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Regionalgruppe Stade „Omas gegen rechts“

Omas setzen sich für Demokratie ein

Dörte Schnell sucht Mitstreiterinnen in der Region. Foto: Eidtmann

Dörte Schnell sucht Mitstreiterinnen in der Region. Foto: Eidtmann

Dörte Schnell aus Hammah hält es schwer aus, „dass mit der AfD eine politische Gruppe in die Parlamente einzieht, die rechtspopulistisch agiert und die Demokratie von innen aushöhlen will.“ Sie hat sich deshalb der Bewegung „Omas gegen rechts“ angeschlossen und sucht Mitstreiterinnen.

Von Jutta Eidtmann Freitag, 05.04.2019, 10:01 Uhr

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„Alt sein heißt nicht stumm sein“, ist der Aufruf in den Grundsätzen der zivilgesellschaftlichen und überparteilichen Initiative, die sich in den politischen Diskurs einmischt. Frauen wie Dörte Schnell setzen Zeichen gegen Faschismus, Rassismus, Ausgrenzungen, Frauenfeindlichkeit und Sozialabbau. Sie demonstrieren (oft im Bündnis mit Organisationen) bei großen Kundgebungen, schreiben Briefe, stehen an Info-Ständen. Sie verbünden und vernetzen sich (allzumal in den sozialen Medien bis hin zu facebook). Sie setzen sich ein für eine rechtsstaatlich organisierte freie Gesellschaft.

„Wir sind ein bunt gemischter Haufen. Und wenn wir bei einer AfD-Veranstaltung demonstrieren, sorgen wir für Irritationen“, berichtet die fünffache Großmutter, die möchte, dass ihre Enkelkinder eine demokratische Zukunft erleben. Alte Frauen an der Seite der jungen Antifa-Protestierer passen nicht ins Bild. Aber das Anliegen ist das gleiche: Gegen Faschismus. Bei großen Demos werden sie der „graue Block“ genannt – nach ihrer Haarfarbe. Aber ihre Kleidung ist bunt, und ihre einheitlich gestalteten Schilder sind unübersehbar. Sie wollen gesehen werden, wollen ermutigen, Haltung zeigen.

Dörte Schnell ist 64 Jahre alt, politisch interessiert seit den 70er Jahren. Andere Omas sind wesentlich älter, sind Kriegskinder, haben die Herrschaft von Rechtsextremisten selbst erlebt.

Die Bewegung war 2017 in Österreich entstanden, aber zu spät, als dass sie den Rechtsruck und die Regierungsbildung unter Kanzler Sebastian Kurz von der ÖVP (Österreichische Volkspartei) hätte verhindern können. Im Januar 2018 entstanden die ersten Gruppen in Deutschland. Entscheidenden Anteil daran hatte die energische 74-jährige Gerda Smorra aus Bremen.

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Mittlerweile gibt es über 20 Gruppen, viele Medienbeiträge, auch schon Preise und Anerkennung. In der Gruppe „Omas gegen rechts – Nord“ ist Dörte Schnell eine „Admina“, wie man sich nennt, wenn man in die Öffentlichkeit tritt und für die gemeinsame Sache wirbt. Denn Leiterinnen oder Sprecherinnen gibt es in der freien Initiative nicht.

Die Sozialpädagogin, die einen Beratungsdienst in einer Hamburger Schule leitet, ist vernetzt mit Akteurinnen unter anderem aus Hamburg, Bremen, Kiel und Kassel. Alle zwei Monate gibt es ein Treffen. Der Bürgerin in Hammah tut es gut, aktiv zu sein und sich einzumischen. Ihr persönlich ist es ein Anliegen, Rassismus entgegenzutreten. „Es dürfen öffentlich wieder Dinge gesagt werden, die diskriminierend sind“, spürt sie eine erschreckende Entwicklung.

Derzeit geht es den Omas gegen rechts vor allem um die bevorstehende Europa-Wahl am 26. Mai. „Wir gehen wählen – weil Europa nur durch seine Bürger lebt“ ist der Aufruf auf einem Flyer der Gruppe Nord, die mit dem Slogan wirbt „Das Beste am Norden sind unsere Omas gegen rechts.“

Auch für Dörte Schnell ist die Europawahl ein Tag, bei dem es darum geht, Demokratie, Vielfalt und Meinungsfreiheit zu verteidigen. Sie fordert alle Wahlberechtigten auf, sich zu beteiligen und alles „außer AfD“ zu wählen. „Sonst kommt ein Rechtsruck ins EU-Parlament schneller als uns lieb ist.“

Ein Treffen gibt es jetzt auch in Stade für alle, die sich anschließen möchten. Oder erst einmal in einen Dialog treten möchten. Dörte Schnell lädt für Mittwoch, 10. April, 16 Uhr ins Altstadtcafé in Stade, Hökerstraße ein. Es ist ein Extraraum reserviert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer kommt, der kommt. „Man muss weder Oma noch alt sein“, sagt die Initiatorin. Die Omas gegen rechts Nord sind bei Facebook und im Netz zu finden. Die Mailadresse ist: info@omasgegenrechts-nord.de

www.omasgegenrechts-nord.de

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