Jetzt Winzer: Werder-Ikone Micoud feiert 50. Geburtstag

Kam im Jahr 2002 zum SV Werder und prägte eine Ära: Johan Micoud. Foto: dpa
Ohne ihn wären die Erfolge von Werder Bremen in den 2000er-Jahren nicht denkbar gewesen. Johan Micoud hob den Club auf ein neues Niveau. Jetzt wird er 50 - und ist auf anderem Gebiet erfolgreich.
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Von Sebastian Stiekel
Der Winzer Johan Micoud und der ehemalige Fußballstar Johan Micoud haben offenbar einiges gemeinsam. „Sehr exklusiv. So wie er gespielt hat“, sagte sein früherer Teamkollege Valerien Ismael bei Sky Sport Austria über Micouds Wein. Und er fügte noch mit einem Schmunzeln hinzu: „Ich habe ihn mal gefragt, ob er mir eine Kiste schickt. Dann habe ich den Preis gesehen und verstanden, warum er das nicht gemacht hat.“
An diesem Montag wird Micoud 50 Jahre alt. Von vielen sehr guten und sehr wichtigen Spielern in Werder Bremens Meistermannschaft von 2004 war der französische Spielmacher der wohl wichtigste und beste. Einige aus diesem Team sind immer noch regelmäßig zu sehen. Ismael ist Trainer (FC Watford), Frank Baumann Geschäftsführer (Werder Bremen). Torjäger Ailton feierte seinen eigenen 50. Geburtstag erst in der vergangenen Woche mit einem zünftigen Freundschaftskick im Bremer Umland.
Werder Bremen: Das macht Johan Micoud heute
Nur von Micoud bekommt man in Bremen kaum noch etwas mit. Zusammen mit einem anderen ehemaligen Mitspieler des FC Girondins kaufte er ein Weingut in der Nähe von Bordeaux. Aus dem Fußball als Alltagsgeschäft hält er sich seit seinem Karriereende 2008 heraus. Drei Jahre war er Präsident seines Heimatclubs AS Cannes. Regelmäßig ist er Experte bei „L’Equipe TV“. Das war’s.
Über seine Werder-Zeit sagte Micoud in der vergangenen Woche in einem „Kicker“-Interview: „Es hat einfach alles gepasst. Ich denke gerne daran zurück.“

Als er 2006 zurück nach Bordeaux ging, hatte Werder in vier Jahren die deutsche Meisterschaft sowie den DFB-Pokal gewonnen. Foto: dpa
Wie Werder Johan Micoud nach Bremen holte
Dabei war der Spielmacher eigentlich eine Nummer zu groß für diesen Club, als die Bremer ihn 2002 vom AC Parma verpflichteten. Micoud kam als französischer Meister 1999 (mit Girondins Bordeaux), Europameister 2000 und italienischer Pokalsieger 2002 in die Bundesliga. Im selben Zeitraum war Werder Tabellen-13., -neunter, -siebter und -sechster geworden. Der Hauptkonkurrent um Micouds Gunst: der FC Liverpool.
Aber: „Wir hatten eine Philosophie, eine klare Idee vom Fußball. Und diese Idee passte genau zu Johan“, sagte sein damaliger Werder-Trainer Thomas Schaaf der Deutschen Presse-Agentur. „Er hat begriffen: Die haben da was vor. Und er war genau das, was wir brauchten.“
Micoud prägte eine Ära bei Werder Bremen
Was Micoud in Bremen gelang, schafften nur wenige Spieler in der Geschichte der Bundesliga. Er hob einen ganzen Verein auf ein anderes Niveau. Als er 2006 zurück nach Bordeaux ging, hatte Werder in vier Jahren die deutsche Meisterschaft sowie den DFB-Pokal gewonnen und sich dreimal nacheinander für die Champions League qualifiziert. Das war sein Niveau. Das ermöglichte es dem Club, auch nach seinem Weggang noch spektakuläre Nachfolger wie Diego und Mesut Özil zu kaufen.
„Er hatte für sich den Anspruch, die Dinge zu lenken, zu führen, ein Leader zu sein. Nicht umsonst wurde er „Le Chef“ genannt“, sagte Schaaf. „Er war ein begnadeter Fußballer. Mit einem Talent und Können ausgestattet, das außergewöhnlich war.“ Und: „Seine Ansprüche hat er auf andere projiziert.“ Durch Micoud wurden auch ein Ailton, ein Frank Baumann und später Miroslav Klose besser. Werders damaliger Sportdirektor Klaus Allofs sagte immer: „Johan ist der einzige Spieler, den wir nicht ersetzen können.“
Dieses Vertrauen, sagte Micoud, habe er nirgendwo sonst gespürt. „Das war das Allerwichtigste.“ Das begann schon damit, dass ihn damals nicht irgendein x-beliebiger Manager von einem Wechsel nach Bremen überzeugte, sondern der ehemalige Bordeaux-Profi Klaus Allofs, der gut Französisch spricht und der viele in Micouds Heimat gut kennt. „Dieser Transfer“, sagte Schaaf auch 21 Jahre später noch, „war eine großartige Leistung von Klaus Allofs.“ (dpa)