles im Jahr 1991 – mit dem Trockenfrachter MS Dortmund. Dann wuchs die Flotte mit im Schnitt einem Schiff pro Jahr auf heute 25. Das hatte so weit geführt, dass sich Rudolf Sommerfeld neben seinem eigentlichen Beruf immer mehr der Binnenschifffahrt widmete und mit seiner Frau den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. „Das war eine große Entscheidung, wir hatten zwei Kinder zu versorgen“, sagt Dorothea Sommerfeld.
Das erste Büro richtete die Familie in einem Reihenhaus in Buxtehude ein, dafür wurde ein Kinderzimmer umfunktioniert. 1994 folgte dann der Umzug in das heutige Einfamilienhaus mit den Büros; die Schiffe sind im Harburger Binnenhaften. Nach dem harten Winter 1996/97 stand die Reederei jedoch kurz vor dem Aus. „Wir waren fast pleite“, sagt Rudolf Sommerfeld. Von November bis März konnten die Schiffe wegen der Eisschollen nicht auf der Elbe verkehren.
Doch das Unternehmen erholte sich und schaffte endgültig den Durchbruch. Zum einen weil die Sommerfelds ihre Produktpalette erweiterten und fortan verstärkt Getreide transportierten, und zum anderen weil sie den eigenen Fuhrpark ausbauten. „Dadurch können wir für unsere Kunden zuverlässiger agieren als unsere Mitbewerber“, sagt Clemens Sommerfeld.
Der 29-Jährige führt die Reederei seit zwei Jahren zusammen mit seinen Eltern. Ein Schritt, der sich angebahnt hatte. Clemens Sommerfeld hatte Unternehmensnachfolge studiert und schon vorher bei der Reederei gearbeitet. „Es hat mir Spaß gemacht“, sagt er, „ich habe viele Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen.“ Während sich Clemens Sommerfeld um den kaufmännischen Bereich kümmert, ist der Vater für die Technik zuständig. Konflikte? Gebe es nicht, sagt Clemens Sommerfeld. Der Junior hole sich viel Feedback und Hilfe bei seinem Vater.
Clemens Bruder Simon Sommerfeld hatte die Jöhnk-Werft in Harburg noch bis vor zwei Jahren geführt. Er ist dann aber ausgeschieden und arbeitet jetzt in Norwegen. Dass die Sommerfelds die insolvente Werft vor zehn Jahren übernommen haben, sei, so Dorothea Sommerfeld, dennoch eine glückliche Fügung gewesen. Dort können sie ihre eigenen Schiffe reparieren lassen.
Ein Dauergast auf dem Werftgelände ist Gunter Gabriel. Der Schlagersänger liegt dort schon seit sieben Jahren mit seinem Hausboot. Vor allem nach der Rückkehr aus dem diesjährigen Dschungelcamp hätten Medienvertreter Schlange gestanden, erzählt Rudolf Sommerfeld, der mit ihm befreundet ist. Zurzeit sei Gunther Gabriel jedoch nicht häufig in Harburg. Bei der Feier zum 20-jährigen Jubiläum hatte der Schlagersänger sogar eine Hymne für die Sommerfelds komponiert.
Früher oder später können sich die Sommerfelds vorstellen, ihr Angebot auf den Umschlag von Containern zu erweitern. Ob Rudolf und Dorothea Sommerfeld dann noch ihre Finger im Spiel haben werden, ist fraglich. Die beiden wollen sich langsam aus der Reederei zurückziehen, einen konkreten Zeitpunkt gibt es nicht. „Wir empfinden die Reederei nicht als Belastung“, sagt Dorothea Sommerfeld, „das war sie noch nie.“
