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Hier werden bald Dessous verkauft

Schon wieder: In der Buxtehuder Altstadt gibt es eine Geschäftsaufgabe. Diesmal ist es s.Oliver in der Langen Straße, genau neben dem Schuhhaus Saemisch, das wie berichtet auch schließt. Doch der Leerstand wird nicht von langer Dauer sein.

Von Karsten Wisser Freitag, 18.11.2016, 17:19 Uhr

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Der s.Oliver-Laden ist Teil der in ganz Norddeutschland vertretenen Franchise-Kette Fashion Schmiemann aus Quakenbrück. Nach TAGEBLATT-Informationen gibt es in Buxtehude einen Nachmieter, der im Januar neu eröffnen will. Die Kette Hunkemöller hat das am Freitag auf Nachfrage bestätigt.

„Wirtschaftliche Gründe“. Diese beiden Wörter sind die einzige Auskunft auf die Frage nach der Aufgabe des Standorts von s.Oliver. Es gibt auch keine Aussage darüber, wann das Geschäft konkret schließt. Vom Angebot ist der Verlust von s.Oliver für die Kunden in der Altstadt verkraftbar. Die Marke gibt es ein paar Schritte weiter bei Stackmann in großer Bandbreite, und diese Kombination mag mit ein Grund für die Schließung sein.

Die Neuigkeit Hunkemöller bedeutet, dass an dieser zentralen Stelle der Altstadt kein Leerstand droht. Das niederländische Unternehmen mit Deutschlandzentrale in Gelsenkirchen beschäftigt nach eigenen Angaben 4000 Mitarbeiter in 800 Filialen in 23 Ländern. Hunkemöller vertreibt Dessous, Lingerie, Bademode, eine Sportkollektion sowie Accessoires für Damen.

Genutzt wurden in Buxtehude bisher vom Mieter Fashion Schmiemann etwa 250 Quadratmeter. Das ist nur ein Teil der zur Verfügung stehenden Ladenfläche. Im hinteren Teil und im ersten Geschoss gibt es weitere Verkaufsflächen. Auch für das Nachbarhaus ist eine Nachnutzung bekanntlich gefunden. Dort soll das Schuhhaus Armbruster aus der Bahnhofstraße einziehen.

Trotz der offenbar schnellen neuen Vermietung der beiden Objekte hat die Schließung des Ladens des Bekleidungsherstellers aber eine rege Diskussion über die Attraktivität der Buxtehuder Innenstadt entfacht. In diesem Jahr haben bereits Frenzels Laden und der Modellbau-Laden am Petri-Platz geschlossen. Am Hafen macht der Gartenfachmarkt Gründahl demnächst dicht und auch Zoo Frieling in der Harburger Straße schließt zum Jahresende. Da geht viel Tradition und bis auf s.Oliver und Saemisch sind es inhabergeführte Geschäfte.

„Wir brauchen ein richtiges Einzelhandelskonzept“, fordert aufgrund dieser Entwicklung Iris Wolf, Vorsitzende des Altstadtvereins. Sie sieht den Bedarf, die unterschiedlichen Interessen und Probleme gemeinsam anzugehen. „Aber das können wir als Ehrenamtliche nicht leisten“, sagt sie. Es gebe in anderen Städten erfolgreiche Konzepte, die von Stadt- oder Quartiermanagern begleitet werden. Darüber müsse sich Buxtehude auch Gedanken machen.

„Wir sind noch in einer guten Position, aber beobachten die Entwicklung natürlich auch mit einiger Sorge“, sagt Kerstin Maack von der Wirtschaftsförderung der Hansestadt Buxtehude mit einem Blick auf die veränderten Kaufgewohnheiten. Immer mehr wird über das Internet gehandelt.

Auf der Internetseite der Stadt gibt es eine Börse für freie Ladengeschäfte. Diese bietet einen guten Überblick. Ein Einzelhandelsentwicklungskonzept gibt es auch – für die ganze Stadt. Anfang des Jahres erfolgte die Fortschreibung mit Zahlen von 2008 bis 2015. Hier zeigt sich die Stadt gut aufgestellt. Die Buxtehuder Kaufleute ziehen mehr Kaufkraft an als aus der Stadt abfließt, die Verkaufsflächen haben sich in diesem Zeitraum um 16,7 Prozent erhöht und der Umsatz ist um zehn Prozent gestiegen. In Buxtehude gibt es 281 Betriebe und davon noch 156 im Innenstadtbereich. „Das ist im Vergleich mit anderen Städten eine tolle Quote“, erklärt Maack.

Auch die Lehrstand-Quote im Bereich der Innenstadt einschließlich der Bahnhofstraße sei im normalen Bereich, der von den Experten bei fünf bis acht Prozent gesehen wird. In Buxtehude sind es ohne den Laden von s.Oliver ziemlich genau fünf Prozent.

Die Wirtschaftsförderung der Stadt hatte den Kaufleuten in diesem Jahr auch schon ein Modell für eine gemeinsame Online-Verkaufs-Plattform vorgestellt, die in Wuppertal sehr gut funktionieren soll. Diese Überlegungen stehen aber noch ganz am Anfang.

Michael Nyveld, Buxtehudes Stadtrat, sieht die Diskussion um die Frage, wie die Innenstadt in Zukunft aussehen wird, aus einem etwas anderen Blickwinkel als viele, die das Thema aktuell diskutieren. Dort ist immer wieder zu hören: „Bloß nicht schon wieder ein Bäcker oder ein Friseur.“ Bäckereien schienen in der Innenstadt noch Geld zu verdienen, sagt er. Das sei eine Frage von Angebot und Nachfrage. „Die Stadt wird gerade von jungen Leuten als Erlebnisraum genutzt“, sagt Stadtrat Nyveld.

Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing sind in unterschiedlichen Formaten mit den Kaufleuten und deren Organisationen im Gespräch. Aktuell läuft als eine Aktion zum Beispiel eine Kundenbefragung in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsförderungsverein.

Stadtmarketingchef Torsten Lange setzt auf Veranstaltungen im Bereich Kunst und Kultur, um Menschen nach Buxtehude zu locken, die dann auch hier einkaufen. Ein Beispiel für eine neue Aktion: Lange will ein Gutscheinsystem aufbauen, das ein bisschen wie eigenes Buxtehuder Geld funktioniert. „Das können dann Buxtehuder ihren Lieben schenken, und es kann nur in Buxtehude ausgegeben werden“, so Lange.

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