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Dennis Dodt

Knie-OP für den Titeltraum

Der ehrgeizige Läufer Dennis Dodt ist „immer optimistisch“. Foto: Bröhan

Der ehrgeizige Läufer Dennis Dodt ist „immer optimistisch“. Foto: Bröhan

In den vergangenen zwei Jahren eilte der Stader Läufer Dennis Dodt von Erfolg zu Erfolg. Dieses Jahr war für den ehrgeizigen Sportler ein verlorenes. Aufgrund seiner Verschleißschmerzen im Knie wurde er ausgebremst. Dodt will aber weiter laufen.

Von Jan Bröhan Donnerstag, 30.11.2017, 15:24 Uhr

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So hat sich Dodt für eine Operation entschieden, die aus anderer Perspektive als krass bezeichnet werden könnte.

Dennis Dodt hat O-Beine. Im rechten Knie, dessen Schiefstand größer war, war der Knorpelverschleiß nach den vergangenen Jahren zu groß, die Schmerzen damit auch. Die Vergangenheitsform ist Dodts Hoffnung. Der 44-Jährige hat sich in der vergangenen Woche in der Stader Klinik Dr. Witwity von Chefarzt Jörg Witwity zweimal operieren lassen. Bei der ersten OP wurde einmal mehr der Meniskus geglättet. Zudem wurden Dodt körpereigene Knorpelzellen eingesetzt. „Das ist mordernste Medizin“, sagt Dr. Witwity. Seit 2016 ist diese Methode in der EU zugelassen, die Klinik Dr. Witwity hat dafür seit diesem Jahr die Zulassung.

Vor gut acht Wochen wurde Dodt gesundes Knorpelgewebe entnommen. Mit diesem und Eigenblut wurden im Labor Knorpelkügelchen gezüchtet. Diese wurden Dodt nun eingesetzt und bilden an den defekten Stellen wieder neuen, nach etwa zwölf Wochen belastbaren Knorpel. „Das soll ein Leben lang halten“, sagt Dr. Witwity bezüglich der Studien, generell sei diese Methode, und das sei das besonders Positive, immer wiederholbar. So weit, so sinnvoll für jeden Normalbürger und Freizeitsportler.

Dodt will aber noch nicht in den Normalmodus schalten. Seine Leidenschaft und sein Ehrgeiz treiben ihn. Also entschloss er sich für eine weitere OP. Der Außenknochen des rechten Knies wurde zu dreiviertel angesägt und ein kleiner Keil entnommen. So wurde die Achse des O-Beins begradigt. Damit, so die Theorie und Dodts Hoffnung, wird der neue Knorpel durch weniger Reibung nicht mehr so stark abgenutzt.

„Ich habe noch ehrgeizige Ziele“, sagt Dodt, „ich will in meinen Altersklassen noch mehrere deutsche Meistertitel holen.“ Schon am Krankenbett begann er wieder mit leichten Trainingseinheiten. Am Freitag oder Sonnabend wird er nach eineinhalb Wochen entlassen. Dann beginnt er mit seinem Kampf zurück in die Laufschuhe.

Die Schiene muss er sechs Wochen tragen, er wird trotzdem im Rahmen des Möglichen trainieren. Das Knie soll spätestens in acht Wochen wieder belastbar sein. „Da ich immer schneller zurückkomme, rechne ich dieses Mal auch damit“, sagt Dodt. Er sei durch und durch Sportler und habe einen Plan im Kopf. Und bei allem Ehrgeiz: „Ich bin zwar mega ungeduldig, hab’ aber die nötige Geduld. Ich werde alles machen, aber auf Sicherheit.“

Dazu gebietet Dodts Vorgeschichte. Dass er zu diesem ambitionierten, getriebenen Läufer wurde, wäre auf ärztliches Anratens nicht möglich gewesen. Die 24-jährige Fußballerlaufbahn endete mit drei Meniskus-OPs in kurzer Zeit. Von laufintensiven Sportarten rieten die Ärzte ab. Dodt sattelte sechs Jahre lang um aufs Rad. Die Lust aufs Laufen war größer. Versuche endeten aber im Schmerz. Dodt versuchte sich als Nordic Walker. Natürlich ungenügend für einen wie ihn. 2011 spulte Dodt dann den Stader und Buxtehuder Altstadtlauf innerhalb einer Woche ab. „Das haben mir die Knie übel genommen.“ Ein Jahr kein Wettkampf. 2012 begann dann seine jetzige Läufer-Laufbahn beim Buxtehuder Altstadtlauf. Seitdem sammelte Dodt Siege und Podestplätze, sprintete von persönlicher Bestzeit zu Bestzeit. 2015 und 2016 hatte Dodt jeweils mehr als 20 Wettkämpfe bestritten, meistens sehr erfolgreich. Doch die Schmerzen liefen immer mit.

In diesem Jahr zahlte Dodt Tribut. Er konnte wegen der Schmerzen kaum trainieren. Durch sechs Wettkämpfe kämpfte er sich dennoch, auch siegreich wie in Stade oder Wilhelmsburg. In Buxtehude sank er vorerst ein letztes Mal hinter der Ziellinie auf den Boden. Da hatte Dodt seinen jetzigen Schritt schon geplant und sagte: „Ich habe jetzt schon Lust, mich wieder zurückzukämpfen.“

Jetzt im Krankenhausbett gibt er zu, dass er nach der OP sensibel sehr angefasst war. Vor Erleichterung habe er geweint. Nur wenige Tage später begann er im Zimmer zu trainieren. „Viele sagen, ich bin bekloppt“, sagt Dodt und sein Lächeln sagt, dass dies ihm gefällt. Als Sporternährungscoach und Fitnesstrainer sehe er sich auch als Motivator. Auf Facebook können mehr als 1000 Freunde und 400 Abonnenten seinen jetzigen Wettkampf verfolgen. Bis zu seinem nächsten Wettkampf in Laufschuhen.

„Im Sommer will ich wieder an den ersten Rennen teilnehmen“, sagt Dodt. Als er den Termin bekam, an dem die Metalklammern aus seinem Knie entfernt werden sollen, sagte er Dr. Witwity, dass dieser verschoben werden muss. Da stehen zwei Wettkämpfe in Hamburg und Hannover im Kalender, die Dodt unbedingt laufen will. Und wenn alles so läuft, wie er es sich vorstellt, kämpft er ab 2019 um die DM-Titel.

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