Mit dem Georadar dem alten Kloster auf der Spur
Bevor die Bagger für das Einkaufszentrum in Himmelpforten anrücken, nimmt die Kreisarchäologie den Untergrund um das Steinmetzhaus unter den Radar. Gesucht werden Strukturen des Zisterzienserinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Untersucht werden ungefähr 8000 Quadratmeter zwischen Mühlenstraße im Norden und Kirche und Steinmetzhaus im Süden. „Die Kirche war ursprünglich viel größer“, berichtet Nösler im Pressegespräch vor Ort. Sie sei die Klosterkirche als Teil eines mittelalterlichen Kreuzgangs gewesen.
Daher nimmt der Archäologe an, dass zwischen Kirche und Steinmetzhaus im Mittelalter das klösterliche Leben tobte. Das 1729 errichtete und zunächst als Amtshaus genutzte Steinmetzhaus steht auf Fundamenten eines der alten Klostergebäude. „Im Keller stehen teilweise noch mittelalterliche Mauern“, weiß Nösler.
Bevor Bagger den Untergrund für das neue Einkaufszentrum aufreißen und womöglich ein Stück Geschichte zerstören, suchen Mitarbeiter der Firma „easternatlas“ mittels eines Georadars Spuren im Erdreich. „Wir müssen wissen, was uns erwartet, damit wir die Strukturen erhalten können.“ Dabei gehe es nicht darum, die alten Mauern dauerhaft freizulegen, aber sie sollen dokumentiert und gesichert werden.
Der Georadar sendet Radarwellen in den Boden, stoßen diese auf einen Widerstand, werden sie reflektiert. „Aus dem, was zurückgeworfen wird, können wir eine Struktur erkennen“, erklärt Geophysiker Rudolf Knieß. „Jegliche Bodenveränderung verändert auch das Signal.“ Systematisch laufen die drei Mitarbeiter von „easternatlas“ die freien Flächen in 50-Zentimeter-Streifen ab. Alle 2,5 Zentimeter wird ein Impuls gesendet. In der Gesamtheit der reflektierten Signale ergibt sich ein Bild, das die Geophysiker zu dreidimensionalem Kartenmaterial zusammenführen.
Schon nach dem ersten Tag, an dem sie etwa fünf Kilometer abgelaufen sind, konnten sie von Fundamenten in etwa 1,25 Metern Tiefe berichten. Zwei runde Stellen sprechen für Brunnen. Das deckt sich mit den Vermutungen Daniel Nöslers, dass sich unter dem Parkplatz des Steinmetzhauses Reste von Wirtschafts- und Klostergebäuden verbergen.
Seit zwei Jahren ist die Kreisarchäologie in die Planung für das Einkaufszentrum in Himmelpforten eingebunden. „Wir wollten möglichst früh alles abklären, um mit der Gemeinde eine Strategie zu entwickeln“, so Nösler. Schlimm wäre es, wenn erst bei Beginn der Bauarbeiten archäologische Funde gemacht würden, die dann einen Bau lahmlegen könnten. Denn Bodendenkmale unterliegen dem Denkmalschutz und müssen gesichert werden. Wer einen Eingriff und archäologische Untersuchungen veranlasst, muss hierfür die Kosten tragen – im Rahmen des wirtschaftlich zumutbaren. In diesem Fall der Investor.
Die Bauarbeiten sollen durch die archäologischen Arbeiten möglichst wenig behindert werden. „Wir gehen abschnittsweise vor. Während wir in einem Abschnitt ausgraben, kann an anderer Stelle weitergebaut werden. Am Ende werden die meisten Funde wieder zugeschüttet und vieles durch die Bauarbeiten zerstört– allerdings dann bestens dokumentiert und für die Zukunft gesichert. Himmelpfortens Bürgermeister Bernd Reimers möchte an manchen Stellen die Ergebnisse sichtbar machen. So soll der Platz vor der Kirche im Zuge der Baumaßnahme umgestaltet werden. „Auf dem neuen Pflaster könnten wir dann den früheren Grundriss erkennbar machen.“ Auch kann er sich vorstellen, an der ein oder anderen Stelle Teile der ausgegrabenen alten Mauern unter Glas offenzulegen.
Zur Geschichte des Zisterzienserinnenklosters
Das Zisterzienserinnenkloster Porta Coeli wurde 1255 im Ort Eulsete eingerichtet. Die Klosterkirche war Grablege der von Brobergen und von Marschalck. Nachdem um das Jahr 1558 die Reformation in Himmelpforten eingeführt worden war, blieb das Kloster als evangelisches Damenstift bestehen. Während des 30-jährigen Krieges wurde es 1647 durch Königin Christine von Schweden säkularisiert. Von 1667 bis 1680 wurde es von Münsterschen Truppen zerstört, danach größtenteils abgebrochen. Erhalten blieb die Klosterkirche, die allerdings im Laufe der Jahre so baufällig wurde, dass sie im 18. Jahrhundert abgerissen werden musste und die neue Kirche gebaut wurde. Lediglich der östliche Teil der Nordmauer ist erhalten. Über das Aussehen des früheren Klosters ist wenig bekannt.