Gegen Angst vorm Ehrenamt: Landkreis will Nachwuchs in Vereinen fördern
Jessika Grupe (links), Anne Schulze, Jeroen Eversen (links) und Philipp Tramm zeigen in den Schulklassen, was freiwilliges Engagement bedeutet. Foto: Ahrens
Viele Vereine plagen Nachwuchssorgen, die Begeisterung junger Menschen für das Ehrenamt schwindet. Hilfe kommt mit einem neuen Programm aus dem Landkreis Stade. Die Experten wissen, wo es beim Nachwuchs hakt – und wie Begeisterung geweckt wird.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Engagierten Nachwuchs wünscht sich jeder Verein. Doch Ämter wie „Schriftführer“ und „Kassenwart“ locken längst keine jungen Menschen mehr hervor. „Der Begriff ‚Amt‘ hört sich zu sehr nach Bürokratie an“, weiß Karin Lange-Rebehn vom Diakonieverband Stade. Doch die Freiwilligenarbeit ist unverzichtbar für die Gesellschaft. Es komme daher auf die richtige Ansprache der jungen Menschen an.
Die Sorgen plagen nicht nur kirchliche Organisationen, sondern auch Feuerwehren, Sportvereine oder Umweltschützer. Das Projekt „Löppt! Mitnanner“ will das Nachwuchsproblem im Landkreis Stade jetzt anpacken. Diakonieverband und Kreissportbund haben sich zusammengetan, um junge Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern – und den Begriff „Ehrenamt“ bewusst ausgespart. Das Land Niedersachsen, der Landessportbund und der Landkreis Stade fördern das Projekt über zwei Jahre.
Einen starren Posten über mehrere Jahre auszuschreiben und dann auf junge Bewerber zu hoffen, sei nicht zielführend, sagt Philipp Tramm vom Kreissportbund Stade. „Die Angebote müssen möglichst niederschwellig und vor allem projektorientiert sein.“ Genau dort setzt der Kern des neuen Programms an.
„Eine Brücke bauen zwischen Vereinen und den Menschen“
In Workshops zeigen junge Teams in Schulklassen ganz konkret, wie Schüler sich freiwillig engagieren können. In Arbeitsgruppen werden die eigenen Projektideen der Teilnehmenden in allen denkbaren Bereichen entwickelt und präsentiert. „Vielleicht finden sich sogar Gruppen, die ihre Idee danach weiterverfolgen wollen“, sagt Lange-Rebehn. Die Experten aus dem Programm stehen auch nach dem Schultag weiter mit Rat und Tat zur Seite.
„Wir wollen eine Brücke bauen zwischen Vereinen und den Menschen“, sagt Philipp Tramm. Die Organisationen müssten offen für frischen Wind und neue Ideen sein, so Lange-Rebehn. Bei Sprüchen wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ suchten junge Menschen das Weite. Vereine, Initiativen und Organisationen können bei „Löppt! Mitnanner“ an Weiterbildungen teilnehmen, um attraktiv zu bleiben. Neue Methoden können außerdem eine ganz andere Zielgruppe erreichen als bisher.
Ein besonderes Gewinnspiel
Im Rahmen des zweijährigen Projekts gibt es daher ein besonderes Gewinnspiel: Eine Jury rund um Schirmherr Kai Seefried sucht aus allen Bewerbungen zehn Vereine oder Initiativen aus. Sie bekommen einen eigenen Imagefilm kostenfrei produziert, finanziert durch insgesamt 15 000 Euro aus der EWE-Stiftung.
Wie erfolgreich die Herangehensweisen des Programms sind, wurde bereits im Landkreis Leer erprobt. Ab 2018 wurde das Programm dort als Pilotprojekt gestartet und konnte nach zwei Jahren Erfolge verzeichnen. 779 der gut 1200 Teilnehmenden gaben an, sich nach dem Projekt freiwillig engagieren zu wollen, 111 junge Menschen sogar in einem konkreten Ehrenamt. Aus den Arbeitsgruppen ergaben sich Anschlussprojekte beispielsweise für Umwelt, Gesundheit und Senioren.
Teilnahme
Die Workshops werden ab der 8. Klasse an allgemein- und berufsbildenden Schulen durchgeführt. Interessierte Schüler, Lehrer oder Schulen können sich unter info@engagement-macht-schule.de melden.
Interessierte Vereine erreichen die Experten auch unter dieser Adresse.
Die Bewerbungen für die Imagevideos erfolgen unter www.fwa-stade.de/loeppt/