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Waldzoo

Philippinische Pustel-Schweine: „Zootier des Jahres“ wühlt in der Wingst

In ihrer Heimat gelten sie als gefährdet, im Waldzoo in der Wingst sind die Pustel- oder Mähnenschweine seit zwei Jahren zu Hause. Foto: Hilk

In ihrer Heimat gelten sie als gefährdet, im Waldzoo in der Wingst sind die Pustel- oder Mähnenschweine seit zwei Jahren zu Hause. Foto: Hilk

Eine Schönheit ist es nicht: Das Pustelschwein verdankt seinen Namen warzenartigen Schwellungen im Gesicht. Aber mit dem Aussehen hat der Titel „Zootier des Jahres“ auch nichts zu tun. Der Titel setzt ein Zeichen.

Dienstag, 01.02.2022, 13:00 Uhr

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Die wühlenden Wilden, die auch im Waldzoo Wingst leben, sind in ihrer Heimat stark gefährdet. 

„Keine Sau interessiert sich für bedrohte Schweine“ betitelt die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) ihre Mitteilung zum Zootier des Jahres. Aus aktuellem Anlass: In diesem Jahr richtet sich der Fokus auf Visayas-Pustelschweine. Diese Tiere spielen auch im Zoo in der Wingst eine bedeutende Rolle. Diese Wildschweinart von den Philippinen ist quasi fleischgewordenes Zeichen der Transformation hin zum Waldzoo, der den Blick auf die Tiere aus den Wäldern der Welt richtet.

Transformation zum Wingster Waldzoo

Eber Baboy, 2017 im englischen Bristol geboren, bezog im März 2019 Quartier in der Wingst, und zwar auf der Anlage, auf der lange Jahre Tiger die Blicke auf sich zogen. Im Frühsommer 2019 gesellten sich die beiden Schweinedamen Bibi und Tina dazu und erstmals stellte sich im Herbst 2020 Nachwuchs ein. Die putzige siebenköpfige Schweine-Bande ist bei den Besuchern beliebt. Der Wingster Waldzoo praktiziere mit dieser Zucht aktiven Artenschutz, betont Zoochef Dr. Pierre Grothmann. Der Waldzoo wie auch der Förderverein beteiligen sich aktiv mit Fördergeldern an Schutzprojekten der Zootierkampagne.

Das Visayas-Pustelschwein ist in seiner Heimat auf den Philippinen hochgradig gefährdet. Wie alle Pustelschweine hat Sus cebifrons so der lateinische Name drei Paar pustelförmige Gesichtswarzen. Es ist eine gedrungen gebaute, kurzläufige, kleinere Art mit einer Kopf-Rumpflänge bis etwa 100 Zentimeter und einer Schwanzlänge von circa 23 Zentimeter, bei der die Keiler eine Schulterhöhe bis 63 Zentimeter und ein Gewicht von 35 bis 40 Kilo erreichen, während die Bachen 30 bis 45 Zentimeter hoch werden und 20 bis 25 Kilo wiegen. „Lieb und nett sind sie nicht immer“, weiß der Wingster Waldzoochef Pierre Grothmann, „das sind keine Kuschelschweine, die muss man auch mit Vorsicht genießen.“

Mähnenschwein Baboy beschützt im Wingster Waldzoo seine Damen. Fotos: Grothmann

Mähnenschwein Baboy beschützt im Wingster Waldzoo seine Damen. Fotos: Grothmann

„Aufgrund der sich immer weiter ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest und der zusätzlichen Gefährdungen ist es höchste Zeit zu handeln, bevor es für die asiatischen Pustelschweine zu spät ist“, sagt Tierarzt Dr. Sven Hammer, ZGAP-Vorstandsmitglied. Daher habe sich seine Artenschutzorganisation dazu entschieden, das Pustelschwein mit der „Zootier-des-Jahres“-Kampagne besonders ins Rampenlicht zu stellen.

Arterhalt mit Spenden unterstützen

Während der „Zootier-des-Jahres“-Kampagne 2022 werden Spenden gesammelt, um schnellstmöglich Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Pustelschweinarten zu unterstützen. So soll etwa auf der indonesischen Insel Java in einer Erhaltungszuchtstation eine Reservepopulation von Bawean-Pustelschweinen aufgebaut werden. Auch für die seltenen Java-Pustelschweine und das von der Ausrottung bedrohte philippinische Visayas-Pustelschwein gibt es bereits Schutzkonzepte, deren zeitnahe Umsetzung durch die „Zootier-des-Jahres“-Artenschutzkampagne ermöglicht werden sollen.

Neben direkten Schutzmaßnahmen in den Ursprungsgebieten der Pustelschweine möchte die „Zootier-des-Jahres“-Kampagne auf die prekäre Lage von Schweinen in europäischen Zoos aufmerksam machen. Schon jetzt sei die Situation in zoologischen Gärten durch die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest angespannt. Der Wingster Waldzoo macht durch den Aushang von Plakaten auf die Zootier-Kampagne aufmerksam. (wip/red)

Artenschutz: Zootier des Jahres

Die „Zootier-des-Jahres“-Artenschutzkampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung kaum im Blick der Öffentlichkeit steht. So werden für den Titel „Zootier des Jahres“ Tierarten ausgewählt, die teils kurz vor der Ausrottung stehen, jedoch bisher keine oder eine nur sehr geringe Lobby haben und auch oft nicht im Fokus anderer Naturschutzorganisationen stehen. (wip/red)

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