In der Altstadt wimmelt es von Kunst
Mehr als 30 Stände von Künstlern, die ihre Arbeit zeigten, erklärten und Mitmach-Aktionen anboten, waren beim Buxtehuder Kunstfest am Wochenende ein Magnet, ebenso Musik, Tanz und Theater. Highlight war die Performance der KinderKulturKarawane.
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Ute Vorndamme weiß, was die liebste Farbe der Buxtehuder von heute ist: Blau. Die Künstlerin und Farbpsychologin hat dazu im Rahmen ihrer Ausstellung im Buxtehude-Museum im Jahr 2012 eine Befragung gemacht. Sie selbst zeigt am Stand Gemälde in allen drei Grundfarben, ihr Sohn Dirk Vorndamme, der die Chance für eine gemeinsame Ausstellung in seiner Heimatstadt Buxtehude nutzt, hat seine Schmuckobjekte effektvoll davor gehängt.
Wenn Blau die Lieblingsfarbe der Buxtehuder ist, wäre das eine mögliche Erklärung für den Zulauf bei Frank Rosenzweig. Alle seine Porträts von Kindern, die er für sein Projekt „Many Children – One World“ malt, haben diese Farbe. Um bei der am 1. September beginnenden Aktion „Eine Stadt zeigt Flagge“ mitzumachen, haben viele Buxtehuder sich am Stand bereits eine weiße Weltfriedensflagge mit goldenen Sternen besorgt.
Kunst liegt in der Familie: Schmuckdesigner Dirk Vorndamme und seine Mutter Ute, Künstlerin und Farbpsychologin, am gemeinsamen Stand.
Weltfrieden – dazu gehört auch Klimagerechtigkeit, und genau das ist das Thema der Performance einer jungen Truppe aus Tansania. Auf Einladung der Stadt Buxtehude haben sie bei ihrer Deutschland-Tournee im Rahmen der KinderKulturKarwane hier Station eingelegt. Ihr Stück, eine atemberaubende Mischung von Theater, Tanz und Akrobatik, beeindruckt das Publikum vor der Bühne am alten Rathaus sichtlich.
„Wir lernen all das im Kigamboni Community Centre“, berichtet Nasra Msafiri. Sie ist eine der Jugendlichen, die in einem Stadtteil von Daressalaam eine kostenlose Schulbildung und eine Talentförderung in Akrobatik, Tanz, Musik und anderen Künsten bekommen. Kinder ohne Familie können auch in der Schule wohnen, erklärt ihr Kollege Saleh Hemed. Getragen werde das ganze von einer Nichtregierungsorganisation, die Deutschland und andere Ländern unterstützen. Drei Monate sind die jungen Leute auf Deutschlandtour. „Buxtehude gefällt uns gut“, sagt Saleh Hemed und gibt sich Mühe mit der richtigen Aussprache des Stadtnamens.
Wer die VR-Brille des Grafikers Reiner Sprenger aufsetzt, bleibt am Fleth, reist aber in der Zeit zurück.
Buxtehude so zu sehen, wie es früher war – das ist etwas, das offenbar viele Einheimische fasziniert. Der Grafiker Reiner Sprenger hat auf Basis historischer Fotografien, Gemälde und Pläne Ansichten vom Fleth rekonstruiert. Jetzt zeigt er sie als Gemälde auf Leinwand und als 3-D-Visualisierungen auf dem Computer. Die Zeitreise-Illusion wird besonders frappierend für Besucher, die auf einem Drehhocker Platz nehmen: Sie sehen ein 360-Grad-3-D-Panorama: Ohne Brille ist es das Fleth in der Gegenwart, mit VR (Virtual Reality“)-Brille das Gleiche in der Zeit um 1960 oder um 1900.
Um 100 Jahre zurück geht die Reise auch bei dem „Fliegenden Fotografen“ Jan Sauerwein: Er ist mit Fahrrad und Balgenkamera am Fleth unterwegs, wer will, kann ein Nostalgie-Porträt von sich aufnehmen und sofort entwickeln lassen. Wanderkünstler wie er sind auch Cajun-Violinist Max Kraatz und Zauberer Christian Knudsen. Tanja Rathjen bittet Passanten am Fleth in ihre Opren-Air-Klang-Werkstatt.
Der Buxtehuder Künstler und Kunstfest-Initiator Sven Brauer wird am Ende total zufrieden sein: „Sogar am Sonnabend bei Regen waren richtig viele Leute da, und der Sonntag war super.“
Bei Britta Lange am Stand der VHS probiert der siebenjährige John Luca Bischoff Drucktechniken aus.