Immer größere Verletztensorgen beim HSV – Trainer reagiert

„Die Jungs, die ich habe, sind gut genug, um Spiele zu gewinnen“, sagt HSV-Coach Tim Walter zum Auftakt gegen Schalke 04. Foto: dpa
Die Anspannung steigt: Freitagabend rollt in Liga zwei der Ball. Der HSV eröffnet gegen Schalke. Spitzenspiel gleich zu Beginn, doch die Hamburger Sorgen sind groß - nur nicht beim Trainer.
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Aufgrund der langen Verletztenliste macht Tim Walter seinen Ersatzspielern beim Hamburger SV Mut vor dem Saisonauftakt gegen Schalke 04. „Da ist mein absolutes Vertrauen hinter den Jungs“, sagte der Trainer des Fußball-Zweitligisten am Mittwoch. „Das ist jetzt die Chance, dass sie es genauso gut machen können.“ Vor dem Duell mit dem Bundesliga-Absteiger und Mitfavoriten Schalke muss Walter auf mehreren Positionen umplanen.
Der Hamburger SV eröffnet am Freitag (20.30 Uhr/Sky und Sat.1) im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Stadion die Saison mit dem Spiel gegen den Bundesliga-Absteiger. „Die Jungs, die ich habe, sind gut genug, um Spiele zu gewinnen“, sagte Walter.
HSV-Trainer Walter ohne Sorgen: „Habe genügend andere Spieler“
Den Hamburgern fehlen Kapitän und Innenverteidiger Sebastian Schonlau (Wadenprobleme), die Mittelfeldspieler Anssi Suhonen (linkes Wadenbein angebrochen) und Ludovit Reis (Schulterverletzung) und Rechtsverteidiger William Mikelbrencis (Muskelverletzung an der Hüfte). Fraglich sind Linksverteidiger Miro Muheim (Faszienriss in der Wade) und Innenverteidiger Dennis Hadzikadunić (muskuläre Probleme). Nach Absprache mit der medizinischen Abteilung darf der Innenverteidiger über seinen Einsatz selbst entscheiden, verriet Walter. „Ich habe genügend andere Spieler, die dann auch in die Bresche springen können. Darauf freue ich mich, dass ich die Jungs dann auch sehe.“
In der Vorbereitung hatten die Hamburger die Nachwuchstalente Omar Megeed (17), Hannes Hermann (18), Felix Paschke (20), Luis Seifert (19) und Nicolas Oliveira (19) mit ins Trainingslager nach Kitzbühel genommen. Außenverteidiger Oliveira überzeugte auch in Testspielen und wurde mit einem Profivertrag ausgestattet. Alle Nachwuchsspieler hätten „mit Sicherheit einen Sprung nach vorn gemacht“, sagte Walter. Auch Rechtsverteidiger Mikelbrencis hatte sich empfohlen, fällt nun allerdings „länger“ aus, sagte Walter. „Das tut uns natürlich auch bei Willy sehr leid, weil er wirklich eine sehr positive Entwicklung genommen hat.“

Ablenkung: Walter (rechts) und Sportvorstand Jonas Boldt am Mittwoch beim Tennis am Rothenbaum. Foto: dpa
HSV-Kapitän Sebastian Schonlau fehlt gegen Schalke
Wer gegen Schalke die Kapitänsbinde tragen wird, ließ Walter offen. Da Kapitän Schonlau verletzt fehlt, wird ein Ersatz-Kapitän die Mannschaft auf das Feld führen. Zuletzt durfte auch Reis mit der Kapitänsbinde auflaufen, „weil wir Ludo auch mehr in die Verantwortung ziehen wollen“, sagte Walter. Da allerdings auch der Niederländer ausfällt, muss ein anderer Spieler für das Kapitänsamt gefunden werden. Die Binde sei jedoch „nur ein Zeichen“, sagte Walter. „In der Kabine trägt auch keiner die Binde.“
Glatzel: „Wichtig, was wir am Freitag auf den Platz bringen“
HSV-Torjäger Robert Glatzel will sich von der schwierigen Vorbereitung mit elf Gegentoren in vier Testspielen nicht beirren lassen. „Eine Vorbereitung kann man nicht Eins-zu-Eins auf die Saison übertragen“, sagte der 29-Jährige. „Wichtig ist, was wir am Freitag auf den Platz bringen.“
Die Partie gegen die Gelsenkirchener ist für den 19-maligen Torschützen der abgelaufenen Serie „das perfekte Auftaktspiel. Ausverkauftes Haus, Abendspiel. Es gibt nichts Besseres“, sagte Glatzel, dessen Wunsch nach dem Bundesligaaufstieg „riesengroß ist“. Nach den dritten Plätzen und dem Scheitern in der Relegation in den beiden vergangenen Spielzeiten will er nun alles dafür tun, „dass das nicht noch einmal passiert“.
Schalker Zuversicht vor schwerem Ligastart: „Wollen aufsteigen“
Gegner Schalke geht mit großen Ambitionen in die neue Saison. „Ich stehe zu meiner Aussage, dass wir aufsteigen wollen. Das ist mein Anspruch. Wenn wir es schaffen, Rückschläge zu verkraften, haben wir ein Riesen-Faustpfand mit dem heimischen Stadion und den Fans“, sagte Thomas Reis. Der 49 Jahre alte Coach verwies auf die große Erwartungshaltung des Schalke-Anhangs: „Die Euphorie ist wahnsinnig groß. Der muss man gerecht werden. Es ist normal, dass du als Absteiger mit zum Favoritenkreis gehörst.“
Trotz der kniffligen Aufgabe gleich zum Start in Hamburg überwiegt beim Fußball-Lehrer die Vorfreude auf die Partie beim Tabellendritten der vergangenen Saison: „Wenn man aus einer fußballlosen Zeit kommt, ist es ein absolutes Topspiel, gefühlt ein Bundesligaspiel.“ Reis ist guter Dinge, dass die Mannschaft schon am Freitag seine Philosophie verinnerlicht: „Wichtig ist für mich, dass wir eine Mannschaft auf dem Platz haben, die das umsetzt, was Schalke zuletzt ausgezeichnet hat. Die einen absoluten Willen hat, die bedingungslos in die Zweikämpfe geht, die eine gute Mentalität zeigt, die mit Rückschlägen gut umgehen kann. Dazu wollen wir auch fußballerisch überzeugen.“
Auch Schalke hat Personalsorgen in der Defensive
Verzichten muss Reis auf den angeschlagenen Stammkeeper Ralf Fährmann, der sich seit Tagen um eine schnelle Rückkehr bemüht. Zudem geben Personalprobleme in der Abwehr zu denken. Der monatelange Ausfall von Leo Greimel, der sich vor wenigen Tagen einen Kreuzbandriss zuzog, hat das ohnehin knappe Personalangebot in der Defensivzentrale weiter dezimiert.
Die Verpflichtung von Timo Baumgartl soll die Lage entspannen. Nach langen Verhandlungen mit dem niederländischen Club PSV Eindhoven erzielte der FC Schalke eine Einigung über den Transfer des ehemaligen Profis des VfB Stuttgart und von Union Berlin. Reis freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem 27-Jährigen, bei dem im Frühjahr 2022 Hodenkrebs diagnostiziert worden war: „Er ist ein absoluter Leadertyp und kann den jungen Spielern helfen, noch besser zu werden. Er ist kopfballstark und sehr gut im Infight.“ Der Fußball-Lehrer ließ offen, ob Baumgartl schon am Freitag in Hamburg zum Kader zählt. (dpa)