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Fischers Höhepunkt war die Wende

Rudolf Fischer war von 1986 bis 1990 Staatssekretär in der Landesregierung. Foto Wisser

Rudolf Fischer war von 1986 bis 1990 Staatssekretär in der Landesregierung. Foto Wisser

Als zuständiger Staatssekretär erlebte er die Zeit der Wende und das Ende der DDR hautnah – Der Rechtsanwalt saß 40 Jahre im Rat der Stadt Buxtehude.

Von Karsten Wisser Freitag, 30.12.2016, 17:18 Uhr

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Es war der Höhepunkt seiner politischen Arbeit. „Eine spannende, unvergessliche Zeit“, wie Rudolf Fischer, Rechtsanwalt und Notar aus Buxtehude, heute rückblickend formuliert. Genau zur Zeit der Wende war der FDP-Mann Staatssekretär im Landesministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten, dem Ministerium, das für die innerdeutsche Frage in Niedersachsen zuständig war.

Mit seinem Minister Heinrich Jürgens war Fischer ganz dicht dran – an der Bewältigung der Flüchtlingswelle, am Ende der DDR und dem Zusammenbruch des Ostblocks. Fischer saß im Kabinett, unter dem CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Auf den gemeinsamen Reisen in die damalige Bundeshauptstadt Bonn erzählte Ernst Albrecht auch gerne von seiner Tochter Röschen, heute besser bekannt als Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Fischers Zeit in Hannover endete 1990 mit dem Sieg des späteren SPD-Kanzlers Gerhard Schröder bei der Landtagswahl. In der anschließenden FDP-internen Diskussion, ob die Liberalen mit Schröder und der SPD über eine FDP-Regierungsbeteiligung reden sollten, unterlagen Fischer und Jürgens, und die FDP ging in die Opposition.

Für Fischer war es auch deshalb eine tolle Zeit, weil die Deutschlandpolitik der eigentliche Grund für ihn war, in die Politik zu gehen. Nach Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg wollte Fischer sich rückblickend nicht nachsagen lassen, sich nicht für eine bessere Zukunft und die deutsche Wiedervereinigung engagiert zu haben. Die Idee der Freiheit faszinierte den jungen Studenten während seines Jurastudiums in Marburg und München. Er organisierte er viele Reisen in die DDR. „Es ist wichtig, miteinander zu reden, man darf dabei nur nicht die eigenen Positionen aufgeben“, so Fischer, der dies auch als Hinweis für den Umgang mit Putin, Erdogan und Co. in heutigen Zeiten verstanden wissen will.

Fischer hatte nach 40 Jahren im Rat der Stadt Buxtehude 2014 in der Mitte der Wahlperiode seinen Sitz an Dörte Matthias abgegeben und saß dann noch zwei Jahre als Einzelkämpfer im Kreistag. Neben seinen Mandaten engagierte sich der heute 76-Jährige viele Jahre in der Partei, war Buxtehuder Ortsverbandsvorsitzender, im Kreisvorstand, Bezirksvorsitzender und stellvertretender Landesvorsitzender der FDP sowie Landtagsabgeordneter und stellvertretender Fraktionschef auf Landesebene. Außerdem war er 1. stellvertretender Buxtehuder Bürgermeister und 1. stellvertretender Landrat.

Als Ortsverbandsvorsitzender war es Fischer, der mit anderen 1972 Lisa Peters vom Eintritt in die FDP überzeugen konnte. Lisa Peters war bis dahin in der Elternarbeit engagiert. Sie wurde zum Gesicht der Liberalen in der Region und schaffte es bis in den Bundestag. Die große Dame der FDP starb 2010.

Fischer wuchs im Nachbarlandkreis Harburg in Tostedt auf. Auf dem Gymnasium in Scheeßel lernte er seine spätere Frau Heidi kennen, die aus Buxtehude kann. Das war auch der Grund, warum die junge Familie nach dem Ende des Studiums und einer ersten Stelle in Freiburg an der Elbe als Notarvertreter in Buxtehude ein Zuhause fand.

Die aktuelle Krise seiner Partei bereitet Fischer aufgrund seiner Erfahrung keine zu großen Sorgen. „Ich habe viele Auf und Abs der FDP miterlebt. Wir werden auch diese Krise gut überstehen“, so Fischer. Seine Nachfolger im Rat und im Kreistag sieht er gut aufgestellt. Die Gruppenbildung mit der BBG/FWG im Rat und im Kreistag mit den Piraten seien gute Entscheidungen gewesen. Als Mandatsträger einer kleinen Partei müsse man viel Zeit investieren, deshalb sei es gut, mit anderen zusammenzuarbeiten, um seine Basis zu erweitern. „Ich werde meine Freizeit jetzt damit verbringen, Dinge zu tun, die in der Vergangenheit zu kurz gekommen sind“, sagt Fischer. Da wäre an erster Stelle die Familie.

In der Reihe „Politiker a. D.“ stellte das TAGEBLATT bekannte Lokalpolitiker vor, die sich nach vielen Jahren Arbeit im Rat ihrer Stadt oder Gemeinde aus der aktiven Politik zurückgezogen haben. Der Teil mit Rudolf Fischer war der letzte der Reihe.

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