In der alten Schmiede lodert dank Graffiti wieder das Feuer

Unterstützer, die das Projekt an der Rückwand der alten Schmiede in Harsefeld möglich gemacht haben: Robert Moldenhauer, Marco Blank, Katja Gorgs, Carsten Rost, Dieter Meier, Marco Augustin, Carsten Schröder und Susanne de Bruijn (von links
Graffiti-Künstler Leo Cordes hat zur Spray-Dose gegriffen. Im Auftrag des Vereins für Kloster- und Heimatgeschichte schuf er das Bild einer alten Schmiede. Es ist auch der Versuch, Schmierereien im Ort künftig zu verhindern.
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Die Rückwand mit Parkplatz davor gehört zu einer Schmiede. Besitzer Carsten Schröder kann sich noch gut daran erinnern, wie sein Großvater in dieser Pferde beschlagen hat. „Da war er bestimmt schon 80 Jahre alt, als er immer noch ein paar Kunden hatte“, sagt der Harsefelder.
Den Hufbeschlag hat der Enkel nicht fortgeführt, aber die 1921 gegründete Schmiede gibt es weiter als Bauschlosserei. Anerkennend blickt Metallbaumeister Carsten Schröder auf Esse und Amboss an der Wand. „Das sieht da wirklich so aus.“
Die Idee für das Kunstwerk aus der Spraydose stammt von der Vorsitzenden des Vereins für Kloster- und Heimatgeschichte, Susanne de Bruijn. Bei einer Fahrt durch Stade sah sie ein Kunstwerk der „Wandkollegen“ um Leo Cordes. Sie fand das Projekt aus einer Mischung von moderner Kunst und Handwerk so gut, dass sie Mitstreiter suchte, um Ähnliches für Harsefeld umzusetzen. „Es hat nicht einmal eine Woche lang gedauert, dann konnten wir das beauftragen“, sagt de Bruijn. Die ehrenamtliche Flecken-Bürgermeisterin setzte dabei auf einen Weg, bei dem die Umsetzung nicht von Vorschriften oder politischen Entscheidungen abhängig ist. „In unserem überbürokratisierten Land braucht es sonst erst einmal vier Genehmigungen und viele Diskussionen“, so de Bruijn in einer kleinen Ansprache auf dem Schmiedeplatz.
Der Verein und die Sponsoren sind auf einer Tafel an der Seite verewigt. Dort ist auch ein kleiner Teil der Geschichte der Schmiede niedergeschrieben. Wer das rund 20 Meter breite Mauerkunstwerk in Gänze sehen will, kann ab sofort das fertige Bild am Platz auf der Ecke Herrenstraße und Marktstraße betrachten.
„Ich hoffe, dass die jungen Menschen die mit der Spraydose durch die Gegend laufen, sehen, dass man auch etwas Nachhaltiges machen kann“, sagt de Bruijn. Erst Anfang November waren in Harsefeld an verschiedenen Stellen Schmierereien an Wänden angezeigt worden. Hier wurden Namenszüge und Nummern gesprüht. Der angerichtete Schaden inklusive der Reinigungsarbeiten belief sich laut Polizei auf etwa 1500 Euro. Eine Art Ehrenkodex unter Sprayern verbietet die Zerstörung anderer Graffiti-Werke. So hoffen jetzt alle auch, dass die oft beschmierte Wand ein ansehnliches Kunstwerk bleibt.

Der obere Teil des Schildes als „Fenster in die Vergangenheit“

Heinrich Böhring, Carsten Schröders Großvater, beschlug noch bis 1997 am heutigen Schmiedeplatz Pferde.