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Wirtschaft

Mercedes Tesmer spielt nach der Fusion in der ersten Liga

Noch führen sie das Unternehmen gemeinsam: Franco Barletta und Klaus Mohrmann , der zum Jahresende ausscheidet. Foto: Stephan

Noch führen sie das Unternehmen gemeinsam: Franco Barletta und Klaus Mohrmann , der zum Jahresende ausscheidet. Foto: Stephan

„Mercedes-Benz“ – der große Schriftzug am Autohaus ist geblieben, tatsächlich aber hat sich die Welt bei Mercedes Tesmer gewaltig verändert, denn nach der Fusion mit SternPartner gehört das Unternehmen zu den Top 5 der Vertragshändler in Deutschland.

Von Wolfgang Stephan Dienstag, 16.11.2021, 10:00 Uhr

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Ein Neubau in Buxtehude steht für den Neuanfang – als neues Gebäude, aber auch für einen neuen Geist in einem neuen Unternehmen. „Wir drehen nicht alles um, aber wir stellen uns in vielen Bereichen neu auf“, sagt Franco Barletta, der noch gemeinsam mit Klaus Mohrmann das neue Unternehmen führt. Mohrmann, langjähriger Geschäftsführer von Mercedes Tesmer mit Sitz in Buxtehude, wird zum Jahresende ausscheiden und für den Haupt-Gesellschafter beratend tätig sein.

Ein Jahr Übergangsfrist hatten sich die beiden Geschäftsführer gegeben, bevor Barletta das neue Unternehmen alleine führt, das aus den acht Mercedes-Benz-Häusern Hans Tesmer mit Sitz in Buxtehude und den 13 Betrieben von SternPartner mit Sitz in Lüneburg entstanden ist.

Mit den 21 Standorten und einem Jahresumsatz von 450 Millionen Euro gehört das neue Unternehmen mit dem Marktgebiet von Hemmoor über Salzwedel in Sachsen-Anhalt bis Burgdorf vor den Toren Hannovers zu den größten Mercedes-Vertragspartnern in Deutschland. Rund 1100 Mitarbeiter sind in dem neuen Unternehmen beschäftigt, 2000 Neuwagen werden im Monat verkauft, dazu kommen 5500 Gebrauchtwagen und 1500 Transporter und Lkw im Jahr.

Warum die Fusion? „Weil es wunderbar gepasst hat“, sagt Klaus Mohrmann und bezieht sich damit auf die beiden Unternehmen, die Vorgaben des Daimler-Konzerns und seinen neuen Partner Franco Barletta, den er vor Jahren zufällig bei einem Händler-Treffen kennengelernt hat. Der 49-Jährige war damals noch Geschäftsführer einer Mercedes-Autohaus-Gruppe in Hagen, die er nach acht Jahren und erfolgreicher Sanierung 2018 in Richtung Lüneburg verließ.

SternPartner war auch ein Sanierungsfall, das Unternehmen hatte zehn Jahre lang kaum Geld verdient. Nach einem Jahr hatte Barletta das Unternehmen wieder in den schwarzen Zahlen, dann stand Klaus Mohrmann vor ihm, um über eine Fusion des Nutzfahrzeuggeschäftes zu reden. „Die Vorgaben des Herstellers beispielsweise im Bereich Service sind mittlerweile so anspruchsvoll, dass sich der Erhalt einzelner Standorte wirtschaftlich nicht mehr gelohnt hätte“, sagt Mohrmann. Doch nach den ersten Gesprächen wurde schnell klar, dass eine Teilfusion viel zu kompliziert geworden wäre.

Weil Klaus Mohrmann mit Vollendung seines 70. Lebensjahres auch einen Nachfolger für die Tesmer-Betriebe suchte, nahm die Fusion ihren Lauf. Die fünf Gesellschafter der SternPartner GmbH & Co. KG und die Eigentümerfamilie der Hans Tesmer AG & Co. KG stimmten der Fusion nach vergleichsweise kurzer Zeit zu.

Beide Unternehmen auf Augenhöhe

Hauptsitz des neuen Unternehmens ist Harburg. Gesellschaftsrechtlich heißt das neue Unternehmen SternPartner, die Tesmer-Betriebe behielten allerdings ihren Namen weiter, weil das eine starke Marke im Verbreitungsgebiet sei, so Barletta.

Die Fusion sei auf Augenhöhe erfolgt, beide Unternehmen beteiligten sich mit jeweils 50 Prozent, sagt Geschäftsführer Barletta: „Mit dem neuen Unternehmen haben wir eine enorme wirtschaftliche Stärke in einem absolut attraktiven Marktgebiet.“

Größe sei kein Selbstzweck, aber nötig, um Ressourcen zu bündeln und Kostenreduzierungseffekte zu erzielen. Mit dem neuen Geschäftsführer hat auch in den Tesmer-Betrieben die Digitalisierung einen enormen Schub bekommen. Arbeiten ohne Papier gehört zu den Prinzipien des in Karlsruhe geborenen 49-Jährigen, der auch die Kommunikation mit den Kunden auf ein neues Level gezogen hat.

Erster Platz bei E-Auto-Kaufberatung

Am Standort Buxtehude wurde in einem Neubau ein neues „Business-Development-Center“ eingerichtet, aus dem die gesamte Kommunikation aller 21 Standorte gesteuert werden soll. Jeder Kunden-Kontakt landet erst einmal in Buxtehude, Termine in allen Standorten werden digital gemanagt. Klaus Mohrmann: „Wir können jetzt nach den ersten zehn Monaten feststellen, dass unsere Erwartungen in nahezu allen Bereichen noch übertroffen wurden.“

Als „schöne Begleitbotschaft“ wertet Barletta eine Auszeichnung der „Automobilwoche“ für die Kaufberatung für E-Autos. SternPartner belegte den ersten Platz.

Einzig die Pandemie habe den Start schwieriger gemacht, denn die Beschäftigten hatten bisher kaum Gelegenheiten, sich kennenzulernen.

Mohrmann: "Fusion ein doppelter Glücksfall"

Wobei Corona auch den Autohandel wirtschaftlich schwer getroffen hat. Einerseits, weil der Umsatz im Neuwagengeschäft geschrumpft war und andererseits, weil derzeit viele Neuwagen mit langen Lieferzeiten behaftet sind, was für die gesamte Branche gelte.

Das hat andererseits zu einem Plus auf dem Gebrauchtwagenmarkt geführt, der jetzt nahezu leer gefegt ist. Mohrmann: „Normalerweise hätten wir 1500 Autos in unseren Standorten auf dem Hof, jetzt sind es nur noch die Hälfte.“

Klaus Mohrmanns Bilanz kurz vor seinem Ausscheiden: „Die Fusion war ein doppelter Glücksfall – ich gehe mit dem Bewusstsein, dass meine Nachfolge in guten Händen ist.“

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