Merz oder Röttgen? – Enak Ferlemann für jüngere Kandidaten an CDU-Spitze

Enak Ferlemann, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Cuxhaven/Stade II. Foto: Sina Schuldt/dpa/Archivbild
Nach dem Debakel bei der Bundestagswahl lässt die CDU erstmals ihre rund 400.000 Mitglieder über den Parteivorsitz und die Nachfolge von Armin Laschet abstimmen. Enak Ferlemann, CDU-Vorsitzender im Landkreis Cuxhaven, hat bereits einen Favoriten.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Die CDU hatte ihre 326 Kreis- und 27 Bezirksvorsitzenden am Sonnabend nach Berlin eingeladen, um die Pleite bei der Bundestagswahl aufzuarbeiten und um über das Verfahren zur Wahl der neuen Parteiführung zu beraten. Die Konferenz selbst konnte dazu nur ein Meinungsbild einholen und keine Beschlüsse fassen.
„Die Mehrheit in der Stimmung dort im Saal war überwältigend“, sagte Generalsekretär Paul Ziemiak. Die in der Partei auch diskutierte Doppelspitze sei hingegen „kein großes Thema“ gewesen. Präsidium und Bundesvorstand der CDU werden nun an diesem Dienstag über das weitere Vorgehen beraten.
Merz, Röttgen, Spahn potenzielle Kandidaten
Offizielle Bewerbungen für den Vorsitz gibt es noch nicht. Ein Interesse wird unter anderem Friedrich Merz und Norbert Röttgen nachgesagt. Der Wirtschafts- und der Außenpolitiker waren Anfang des Jahres Laschet in einer Kampfabstimmung um den Vorsitz unterlegen. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird ebenfalls dem Kreis der Interessenten zugerechnet.
Enak Ferlemann, CDU-Kreisvorsitzender im Landkreis Cuxhaven, war persönlich vor Ort. Der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium gehörte bei der Bundestagswahl im September ebenfalls zu den Verlierern. Der 58-Jährige verlor sein Direktmandat im Wahlkreis Cuxhaven/Stade II an SPD-Newcomer Daniel Schneider. Für die Wahl eines neuen Vorsitzenden hat Ferlemann bereits einen Favoriten, wie er im Kurzinterview verrät.
TAGEBLATT: Wie ist Ihr persönlicher Eindruck von dem Treffen?
Enak Ferlemann: Ich bin sehr zufrieden, weil es eine sehr umfangreiche offene Aussprache gegeben hat über die Gründe der Wahlniederlage, die Konsequenzen daraus und wie man sich künftig aufstellen will. Mir ist wichtig, dass wir jetzt schnell die Oppositionsrolle annehmen, dass wir uns dafür gut aufstellen und dass dieser Prozess auch möglichst zügig vonstattengeht. Genau das war dann auch Tenor der Empfehlung an den Bundesvorstand: Es gibt eine Mitgliederbefragung, die das Votum der Basis wiedergibt, und dann muss ein Bundesparteitag endgültig darüber entscheiden, wie die neue Spitze der Bundes-CDU aussehen soll.
Dem Vernehmen nach werden mit Friedrich Merz, Norbert Röttgen, Jens Spahn, Ralph Brinkhaus und Carsten Linnemann fünf Christdemokraten als mögliche Laschet-Nachfolger gehandelt. Haben Sie einen Favoriten?
Ja, den habe ich. Aber den werde ich noch nicht nennen, weil noch gar nicht klar ist, wer kandidieren wird. Im Moment gibt es noch keine offiziellen Bewerbungen. Ich gehe aber davon aus, dass es eher zu Teams kommen wird, gar nicht zu Einzelbewerbern. Das muss sich aber erst finden.
Was sagen Sie zu den Spekulationen über ein Duell Merz/Röttgen? Ist das realistisch?
Nein, ich denke, dass es jüngere Kandidaten geben muss, weil wir uns auf eine Oppositionszeit von vier Jahren einstellen müssen, und dann braucht man eine Perspektive für mindestens vier, eher sogar acht Jahre danach. Das spricht dafür, dass wir jetzt auch jüngeren Kandidaten eine gute Chance einräumen sollten.