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„Fummel“

HSV-Star Bernd Wehmeyer feiert 70. Geburtstag

Bernd Wehmeyer war als Spieler wichtiger Teil der Erfolgsära des HSV Ende der 70er- bis in die 80er-Jahre.Foto: Guido Kirchner/dpa

Bernd Wehmeyer war als Spieler wichtiger Teil der Erfolgsära des HSV Ende der 70er- bis in die 80er-Jahre.Foto: Guido Kirchner/dpa

44 Jahre HSV - Bernd Wehmeyer ist der Inbegriff für Treue zum Verein. Erst als Spieler, dann als Sportdirektor, Teammanager und nun als Vizepräsident ist er dem Club verbunden geblieben. Trotz seiner Verdienste drängt es ihn nicht nach vorn. Den 70. feiert er in Ruhe.

Samstag, 04.06.2022, 12:00 Uhr

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Ein vorgezogenes Geschenk zum 70. Geburtstag hat die aktuelle Fußballgeneration des Hamburger SV Bernd Wehmeyer nicht gemacht. Nach der verlorenen Relegation gegen Hertha BSC steht sein HSV vor dem fünften Jahr Zweitklassigkeit. „Es hat am Ende nicht gereicht. Jetzt unternehmen wir einen neuen Anlauf“, sagt der langjährige Profi, Teammanager und heutige Vizepräsident des HSV e.V. der Deutschen Presse-Agentur. Die Entwicklung sei trotz des vierten Nichtaufstiegs nacheinander dennoch gut. „Man hat zuletzt gesehen, welche Wucht und Anziehungskraft der HSV noch hat.“

Zu der Wucht und Anziehungskraft und der bis heute besonderen Stellung des HSV in Fußball-Deutschland hat er selbst viel beigetragen - als wichtiger Bestandteil in der glorreichen Zeit Ende der 70er bis in die 80er Jahre mit Meisterschaften und dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983 als Höhepunkt.

Treuer „Fummel“ im Schatten der Fan-Idole

Die Stars waren damals andere: Kevin Keegan, Felix Magath, Manfred Kaltz, Torwart Uli Stein oder Horst Hrubesch, der ihn einst aus Verärgerung im Training „Fummelmeyer“ nannte und aus dem Wehmeyers Spitzname „Fummel“ wurde.

Seine Rolle im Schatten der Fan-Idole hat ihm nie Probleme bereitet. „Ich habe das Glück gehabt, dass ich Teil einer großartigen Mannschaft war“, sagt Wehmeyer. „Ich habe mich als Teamplayer gesehen. Für mich war das völlig in Ordnung. Ich brauche nicht das Rampenlicht.“

Wehmeyer wurde am 6. Juni 1952 im ostwestfälischen Herford geboren. Fußball spielte er als Kind und in der Jugend von 1958 bis 1971 beim SV Sundern 08, einem Dorfverein im Kreis Herford. Nachwuchsleistungszentren der Proficlubs gab es damals noch nicht. Talente wurden erst spät erkannt. Arminia Bielefeld holte ihn erst mit 19 Jahren.

Über Hannover 96 führte ihn sein Weg 1978 zum HSV - eine lebenslange Verbindung begann. „Ich hätte mir das damals nicht vorstellen können“, sagt Wehmeyer. „Das war nicht in meiner Planung.“ Sein Plan war ursprünglich, irgendwann nach Ostwestfalen zurückzukehren und Lehrer zu werden. Doch damit wurde es nichts trotz abgeschlossenen Studiums. Zu erfolgreich wurde seine Zeit beim HSV mit drei deutschen Meisterschaften und dem Europapokalsieg.

Trainerlegende setzt ihn auf den richtigen Platz

Seinen richtigen Platz in der Mannschaft fand er, als Trainerlegende Ernst Happel das Team übernahm. Der Österreicher nutzte Wehmeyers Laufstärke und schulte ihn vom Außenstürmer zum linken Außenverteidiger um. Auf dieser Position wurde er einer der besten Spieler in der Bundesliga.

Zur Länderspielkarriere reichte es nicht. „Ich hätte sicherlich das ein oder andere A-Länderspiel absolviert, habe mich aber für Olympia-Auswahl und die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles entschieden“, sagt Wehmeyer. „Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe.“

1986 endete nach 183 Bundesliga-Spielen für den HSV seine Profikarriere - die Beziehung blieb. Zehn Jahre arbeitete er als Repräsentant für den Sportartikelhersteller Adidas und hatte auch darüber ständig Kontakt mit seinem Herzensclub. Danach arbeitete er wieder direkt im Volkspark: erst als Sportdirektor, dann seit 1998 als Teammanager. Aufgaben, bei denen er eher - ganz seinem Naturell - im Hintergrund arbeitete.

Auch an seinem 70. Geburtstag drängt es ihn nicht zu einer großen Party. Dabei würde die Gästeliste sich wie ein „Who's who“ des HSV-Kosmos lesen. Nach dem unerwarteten Tod seiner Frau Almuth Anfang Oktober 2019 ist ihm nicht nach einer großen Feier zumute. Er wird mit seinen beiden Stiefkindern und seinem Adoptivsohn sowie den drei Enkelkindern essen gehen.

Mit seiner Frau war er seit 1993 verheiratet. Gemeinsam waren sie gerngesehene Gäste bei gesellschaftlichen Ereignissen in der Hansestadt. Trotz des Schicksalsschlags will er nicht klagen. „Mir geht es soweit gut“, sagt er. „Ich wundere mich nur, dass ich schon 70 bin. Die Zeit bleibt nicht stehen. Je älter man ist, desto mehr rast die Welt.“ (dpa)

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