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L 116: Fünf Millionen Euro werden in den Sand gesetzt

Er gehört dazu: der offizielle „erste Spatenstich“ bei einem Bauprojekt. Noch dazu, wenn die Planer guten Gewissens und mit Ansage fünf Millionen Euro in den Sand setzen.

Dienstag, 05.07.2016, 15:02 Uhr

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Um nämlich auf der vollkommen maroden Landesstraße 116 zwischen Lamstedt und Hechthausen-Laumühlen wieder gefahrlos fahren zu können, sind ein Auskoffern des Untergrundes von mehr als einem Meter und eine mehrmonatige Sperrung notwendig.

Man musste kein Experte sein, um beurteilen zu können, dass die Fahrbahn hinüber war. Zwischen Schlaglöchern, Rissen auf sowie Absackungen an der Fahrbahn fiel es schwer, sich noch einigermaßen sicher und unfallfrei auf der Straße zu bewegen. Für Motorradfahrer war die Straße ohnehin aus Sicherheitsgründen seit Monaten gesperrt. Für die übrigen Verkehrsteilnehmer galt ein Tempolimit zwischen 30 und 70 Stundenkilometern.

Seit Kurzem geht gar nichts mehr auf der Strecke, selbst nicht mehr im Schneckentempo. Die ersten Bagger sind angerückt, um der eigentlichen Ursache dieser Baumaßnahme im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen. Denn: Je mehr Details bei den Untersuchungen des moorigen Untergrundes zusammengetragen wurden, desto klarer war, dass das Auftragen einer dünnen Asphaltschicht als Fahrbahnbelag nicht einmal mehr provisorischen Charakter gehabt hätte.

„Eine Grundsanierung mit Bodenaustausch“ ist die einzige Variante, die von den Fachleuten als Chance angesehen wird, langfristig für einen stabilen Straßenzustand zu sorgen. Um eine feste Grundlage zu haben, koffert die beauftragte Baufirma den Trassenbereich in Teilbereichen bis in eine Tiefe von 1,20 Metern aus.

Nach Angaben von Hans-Jürgen Haase (Leiter der Straßenbaubehörde in Stade) geschieht dies nicht auf der kompletten 3,5 Kilometer langen Strecke, sondern in Teilabschnitten. Wie er beim Spatenstich erklärte, soll ein Vlies die Grundlage für den weiteren Straßenaufbau bilden, zu dem dann unter anderen auch noch Mineralgemisch, eine Asphalt- sowie eine Tragschicht gehören.

Dass der erste Spatenstich in einem derart großen Rahmen mit mehreren Dutzend Gästen erfolgte, zeigt für Haase den Stellenwert dieses Vorhabens. Normalerweise stünden für alle Straßensanierungen von Landesstraßen im Elbe-Weser-Raum pro Jahr nur fünf Millionen Euro zur Verfügung. Dass dieser Betrag jetzt für eine einzelne Maßnahme verwendet würde, sei dem sogenannten „Sondervermögen“ des Landes zu verdanken. Aus diesem speziellen Investitionspaket stamme das Geld, um die neue Landesstraße 116 zwischen Lamstedt und Hechthausen zu finanzieren.

Eigens aus Hannover angereist war Ministerialdirigent Dr. Christoph Wilk. Und freimütig gab der Repräsentant des niedersächsischen Verkehrsministeriums zu, dass man bei einem solchen Ausflug in eine ländliche Region erst zu schätzen wisse, wie „verwöhnt“ man in Städten wie Hannover hinsichtlich der Straßenverhältnisse sei. Eine der Kernaufgaben für das Ministerium und seine Planer sei in den kommenden 15 Jahren die Umsetzung des Bundesverkehrswegeplanes, der insgesamt ein Finanzvolumen von acht Milliarden für Neubau und Sanierung freisetze.

Die L 116 ist für etwa fünf Monate komplett für den Verkehr gesperrt. Wenn alles gut läuft, könnte im November die Freigabe erfolgen. Zwischenzeitlich erfolgt die Umleitung über die Bundesstraßen 73 und 495. Schleichwege durch die Lamstedter und Hechthausener Gegend sind zumindest durch Verkehrsschilder gesperrt.

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