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Krieg in Nahost

Geisel-Angehörige hoffen auf Hilfe des Kanzlers

Angehörige und Unterstützer von israelischen Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, halten ein Transparent mit der Bitte um Hilfe in der Hand. Sie protestieren für die Freilassung der Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas und fordern ein Ende des Krieges.

Angehörige und Unterstützer von israelischen Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, halten ein Transparent mit der Bitte um Hilfe in der Hand. Sie protestieren für die Freilassung der Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas und fordern ein Ende des Krieges. Foto: Mahmoud Illean/AP/dpa

Trump hat einen Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs vorgelegt. Kanzler Merz sieht darin eine echte Chance. Für die Angehörigen der deutschen Hamas-Geiseln ist es eine Zeit zwischen Bangen und Hoffen.

Von dpa Dienstag, 30.09.2025, 19:00 Uhr

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Bundeskanzler Friedrich Merz drängt die Terrororganisation Hamas, den US-Plan für ein Ende des Gazakriegs zu akzeptieren und all ihre Geiseln freizulassen. Der Vorschlag von Präsident Donald Trump sei nach Jahren des Blutvergießens „die beste Chance, die bislang jedenfalls beste Chance, auf ein Ende des Krieges“, sagte der CDU-Politiker zu Beginn der Kabinettsklausur am Rande Berlins.

Zuvor hatte Merz sehr früh am Morgen Angehörige der Hamas-Geiseln mit deutscher Staatsangehörigkeit im Kanzleramt empfangen. Die Familien der am 7. Oktober 2023 Verschleppten schöpfen nun abermals Hoffnung, ihre Angehörigen nach mehr als 700 Tagen aus der Gewalt der Terroristen im Gazastreifen wiederzubekommen.

„So viele Höhen und Tiefen“

Der Plan biete eine Chance, sagte Idit Ohel, Mutter des von der Hamas gefangenen jungen Musikers Alon Ohel, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen sehen, was die Hamas dazu sagt.“ Solange müsse man abwarten.

„Wir hatten so viele Höhen und Tiefen“, sagte die Mutter sehr leise. Immer sei etwas dazwischengekommen. „Ich hoffe, dies ist die Zeit, dass der Krieg endet und unser Sohn nach Hause kommt und all die anderen Geiseln. Wir hoffen es. Aber wir sind müde. Und wir wissen es nicht.“

Verwirrung über die Frist

Wenige Stunden zuvor hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Washington öffentlich den Trump-Plan unterstützt, der auch die Freilassung der Geiseln vorsieht. In einer Mitteilung des Weißen Hauses hieß es: „Innerhalb von 72 Stunden, nachdem Israel dieser Vereinbarung öffentlich zustimmt, werden alle Geiseln, ob lebend oder tot, zurückgegeben.“

Eine Rückkehr, wirklich innerhalb von nur drei Tagen? Das könne so nicht stimmen, sagten die Angehörigen der deutschen Hamas-Geiseln bei ihrem Besuch in Berlin. Sie lesen die Vereinbarung anders und erwarten, dass die Frist erst läuft, wenn die Hamas den Deal angenommen hat. Falls sie ihn annimmt. Falsche Hoffnungen wollen sie sich nicht leisten.

„Psychologischer Terror“

Ruby Chen, der Vater der Geisel Itay Chen, sagte, die Familie habe seit der Entführung während des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 keinen Hinweis der Hamas bekommen, wer überhaupt in ihrer Gewalt sei und wie es den Betroffenen gehe. „Das ist die niedrigste Art psychologischen Terrors, die irgendwer 725 Tage lang aushalten kann.“

Er setzt konkrete Hoffnungen in Kanzler Merz, bei der Umsetzung des Trump-Plans eine zentrale Rolle zu spielen und die Hamas unter Vermittlung der Türkei zur Zustimmung zu bewegen. „Deutschland hat eine sehr spezielle Beziehung zur Türkei, und die Türkei hat Einfluss auf die Hamas, finanziell, ideologisch“, sagte Ruby Chen der dpa. „Vielleicht ist dies die Zeit, die Türkei etwas mehr zu drängen, damit sie die Hamas drängt, ja zu dieser Rahmenvereinbarung zu sagen.“

Ende des „metaphorischen Tunnels“

Auch die Mutter von Tamir Nimrodi sieht eine Chance auf das Ende des Krieges. „Ich hoffe, dass jetzt, wenn die ganze Welt sich hinter diesen Deal stellt, dieser auch gelingt, weil die Hamas keine Wahl mehr hat“, sagte Herut Nimrodi. „Das denke ich und das hoffe ich, dass wir bald das Ende dieses metaphorischen Tunnels sehen.“

Tamir Nimrodi war zum Zeitpunkt des Hamas-Überfalls Bildungsoffizier auf einem angegriffenen Militärstützpunkt. Itay Chen war Soldat in einer Panzereinheit. Alon Ohel wurde vom Nova-Musikfestival verschleppt. Alle drei haben die deutsche Staatsbürgerschaft, weil dies auch für einen Elternteil gilt. Die Angehörigen bitten seit zwei Jahren auch in Deutschland immer wieder um Unterstützung.

Deutschland will sich einbringen

Merz erklärte nach seinem Treffen mit den Angehörigen, dass Israel den Trump-Plan unterstütze, sei ein bedeutender Fortschritt. Nun müsse die Hamas zustimmen und den Weg zum Frieden freimachen. Sollte eine Einigung gelingen, stehe Deutschland bereit, sich bei der Umsetzung einzubringen, sagte Merz. „Das gilt politisch, das gilt humanitär und das gilt selbstverständlich auch beim Wiederaufbau der Region.“

R
Rüdiger Hülsmann
18.06.202509:23 Uhr

Ohne jeden Zweifel muss das Mullah Regime entfernt werden. Der größte Teil der Bevölkerung kämpft dafür. Der Aggressor dieses Krieges ist ganz klar Israel. Israel hat auch im Gaza das Maß verloren. Die gestrige Aussage von Merz (Drecksarbeit) hat mich dazu bewogen aus der CDU auszutreten

R
Ralf Poppe
27.09.202412:07 Uhr

Ich finde es befremdlich, dass die USA, Deutschland und andere vorgeben, sie würden Frieden im nahen Osten wollen. Sie könnten dieser Politik Israels doch einfach eine Ende setzen, indem sie die Waffenlieferungen einstellen oder reduzieren. Das tun sie aber nicht. Frieden dürfte es erst nach einer Waffenruhe in Gaza, dem Ende der aggressiven Siedlungspolitik Israels und dem Beginn von Verhandlungen über die Einführung einer Zwei-Staaten-Lösung geben. Der "Westen" kann das bewirken. Wieviele Menschen müssen noch sterben, bis er damit beginnt anstatt nur Lippenbekenntnisse abzugeben?

A
Arne Birkl
11.09.202409:50 Uhr

Was soll es, völlig unpassende und veraltete Kommentare unter einem aktuellen Artikel zu veröffentlichen? Bitte dringend unterlassen! Beste Grüße, Arne Birkl

A
Arne Birkl antwortete am
11.09.202410:47 Uhr

Guten Morgen Frau Vonderbank. Da es aber bis vor kurzem eine Artikelbezogene Kommentarfunktion war (wird auch von ihnen noch so benannt), sollten Sie es dringend umbenennen und besser von den Artikeln abgrenzen. So ist es sehr irreführend und unbefriedigend.

Und wo wir schon bei konstruktiver Kritik sind...
Artikel, welche auf bevorstehende Veranstaltungen hinweisen, sollten nach dem Veranstaltungstermin nicht im Ticker erscheinen. Da wecken Sie Begehrlichkeiten und dann kommt die Enttäuschung.

Liebe Grüße, Arne Birkl

J
Janine Vonderbank antwortete am
11.09.202410:03 Uhr

Guten Morgen Herr Birkl, da es sich um einen News-Ticker handelt, wird der Inhalt regelmäßig aktualisiert – mit der von Ihnen angesprochenen Folge, dass sich einige Kommentare nicht auf das aktuelle Thema beziehen. Da wir unseren Nutzern jedoch die Möglichkeit geben möchten, ihre Meinung auch unter dem News-Ticker kundzutun, ist das aus unserer Sicht vertretbar. Gruß, TAGEBLATT online

A
Andreas Mohr
02.09.202420:32 Uhr

Fakt ist doch, dass man an der jetztigen israelischen Regierung sieht, was passiert, wenn Rechtsaußen die Regierung stellt. Es wird solange Unfrieden gesäht bis die Lage eskaliert, dies lehrt auch die Geschichte, siehe die Nazis, jetzt gerade Putin.

T
Thomas Ziehm antwortete am
02.09.202422:19 Uhr

Herr Mohr, ganz dünnes Eis. Wenn man von Geschichte wenig bis gar keine Ahnung hat, sollte man es lieber lassen, Kommentare abzugeben.

B
Burchard Neumaier
03.08.202417:59 Uhr

"Heiliger Zorn der Widerstandsgruppen!" Immer so marialisch und das nach der Blamage von Teheran!

B
Burchard Neumaier antwortete am
03.08.202418:00 Uhr

"martialisch" soll es heißen.

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