Großalarm in Himmelpfortens Ortsmitte war ein Fake
Eine Person wird aus einem Unfall-Auto gerettet, das in ein Schaufenster des Modehauses Heller-Gerken gefahren war. Foto: Hillyer-Funke
Mit einer spektakulären Großübung mischten die Feuerwehren in Oldendorf-Himmelpforten am Sonnabendmorgen die Wochenend-Einkäufer in Himmelpforten auf. Sogar eine Ärztin glaubte an Ernstfall.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Großeinsatz in der Bahnhofstraße. Ein Pkw ist in ein Schaufenster des Geschäftshauses Heller-Gerken gefahren. Das Modehaus hat mehr als 40 Jahre lang weibliche Kundschaft mit festlicher Abendgarderobe ausgestattet. Jetzt war es Szenerie für einen schweren Unfall.
150 Rettungskräfte waren im Einsatz. Durch den Aufprall war das Fahrzeug in Flammen aufgegangen, zwei Menschen waren eingeklemmt. Außerdem lag eine weitere Person unter einem Radlader, dem der Pkw-Lenker ausgewichen war. Die Szenerie war so dramatisch, dass eine Ärztin angelaufen kam und Hilfe anbot. Doch alles war ein Fake, ausgedacht für eine Großübung der Feuerwehren in der Samtgemeinde.
Zuletzt Großübung im Gasthaus Witt
Drehbuchautor und Regisseur war Carsten Heins. Neben seinem Beruf und seinem Engagement als Familienvater ist Heins Gruppenführer in der Freiwilligen Feuerwehr Himmelpforten und hat bereits vor gut fünf Jahren eine Feuerwehr-Großübung geplant, damals im Gasthaus Witt.
Übungsort wird demnächst abgerissen
Diesmal hatte der neue Eigentümer das bereits für den Abbruch vorbereitete Modehaus für eine solche Übung angeboten. „Das war ein Glückstreffer“, so Heins, „wir haben sonst wenig Möglichkeiten, für solche Unfälle unter so realistischen Voraussetzungen zu üben.“ Inspiriert von Meldungen über Autos, die unkontrolliert in Läden landen, weil Fahrzeuglenker Gas und Bremse verwechseln, unkontrolliert ausweichen oder einen medizinischen Notfall erleiden, konnte hier ein schwerer Unfall professionell vorgegaukelt werden.
Rettungsarbeiten am Auto, das im Eingangsbereich des Modehauses steckt. Foto:Heins/Feuerwehr Himmelpforten
Um 10.23 Uhr begann die Übung mit der Alarmierung der Ortsfeuerwehren Breitenwisch, Burweg, Düdenbüttel, Hagenah, Hammah, Himmelpforten, Kranenburg, Mittelsdorf und Oldendorf. Die Bahnhofstraße wurde für die Dauer der Übung zwischen dem Kreisverkehr an der Hauptstraße und der Einmündung zur Mühlenstraße gesperrt.
Dichter Rauch aus der Nebelmaschine
Die Aufgaben für die Übungsteilnehmer waren vielfältig: Neben der Rettung der beteiligten Personen musste das Haus vor dem Übergreifen der Flammen bewahrt werden, standen doch im Obergeschoss bereits um Hilfe rufende Bewohner. Stress für die alarmierten Einsatzkräfte, die schnell entscheiden mussten, wie die verschiedenen Notsituationen einzuordnen sind und wer an welcher Stelle zuerst eingreifen muss. Haustüren wurden mit schwerem Gerät geöffnet. Feuerwehrleute legten Atemschutzgeräte an und rückten ins Gebäude vor, aus dem verursacht durch Nebelmaschinen starker Rauch quoll. Vier AED-Einsatzgruppen versorgten die Geretteten, die von täuschend echt gestalteten Wunden gezeichnet waren. Die DRK-Gruppe "Realistische Notfalldarstellung Stade" schminkte einen Teil der Mimen realistisch als Unfallopfer. Ein Teil der Mimen kam von der Feuerwehr Wiepenkathen. Sogar eine Notfallseelsorgerin stand für seelischen Beistand zur Verfügung. Doch die wurde nicht wirklich benötigt: Nach etwa 90 Minuten neigte sich die Übung dem Ende entgegen. Jetzt folgt die Nachbereitung. Das Ergebnis dieser sogenannten Alarmübung wird in die Optimierung der Abläufe zukünftiger Feuerwehreinsätze fließen.
Aufbrechen einer Tür und Leitereinsatz am Übungsobjekt. Foto: Hillyer-Funke/Feuerwehr Himmelpforten
Feuerwehr und „Verletzte“ von der DRK-Einheit Realistische Notfalldarstellung Stade Herkunft: Hillyer-Funke/Feuerwehr Himmelpforten