Hamburg profitiert am meisten von Uni-Absolventen aus anderen Ländern

Ein Student in der Bibliothek. Symbolfoto: Pixabay
Hamburg profitiert laut einer Studie bundesweit am stärksten von der Abwanderung von Hochschulabsolventen aus anderen Bundesländern. Auch Berlin ist unter Absolventen beliebt. Die beiden Städte schrecken Studenten aber auch ab - das hat seine Gründe.
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Wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Universität Maastricht und des Arbeitsvermittlungssportals Jobvalley ergibt, hat die Hansestadt einen Zuwanderungssaldo von 115,4 Prozent - es wollen also grob gesagt doppelt so viele Hochschulabsolventen aus anderen Bundesländern in Hamburg einen Job haben wie es dort Absolventen gibt.
Auch Berlin ist demnach mit einem Zuwanderungssaldo von 67,7 Prozent bei Uni-Absolventen beliebt. Beide Werte waren einer Untersuchung von 2019 zufolge allerdings noch höher. So hat Hamburg demgegenüber mehr als 44 Prozentpunkte verloren, Berlin knapp 11 Punkte. Ebenfalls positive Saldi haben Bayern (plus 15,2 Prozent) und Baden-Württemberg (14,3 Prozent).
Besonders schlecht stehen hingegen die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen da. In Sachsen-Anhalt liegt der sogenannte Abwanderungs-Saldo bei 63,1 Prozent und damit etwa so hoch wie in einer Erhebung von 2019. Auf 1000 dortige Absolventen kommen also nur 369 angehende Jobanfänger, die in Sachsen-Anhalt bleiben wollen oder dorthin wollen. In Thüringen und Brandenburg ist der Aderlass an jungen Fachkräften ähnlich hoch, in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern niedriger.
Hohe Mieten in den Städten
Auch aus Schleswig-Holstein geht gut jeder siebte Hochschulabsolvent zum Arbeiten in ein anderes Bundesland. Der Abwanderungssaldo beträgt 14,2 Prozent. Gegenüber der Studie von 2019 ist das allerdings eine Verbesserung um 5,9 Punkte.
Hamburg und Berlin und der industriestarke Süden seien für gut ausgebildete Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen besonders attraktiv, während Standorte in den neuen Bundesländern oft leer ausgingen, sagte Jobvalley-Chef Eckhard Köhn. "Obwohl sie die hohen Bildungskosten für die Studierenden tragen."
Für die nachlassende Anziehungskraft von Hamburg und Berlin macht er unter anderem höhere Mieten verantwortlich. "Sowohl Hamburg als auch Berlin verzeichnen hier eine explosive Preissteigerung." Nach seiner Darstellung trug dies dazu bei, dass manche Uni-Absolventen keinen Job in diesen Städten haben wollten.
Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage, an der im März und September 2021 den Angaben zufolge bundesweit rund 22 000 Studierende und frischgebackene Absolventen mitgemacht haben. Die 2019 publizierte Studie beruht wiederum auf einer Umfrage vom September 2018 - es geht also um einen Abstand von drei Jahren.
Die Befragung
Die Online-Befragungen zur Studienreihe "Fachkraft 2030" wurden vom 15. März bis 11. April 2021 und vom 20. September bis 17. Oktober 2021 durchgeführt. Bundesweit nahmen den Angaben zufolge rund 22.000 Personen teil. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von Jobvalley durch das Department of Labour Economics der Maastricht University. Eine Frage war unter anderem: "In welchem Bundesland und in welcher Stadt würden Sie nach dem Studium gerne arbeiten?" (dpa)