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In Nindorf wird vorerst nicht gebaut

Hinrich Mohr hat sein Ziel erreicht: Die Planungen einer Wohnbebauung am Nindorfer Gänseberg werden zurückgestellt. Foto Lepél

Hinrich Mohr hat sein Ziel erreicht: Die Planungen einer Wohnbebauung am Nindorfer Gänseberg werden zurückgestellt. Foto Lepél

Zurück auf Null: Der Rat der Gemeinde Beckdorf hat bei seiner Sitzung am Dienstagabend im Beekhoff einen Rückzieher zum Thema Wohnbebauung in Nindorf gemacht und die bisherigen Planungen auf Eis gelegt.

Von Sabine Lepél Mittwoch, 01.03.2017, 16:31 Uhr

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Der Beschluss vom 4. Oktober 2016, mit dem die Möglichkeit eines Wohngebiets am Gänseberg mit 13 Grundstücken vorangetrieben werden sollte, wurde aufgehoben. Zudem wird das gesamte Thema Wohnbebauung in Nindorf zurückgestellt. Das bedeutet, dass auch die anderen beiden Alternativflächen durch die Gänseberg-Absage nicht etwa mehr Chancen auf Realisierung erhalten. Beide Beschlüsse fielen einstimmig.

Beide Anträge hatte Bürgermeister Siegfried Stresow (SPD) gestellt. Sein erster Antrag zielte darauf ab, den umstrittenen Beschluss vom Oktober, der in der letzten Sitzung des alten Rates gefallen war, aufzuheben. „Nicht etwa, weil er rechtswidrig wäre“, sagte Stresow. „Sondern weil wir im Dorf Nindorf großen Unfrieden haben. Es haben sich zwei Fronten gebildet. Das ist nicht schön und war vom Rat in keiner Weise beabsichtigt.“

Stresow verteidigte noch einmal das nach seiner Meinung in jeder Hinsicht transparent und rechtmäßig abgelaufene Verfahren: „Im Februar 2016 ist der Antrag auf Bebauung des Gänsebergs bei uns eingegangen. Daraufhin haben wir beschlossen, eine mögliche Wohnbebauung in Nindorf insgesamt unter die Lupe nehmen zu lassen. Es gab eine Planungsausschuss-Sitzung in Nindorf, bei der die Nindorfer ihre Meinung sagen konnten und davon auch reichlich Gebrauch machten.“ Am Ende einer Ratsperiode stelle sich aber immer die Frage, welche Themen noch abgeschlossen werden sollten. „Wir wollten uns nicht vor der Verantwortung drücken. Aber wie man’s macht, macht man’s verkehrt.“

Allerdings sei es „ungünstig gelaufen“, dass bei der entscheidenden Sitzung drei der 13 Ratsmitglieder fehlten und die Abstimmung knapp mit vier zu drei Stimmen bei drei Enthaltungen für die Fläche am Gänseberg gefallen sei. „Deshalb schlage ich vor, den Beschluss aufzuheben – um des lieben Friedens Willen und um die neuen Ratsmitglieder mitzunehmen.“ Zudem beantragte der Bürgermeister, das Thema Wohnbebauung in Nindorf ganz zurückzustellen. „Damit ist es nicht grundsätzlich vom Tisch, aber wir sollten es in Ruhe neu untersuchen.“

Während die „Gänseberg-Gegner“ die Abkehr von den Bebauungsplänen mit Genugtuung zur Kenntnis nahmen, musste Hans-Wilhelm Müller, Eigentümer der Fläche, auf der er 13 Baugrundstücke ausweisen lassen wollte, die Niederlage erst einmal schlucken. Seine Pläne, an denen er seit mehr als eineinhalb Jahren arbeitet, kann er nun in den Papierkorb werfen. Müllers Söhne sowie er selbst und seine Frau wollten ebenfalls am Gänseberg bauen. Das Interesse an den Grundstücken war auch von Nindorfer Bewohnern groß.

„Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass Siegfried Stresow meinen Antrag befürwortet. Das hörte sich jetzt ganz anders an“, sagte Müller dem TAGEBLATT. „Ich bin schon sehr enttäuscht. Schließlich war der Beschluss gefasst.“ Müller ist noch unklar, wie sich seine Ausgangslage nach der Entscheidung gegen den Gänseberg nun darstellt: „Ist das jetzt für Jahre vom Tisch oder läuft mein Antrag weiter?“, fragt sich der Nindorfer. Er habe nicht mit einem derartigen Widerstand gegen seine Pläne gerechnet.

Wie berichtet, hatte eine Bürgerinitiative um den Anwohner Hinrich Mohr eine Unterschriften-Liste präsentiert und ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht. Dies stellte sich allerdings als nicht zulässig heraus. Die Gänseberg-Gegner kritisierten die geplante Wohnbebauung unter anderem als überdimensioniert und zu nahe am Landschaftsschutzgebiet gelegen. Zudem würde die Estetalstraße als Zufahrtsstraße überlastet. „Viele Gegner meiner Pläne sind Neubürger. Die sind doch selbst einmal nach Nindorf gezogen. Und jetzt wollen sie anderen Nindorfern und deren Kindern verwehren, im Ort bauen und hierbleiben zu können“, sagt Müller. „Ich will mich nicht als Wohltäter hinstellen, aber das finde ich nicht fair.“

Zumal er selbst nur eine moderate Wohnbebauung für seinen Heimatort wünsche, um den dörflichen Charakter nicht zu gefährden. Gerüchte, dass am Gänseberg letztlich 20 bis 40 Häuser stehen sollten, dementiert er: „Das wäre gar nicht genehmigungsfähig und dafür wäre auch nicht genug Ackerfläche vorhanden.“

Die moderate Bebauung hätte dem Landschaftsschutzgebiet nicht geschadet und das Dorf gut ergänzt, findet Müller. „Dieser Meinung waren ja anfangs auch die Ratmitglieder. Und jetzt fallen sie angesichts des Widerstands aus Teilen der Bevölkerung einfach um. Das schafft nicht gerade Vertrauen in die Politik“, meint Müller.

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