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Sicherheit der Deiche gewährleisten

Landkreis Stade unterstützt Nutria-Bekämpfung mit 20.000 Euro

Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts begrüßt, dass der Landkreis Stade in diesem Jahr 20.000 Euro zur Bekämpfung der Nutria zur Verfügung stellen wird – verbunden mit einem Monitoringprogramm.

Von Björn Vasel Freitag, 31.05.2019, 19:00 Uhr

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Meile Alten Landes und der Unterhaltungsverband Altes Land hatten im März die ersten zehn Nutria-Fallen an die Hegeringe in Buxtehude und Jork übergeben. Auf Initiative des Kreistagsabgeordneten Gerd Lefers aus Jork hatte die Fraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG) einen Antrag für einen Zuschuss eingebracht.

Der Ausschuss für Regionalplanung und Umweltfragen hat sich am Mittwoch dafür ausgesprochen – und das Konzept der Verwaltung zur Nutriabekämpfung gebilligt. Hintergrund: Die aus DDR-Pelztierfarmen ausgebüxte, vermehrungsfreudige Biberratte ist eine Gefahr für die Stabilität der Deiche und Uferböschungen – kreisweit. Dadurch kann es zu Brüchen und zu Unterspülungen kommen, Landwirte könnten mit ihren Treckern umkippen, das Weidevieh einbrechen.

Deshalb gelte es auch, die Gesundheit von Mensch und Nutztieren zu schützen. Bislang seien die Nutria laut Dr. Uwe Andreas vom Kreis-Naturschutzamt an der Niederelbe vor allem an der Elbe und ihren Nebenflüssen und in den Vernässungsbereichen einiger Hochmoore aufgetreten. Nach der Wildtiererfassung der Landesjägerschaft stieg die Population in den letzten fünf Jahren von vier auf gemeldete 165 Tiere .

23 Reviere sollen jetzt in Kooperation mit den Deich- und Unterhaltungsverbänden und der Jägerschaft sowie der Landwirtschaftskammer mit je zwei Fallen ausgestattet werden. Allerdings sieht das Konzept der Unteren Naturschutzbehörde zur Bekämpfung der Nutria nicht nur das Aufstellen von Lebendfallen („Ammerländer Falle“) mit Fallenmelder vor, sondern auch ein Monitoring (zwei Mal im Jahr, im April und im Oktober) mit Hilfe von Sichtungen und Spuren wie Wühllöchern und Fährten und an exponierten Flussabschnitten mit einer Dauerüberwachung durch fünf Wildkameras des Kreises. Das soll – neben der Bejagung – Aufschluss über den Bestand der im Schnitt 40 bis 60 Zentimeter großen und zehn Kilogramm schweren Art geben.

Vor allem an der Oste, an der Este und in Kehdingen treibt sich die aus Südamerika stammende Art (Myocaster coypus) herum. Diese wird auf der EU- und auf der Bundesebene naturschutzrechtlich als „invasive Art“ eingestuft. „Die Nutria soll wieder komplett aus Deutschland verschwinden“, sagte Dr. Andreas. Deshalb dürften auch Muttertiere getötet werden. Die Zucht und Einfuhr ist europarechtlich verboten.

Damit allerdings aufgrund der Verwechslungsgefahr versehentlich keine Biber oder Fischotter getötet werden, setzt der Landkreis auf Lebendfallen, damit „geschützte Arten sofort wieder in die Freiheit entlassen werden können“. Wenn eine Nutria in die Falle geht, laufe eine Meldung auf dem Jäger-Handy auf. Mit Äpfeln und Honig werden sie angelockt. Dann wird das Tier vom Jäger vor Ort erschossen. Zwei Mal täglich werden die Lebendfallen aus Arten- Natur- und Tierschutzgründen persönlich kontrolliert. Ob die Strategie zur Eindämmung des Populationsanstiegs der Nutria als invasive Art und zum Deichschutz im Landkreis Stade aufgeht, soll nach zwei Jahren evaluiert werden.

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Blühstreifen und Weideprojekt

Der Kreis-Ausschuss für Regionalplanung und Umweltfragen hat die Verlängerung der Verordnung über die einstweilige Sicherstellung des geschützten Teiles von Natur und Landschaft „Die Scheidung“ zwischen Oederquart und Hammah um zwei Jahre zu Kenntnis genommen. 3,5 Millionen Euro aus einem EU-Förderprogramm zur Beweidung der Moore sind für das Viehtrift-Projekt des Kreises bewilligt worden. Dafür wird (unter anderem) ein wolfssicherer Schafstall errichtet, ein Schäfer soll als Pächter die Naturschutzflächen pflegen. Auch die Torfwerke stellen ihre renaturierten Flächen zur Verfügung.

Nur 14 Grundschulen haben ein Angebot des Kreises für einen Blühstreifen mit einem Insektenhotel der Schwingewerkstätten angenommen.

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