Polizei-Chef Jan Kurzer wird Kripo-Chef
Polizei-Chef Jan Kurzer verlässt Buxtehude und wird Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Harburg in Buchholz. Foto Vasel
Polizei-Chef Jan Kurzer (46) verlässt Buxtehude und wird vorübergehend Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Harburg in Buchholz.
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Damit wird der Volljurist eine weitere Stufe auf der Karriereleiter in Richtung Polizeidirektor erklimmen – und könnte mittelfristig unter anderem Polizeiinspektionen leiten. Das wäre sein Wunsch.
Auf seine Buxtehuder Zeit blickt Kurzer stolz zurück: „Wir haben es geschafft, die Aufklärungsquote – über alle Straftaten – von 40 Prozent auf 60 Prozent zu steigern.“ Dabei habe sich der Personalbestand seit seinem Amtsantritt 2009 kaum verändert. Fast 100 Polizeibeamte sorgen in Buxtehude, Horneburg, Jork, Steinkirchen, Harsefeld und Apensen für die Sicherheit von 110 000 Menschen. Die Hälfte der 11 500 Straftaten im Kreis „bearbeiten“ die Buxtehuder im Jahr.
Kurzer steht seit 2009 an der Spitze des Polizeikommissariates Buxtehude, mit einer kurzen Unterbrechung 2015/2016. In dieser Zeit leitete der 46-Jährige bei der Polizeidirektion Lüneburg im Zuge einer Personalentwicklungsmaßnahme als Dezernent das Präsidialbüro. Die Station als Kripo-Chef der PI Harburg ist ein weiterer Baustein und „eine Herausforderung“. Leiter Einsatz war Kurzer bereits 2006 bis 2009 in Stade.
Damit stehen dem Seiteneinsteiger alle Türen bei Polizei und Innenministerium offen. Der Polizist ist auch Volljurist, Kurzer studierte in Bayreuth, Kiel und Stellenbosch/Kapstadt. Südafrika ist für ihn bis heute ein Sehnsuchtsziel. Während seines Referendariats war er um den 11. September 2001 auch an der Botschaft in Washington und erlebte in der Presseabteilung mit, wie Kanzler Schröder und Außenminister Fischer vor US-Medien die uneingeschränkte Solidarität verkündeten: „Das war große Geschichte.“
Später betreute er „Fischers Kaffeetante“ konsularisch. Die Leiterin der Cafeteria des Auswärtigen Amtes hatte sich über die Kontrollen am Flughafen aufgeregt und Sicherheitskräfte gefragt, ob sie denn glaubten, dass sie eine Bombe dabei hätte. Dafür ging‘s in Virginia zwei Wochen ins Gefängnis.
Zurück in die Gegenwart: In Buchholz wird ihn als Kripo-Chef bis Ende März 2019 das Thema Wohnungseinbruch begleiten. Die kommen im Kreis Harburg (638) häufiger vor als in Stade (438). Dank der Zusammenarbeit zwischen Soko Castle in Hamburg und ihrem Sachgebiet Wohnhaus hätten die Harburger, ähnlich wie in Buxtehude, deutliche Erfolge im Kampf gegen die Einbrecherbanden errungen.
Die profitierten im Nachbarkreis stark von den Autobahnen. 2016 gab es noch 1000 Einbrüche. Gleichwohl seien beide Kreise sicher. Die Häufigkeitszahl, also die Zahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner, liegt in Buxtehude mit 5718 (Kreis Harburg: 5176) unter dem Landesschnitt von 6621. Erfreulich sei, dass es in Buxtehude „keine Kriminalitätsbrennpunkte“ gebe. Bollweg und Bahnhofstraße seien nach Festnahmen und Verurteilungen der Täter befriedet.
Dabei zeige es sich, dass die enge Kooperation von Polizei, Stadt und Justiz und ein auch personalmäßig starkes Auftreten der Polizei – wie bei Bollwegbande oder Original Gangster Brotherhood und Einbruchsserien – wichtig sei. „Die Netzwerke funktionieren“, so Kurzer. Vorbildlich sei etwa die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt bei Jugendschutz und Alkoholkontrollen. Ein Erfolg sei 2015 der Umzug der Wache 2015 in die Kottmeierstraße gewesen, dafür hätten er und seine Vorgänger jahrelang gekämpft.
Klaus Willmer, Leiter des Kriminalermittlungsdienstes, tritt bis zu seiner Pensionierung im August an seine Stelle, danach wird der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes, Robert Schlimm, an der Spitze stehen. Geplant ist, dass Kurzer nach einem Jahr erst einmal zurückkehrt. Lions und Politik werden auf ihn, aktiv im SPD-Vorstand und mit beratender Stimme im Wirtschaftsausschuss, nicht verzichten müssen. Er müsse aber kürzertreten.
Als Ratsnachrücker stehe er vorerst nicht zur Verfügung. Vergeblich hatte sich Kurzer 2015 für die Stelle als Leiter des Fachbereichs Bildung, Jugend, Sport, Soziales und Senioren beworben. Das Stadthaus hat Kurzer trotzdem immer noch im Blick, mit einer Einschränkung: „Mein Fokus liegt jetzt auf der Polizeilaufbahn.“
Der kommunikative, bei Kollegen beliebte Polizei-Chef war 2013/2014 als SPD-Kandidat bei der Bürgermeisterwahl im Gespräch. Ob er bei der Bürgermeister-Wahl 2021 antreten wird, schließt Kurzer nicht aus. „Ich bin dazu noch nicht gefragt worden. Bis dahin fließt noch viel Wasser die Este hinunter.“
Bis Anfang 1946 war die Polizei mit acht Mann im Rathaus untergebracht, lange unter dem Befehl des Bürgermeisters. 1946 zog die Wache in die Bahnhofstraße 17 ein. 1959 zog die Polizei in die Villa am Stadthaus um, ab 1974 gab es ein Kriminalkommissariat neben der Schutzpolizei. Ab 1980 saß die Polizei mit knapp 70 Kollegen in der GrotheMarie-Straße. Seit Oktober 2015 haben 80 Beamte in der Kottmeierstraße ihren Sitz. Vorher waren Neubauten am Hafen, auf dem Birkel-Gelände und an der Konrad-Adenauer-Allee im Gespräch. Die Polizei Buxtehude ist für 110 000 Menschen auf einer Fläche von 500 Quadratkilometern verantwortlich. Knapp 6000 Straftaten gibt’s im Jahr, aufgeklärt werden 60 Prozent.