Nachgehakt: Die Fernseh-Ehe ist zerbrochen

Die Verliebtheit und Euphorie bei der blinden Hochzeit im Juli 2015 waren bei Michelle Blischke und Kalman Weiß im Alltag leider schnell verflogen. Foto: ProSiebenSat.1 Media
Kalman Weiß hat eine Frau geheiratet, die er noch nie gesehen hatte. Im Fernsehen. Vor 2,5 Millionen Zuschauern. Ein Jahr später läuft die dritte Staffel von „Hochzeit auf den ersten Blick“. Aber wie läuft es bei Kalman und seiner Michelle?
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Unten vor Kalmans Wohnung in Stade stehen ihre beiden Nachnamen noch ausgeblichen auf dem Klingelschild: Blischke/Weiß. Der gelernte Rettungsassistent bittet den Reporter in seine Wohnung – ein Jahr nach dem letzten Treffen. „Es klingt abgedroschen, aber das mit der Seelenverwandtschaft stimmt bei uns wirklich“, hatte der heute 30-Jährige damals noch geschwärmt. Und jetzt?
Alles vergessen. Am heutigen Donnerstag wird die Ehe geschieden. Ausgerechnet. Kaum eineinhalb Jahre nach der blinden Hochzeit vor TV-Kameras, bei der sich Kalman und die 27-jährige Kinderkrankenschwester Michelle aus Norderstedt von Experten anhand wissenschaftlicher Kriterien hatten verkuppeln lassen. Im Nachhinein hätten sie nicht zusammengepasst – menschlich nicht und interessenmäßig schon gar nicht. Ob sie zur Auflösung der Ehe nach Stade kommt? Das weiß er nicht.
Nur Wochen nach dem Staffelfinale im Dezember 2015 lag die Beziehung brach. Ein Krisentreffen mit den selbst ernannten Beziehungsexperten aus dem TV-Experiment verlief glücklos. Kalmans erschütternde Bilanz: „Man kann eine Maus und eine Schlange auch in einen Käfig sperren und ihnen einreden, dass es passt.“ Auffassung von Eheführung? Gegensätzlich. Gemeinsame Hobbys? Fehlanzeige. Schon während des Drehs war Michelle in Single-Chats angemeldet. Der erste Streit der Eheleute eskalierte – vor laufenden Kameras.
Am späten Sonntagnachmittag flimmert nun die zweite Folge der neuen Staffel von „Hochzeit auf den ersten Blick“ über die Fernsehgeräte in Deutschland. Kalman hat Chips gekauft, es gibt Mineralwasser. Die neuen Kandidaten Ramona und Stephan sind gerade dabei, peinlich euphorisch nach Barcelona in ihre Flitterwochen aufzubrechen. „Ich denke, die Chance, dass sich bei uns etwas entwickelt, ist sehr groß“, hält die blindlings verliebte Ramona fest.
Kalman beobachtet die Szenerie mit Abstand. Man möchte fast meinen mit ein wenig Mitleid – jetzt, nach all den schlechten Erfahrungen. „Auf die Euphorie folgte ganz schnell der Alltag“, erinnert er sich. Er habe wohl die rosarote Brille aufgehabt, sagt er über die Fernbeziehung, die zwischen Norderstedt und Stade stattfand. Oder besser gesagt nicht stattfand, denn sie hätten sich nur sporadisch getroffen.
Schon während der ersten Werbeunterbrechung sagt Kalman dann leicht entnervt: „Die Sendung ist nicht mehr spannend, es wiederholt sich alles nur.“ Die Fernsehmacher versuchten, die Teilnehmer mit Druck und dem richtigen Schnitt in vorgefertigte Rollenmuster zu pressen. Da gibt es die Streitsüchtigen, die Ausgefallenen oder eben das Traumpaar – dieses Mal personifiziert von Ramona und Stephan.
Vor einem Jahr waren noch Michelle und Kalman das „Perfect Match“. Die wissenschaftliche Analyse hatte ergeben, dass sie am besten zusammenpassen. Ob Kalman das Experiment bereut? Nein. „Ich kann es aber auch keinem weiterempfehlen und würde es mit meinem jetzigen Wissen auch nicht wieder machen“, sagt er deutlich. Für ihn sei die Teilnahme aber keinesfalls nur ein PR-Gag gewesen. Im Gegenteil: „Ich hätte nicht mitgemacht, wenn ich nicht wirklich an das Konzept geglaubt hätte.“
Bei genauerer Betrachtung ist es zwischen Kalman und Michelle noch glimpflich verlaufen. Die übrigen Pärchen aus der Staffel verklagen sich momentan entweder gegenseitig oder spielen ein Bäumchen-wechsel-dich-Spiel. „Irgendwie ist alles völlig aus dem Ruder gelaufen“, fasst Kalman zusammen. Nur eines von acht Ehepaaren aus dem TV-Format ist heute überhaupt noch liiert. Die Scheidung sei für ihn der endgültige Abschluss. Er hänge Michelle nicht nach, wolle aber auch nichts Negatives mehr berichten. Alles in allem seien sie wohl zu unterschiedlich gewesen.
Kalman hat in der Zwischenzeit eine Frau kennengelernt. Sie hat ihn im TV gesehen, fand den 30-Jährigen sympathisch und wollte sich eigentlich nur nach dem Stand der Ehe informieren. Es läuft vielversprechend. Hochzeit? Vorerst ausgeschlossen.
In der neuen Rubrik „Nachgehakt“greifen wir Themen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Sport und mehr ein zweites Mal auf. In loser Folge stellt das TAGEBLATT dabei die Frage, was aus den Protagonisten in unseren Geschichten oder aus einer Sache geworden ist.