Zähl Pixel
Bürgermeisterwahl in Jork

Matthias Riel will mehr Demokratie wagen

Bürgermeisterkandidat Matthias Riel (parteilos) vor dem Rathaus der Gemeinde Jork. Foto: Vasel

Bürgermeisterkandidat Matthias Riel (parteilos) vor dem Rathaus der Gemeinde Jork. Foto: Vasel

Der Erste Gemeinderat Matthias Riel will mehr Demokratie wagen – und verspricht den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Jork „eine neue Beteiligungskultur“.

Von Björn Vasel Dienstag, 21.05.2019, 17:39 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Der Parteilose (47) will am 1. November die Nachfolge von Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ) antreten. 10 126 Wähler können am Sonntag, 26. Mai, entscheiden, ob der Verwaltungswirt der neue Chef im Rathaus wird. Alle Ratsfraktionen haben im Vorfeld eine Wahlempfehlung für ihn abgegeben.

„Miteinander“ in die Zukunft, das ist sein Wahlkampfmotto. Mehr als 1000 Flyer hat Matthias Riel in den letzten Wochen persönlich in der Gemeinde Jork in die Briefkästen gesteckt und auch das persönliche Gespräch gesucht. Seit Ende April hat er Urlaub. „Ich wollte Dienst und Wahlwerbung nicht vermischen“, betont Riel. Ihm sei wichtig, dass er nicht auf einem Parteiticket, sondern als „Unabhängiger“ für das Bürgermeisteramt kandidiere.

Dass ihn Bürgerverein, CDU, SPD, Grüne und FDP unterstützen, freut ihn. Damit erkenne die Politik letztlich auch seine „neutrale Fachkompetenz“ an. Matthias Riel lässt sich parteipolitisch in keine Schublade packen. Seine Bewunderung für den verstorbenen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) ist bekannt – vor allem wegen seiner großartigen Leistungen bei der Sturmflut 1962. Dem TAGEBLATT verrät der 47-Jährige, dass er sein Kreuz bei Wahlen bereits bei CDU, SPD, FDP und Grünen gemacht hat. Den Klimaschutz hält Riel nicht nur global für ein wichtiges Thema: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser eine kommunale Daueraufgabe wird.“

Auch nach dem Auslaufen der Förderung in zwei Jahren müsse es eine (interkommunale) Klimaschutzmanagerin geben.

Wie berichtet, hat Matthias Riel in den vergangenen Wochen und Monaten seine Agenda wiederholt erläutert – nicht nur in der Zeitung. Vor der Wahl fasst das TAGEBLATT die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen: Partizipation: Als Bürgermeister will Riel eine „neue Beteiligungskultur“ – gemeinsam mit dem Gemeinderat – etablieren. Bürger sollten nicht nur formal über frühzeitige Bürgerbeteiligung bei B-Plänen mitgenommen werden, sondern auch informell – über neue Formate wie eine Zukunftswerkstatt und Workshops – etwa zur Entwicklung der Ortsmitte mit Hilfe der Städtebauförderung oder der Dorferneuerung. „Wir brauchen die Ideen der Bürger“, ist Riel überzeugt. „Und warum nicht auch einmal Kinder bei der Spielplatzgestaltung mitentscheiden lassen“, sagt er.

Wohnen: Riel will sich für ein moderates und obstbauverträgliches Wachstum der Gemeinde Jork einsetzen. Er will kleinteilige Baugebiete mit Preisobergrenzen und Bevorzugung von Familien aus der Gemeinde Jork. Die Vermarktung soll möglichst über die Kommune laufen, unter anderem über eine Infrastrukturabgabe soll die Altländer Kommune an der Wertschöpfung beteiligt werden. Denn auch Kita, Schule & Co. müssen finanziert werden. Ohne die Einnahmen könne das 15 Millionen Euro teure Projekt „Grundschule Jork mit Ganztag und Sporthalle“ (ab 2022) nicht finanziert werden. Diesem müssten sich im Übrigen alle weiteren Vorhaben in der Gemeinde Jork unterordnen.

Außerdem trügen junge Familien zur Haushaltssicherung bei. Der Einkommensteueranteil (7,7 Millionen Euro) ist die tragende Säule des Haushalts. Innenverdichtung sei eine weitere Möglichkeit, um mehr Wohnraum für Familien zu schaffen. Wichtig ist ihm auch, barrierefreien Wohnraum für Senioren und mehr Barrierefreiheit vor Ort zu schaffen. Wohnraum habe für ihn erst einmal „Vorrang“ vor der Schaffung weiterer Gewerbegebiete.

Ehrenamt: Der Jorker will das Ehrenamt stärken, ihm schwebt unter anderem eine Ehrenamtsbörse vor. Des Weiteren will er die Aktiven entlasten, beispielsweise durch ein kommunales Veranstaltungsmanagement wie in Horneburg, Harsefeld, Stade oder Buxtehude. So soll das Blütenfest 2020 bereits gemeinsam mit der Werbegemeinschaft organisiert werden. Er könne sich („nicht nur in diesem Bereich“) auch eine Kooperation etwa mit der Samtgemeinde Lühe vorstellen.

Sport: Ähnlich wie einst in Estebrügge, müsse auch der TuS Jork zu einem Kunstrasenplatz kommen. Die Modernisierung der Sportanlagen in Jork und der Bau einer (Schul-)Sporthalle stünden auf seiner Agenda.

Kulturlandschaft: Riel setzt auf ein Wiederaufleben der Leader-Region (2020-2026). Er setzt darauf, dass Jork in Zukunft mehr Fördermittel akquiriert. Mit Hilfe der Kreis-Wirtschaftsförderung will er auch den Tourismus und den Obstbau stärken, Riel unterstützt das Ziel, dass das Alte Land offiziell ein Welterbe wird. Er spricht sich des Weiteren für ein Regionalmanagement aus – damit das Alte Land bei Themen wie Planung, Wirtschaft, Verkehr, Ortsgestaltung, Tourismus, Erhalt der Kulturlandschaft und Sicherung des Obstbaus stärker an einem Strang zieht.

Jugend und Soziales: Der 47Jährige spricht sich für einen Ausbau der Ganztagsangebote in Kitas und Schulen (mit dem Hort Tintenklecks) aus: „Wir sind eine familienfreundliche Kommune.“

Finanzen und Verwaltung: Den Haushalt 2020 will er („mit dem Rat“) mit einer Prioritätenliste verbinden. Außerdem stehe er weiterhin für dauerhafte Haushaltskonsolidierung. Die Verwaltung (100 Köpfe auf 65 Planstellen) will er weiter modernisieren (Stichwort Digitalisierung). Dabei gelte für ihn auch hier: Er wolle Betroffene in diesen Prozessen zu Beteiligten machen. Riel: „Ich habe ein total motiviertes Team.“

10.126 Wählerinnen und Wähler entscheiden über seine Zukunft

Mehr Wähler: Parallel zur Europawahl (9020 Wahlberechtigte) können an diesem Sonntag, 26. Mai, 10 126 Wählerinnen und Wähler aus der Gemeinde Jork entscheiden, ob der Erste Gemeinderat Matthias Riel (parteilos) aus Jork im November dieses Jahres die Nachfolge von Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ) antreten wird. Die Ergebnisse aus den Wahllokalen werden unter www.jork.de veröffentlicht. Die Zahl der Wahlberechtigten ist bei der Bürgermeisterwahl höher, weil bei Kommunalwahlen in Niedersachsen auch 16- und 17-Jährige abstimmen dürfen.

Zweiter Anlauf: Es ist Riels zweiter Anlauf für das Amt des Bürgermeisters der Einheitsgemeinde Jork. Im September 2011 hatte der Diplom-Verwaltungswirt knapp verloren, der heutige Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ) konnte die Wahl mit einem Vorsprung von 97 Stimmen für sich entscheiden; Riel war seinerzeit als Parteiloser für die CDU, unterstützt von der SPD, in das Rennen gegangen und unterlag überraschend mit 49,15 Prozent. Trotzdem steckte Riel nicht den Kopf in den Sand. „Demokratie ist Demokratie. Doch in jeder Niederlage steckt auch eine Chance“, sagt der 47-Jährige im Rückblick. Die Wahlbeteiligung lag knapp über 60 Prozent.

Breite Unterstützung: Bei dieser Wahl wird Riel als Einzelbewerber von allen Ratsfraktionen ( BVJ, CDU, FDP, SPD und Grüne) unterstützt. Es gibt keine weiteren Kandidaten. Seit 2007 arbeitet er im Rathaus, erst als Kämmerer und Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, heute fachgruppenübergreifend als Erster Gemeinderat. Vorher war er für die Finanzen in der Samtgemeinde Amelinghausen verantwortlich. Dass der Rat ihn 2017 einstimmig zum Ersten Gemeinderat gewählt hat, war laut Riel ein „sehr großer Vertrauensbeweis und eine Anerkennung meiner Arbeit – über alle Fraktionsgrenzen hinweg“.

Es war aber nicht nur ein Vertrauensbeweis, dahinter verbarg sich letztlich auch die Erwartungshaltung aus allen Fraktionen, dass Riel seinen Hut in den Ring wirft. Das tat der Kandidat im Dezember 2018. Zwischenzeitlich hatte sich Riel weitergebildet. Berufsbegleitend machte er 2017 seinen Master of Business Administration und ist seitdem auch Lehrbeauftragter an der Hochschule Osnabrück für Verfassungs- und Verwaltungsrecht in den Bachelor-Studiengängen Wirtschaftsrecht und Verwaltung.

Personalie: Diplom-Verwaltungswirt Matthias Riel ist verheiratet und lebt mit seiner Frau Gila in Jorkerfelde. Er hat zwei Kinder und eine Enkelin. Privat engagiert sich das Ehepaar, sie haben drei Hunde, im Tierschutz. Mit der Gründung des Vereins Hundefreilauf Pfotenglück Jork will Riel mit Freunden weiteren Hundeliebhabern ein eingezäuntes Gelände als Hundespielplatz anbieten, um den Vierbeinern einen ganzjährigen Freilauf zu ermöglichen.

www.matthias-riel.de

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.