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Halle Nord muss Neubau weichen

Die Halle Nord in Buxtehude ist in einem derart schlechten baulichen Zustand, dass eine Sanierung aus Sicherheits- und Kostengründen nicht sinnvoll ist. Es bleibt wohl nur der Neubau der Halle an einem neuen Standort und der anschließende Abriss der alten.

Von Karsten Wisser Donnerstag, 15.11.2018, 18:01 Uhr

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Das ist die Erkenntnis aus einer gemeinsamen Sitzung des Schul- und des Bauausschusses der Stadt. Die von der Stadt beauftragten Planer des Architekturbüros MRO aus Oldenburg zeichneten ein düsteres Bild vom Zustand der zentralen Buxtehuder Sporthalle. Eine beim Brandschutz und der Statik gerade noch hinlängliche Sanierung der 1977 erbauten Halle würde elf Millionen Euro kosten – ohne dass die Fachleute eine Garantie übernehmen könnten, dass dies tatsächlich reicht. Es gibt auch eine Sanierungsvariante, die dagegen 9,5 Millionen Euro kosten würde. Das ginge aber nur, bei der „Vergewaltigung“ des Bestandsschutzes der Halle, so ein Fachmann in der Sitzung.

Ein Neubau, der genau dem entspricht, was jetzt als Halle am Schulzentrum Nord steht, würde dazu im Vergleich 10,5 Millionen Euro kosten. „Wenn man alle Fakten zusammenlegt, können wir als Verwaltung der Politik nur einen Neubau empfehlen“, sagte der Erste Stadtrat Michael Nyveld gegenüber dem TAGEBLATT. In der Sitzung hatte er geschildert, dass die schlechten Nachrichten in den vergangenen Monaten Stück für Stück hereingekommen seien. „Wir haben um den Erhalt der Halle gekämpft, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem das keinen Sinn mehr macht“, so Nyveld.

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Bisher hatte die Stadt mit 3 bis 3,5 Millionen Euro für die Hallensanierung geplant. Das deutlich größte Problem ist die Standsicherheit des Gebäudes. Die jetzige Halle Nord ist im Grunde fast nicht gedämmt. Wenn das verändert werden soll, kommt zusätzliche Last auf die Konstruktion und das gefährdet den Bestandsschutz, der alte Bauwerke davor schützt, dass sie ständig an neue Regeln angepasst werden müssen. Geht aber der Bestandsschutz verloren, müssen die neuesten Standards umgesetzt werden, was noch einmal zu Kosten von 700.000 bis 1,2 Millionen Euro führen würde.

Die Politik reagierte auf die Kostenexplosion überrascht und geschockt. Es gibt noch keinen politischen Beschluss für den Abriss der Halle und den Neubau an einer anderen Stelle auf dem Gelände, aber angesichts der Zahlen scheint es dazu keine Alternative zu geben. „Haben wir überhaupt eine Wahl?“, fragte Birgit Butter, Ortsbürgermeisterin von Hedendorf und Ratsfrau für die CDU und beantwortete die Frage gleich selbst. „Nein, die haben wir nicht.“ Ihr Fraktionskollege Alexander Krause ordnete die Hallensanierung aufgrund der neuen Erkenntnisse als „sinnfrei“ ein und hätte sich schon in der Sitzung mehr Informationen gewünscht, wie eine neue Halle aussehen kann.

SPD-Fraktionschefin Astrid Bade sagte, „wir müssen das Geld ohnehin ausgeben und eine Altbau-Sanierung ist immer eine Wundertüte“. Sie erinnerte auch daran, dass die Stadt mit einer neuen Sporthalle in den nächsten Jahrzehnten Energiekosten einsparen könnte. Der Grünen-Ratsherr Ulrich Felgentreu sprach von einem peinlichen Zustand der Halle. „Es kommt nur ein Neubau infrage.“ Der AfD-Fraktionschef Helmut Wiegers sagte, für ihn habe sich die Sanierung erledigt, wenn die genannten Zahlen korrekt seien.

Neben dem Argument der Wirtschaftlichkeit sprechen auch noch andere Gründe für einen Neubau der Halle. Bei der Sanierung müsste der Schulsport an anderen Standorten stattfinden und auch die Vereine – allen voran die Handball-Bundesliga-Mannschaft des Buxtehuder SV – könnten für ein bis zwei Jahre nicht in der Halle spielen. Deshalb sprach sich auch Christiane Holst-Hakelberg, Schulleiterin der im Schulzentrum Nord beheimateten Integrierten Gesamtschule, für die Neubaulösung aus. Sie müsste für 40 Klassen den Unterricht anders organisieren. Peter Prior, verantwortlich für die Bundesliga-Mannschaft, sprach sich außerdem für eine schnelle Lösung aus. Ein Vorteil eines Neubaus wäre auch, dass er dichter an die Konrad-Adenauer-Allee heranrücken und sich der Abstand zur Wohnbebauung vergrößern würde. Das wäre gut für die Nachbarn und könnte die Genehmigung vereinfachen.

Neben dem unbestrittenen Sanierungsbedarf der Halle Nord wird das Thema derzeit auch diskutiert, weil der Buxtehuder SV neben der Halle Nord sein eigenes, breitensportlich orientiertes Sportvereinszentrum bauen möchte. Beides würde dort entstehen, wo jetzt der Sportplatz ist. Deshalb ist auch klar, dass die Stadt zusätzlich zu den Kosten für die Halle auch in das Außengelände investieren muss. Stadtrat Nyveld nannte dafür eine Summe von zwei bis vier Millionen Euro. Unabhängig von Sanierung oder Neubau wird die Stadt am Standort also mindestens 13 bis 15 Millionen Euro ausgeben müssen.

Bereits in der gemeinsamen Sitzung wurde darüber geredet, wie eine neue Halle aussehen könnte. Grünen-Fraktionschef Michael Lemke regte an, erneut über eine Veranstaltungshalle nachzudenken. Eine entsprechende Initiative von Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt war aus Kostengründen bekanntlich 2016 verworfen worden. Die Bürgermeisterin brachte einen zusätzlichen Hallenteil ins Gespräch. Kostenpunkt: etwa 2,5 Millionen Euro.

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