Rat setzt auf den Asper Bürgerwillen

Matthias Lietzau (links) und Wilhelm Siems (rechts) , die die Position der Bürgerinitiative gegen den zentralen Kanalanschluss vorgetragen hatten, verfolgten zusammen mit Monika Siems (Mitte) gespannt die Meinungsäußerungen auf der Fredenbe
Die Spannung während der Sitzung des Fredenbecker Samtgemeinderates am Dienstagabend war schnell gewichen. Bei den Meinungsäußerungen der Kommunalpolitiker zeichnete sich schnell ein Votum gegen den Anschluss eines Kanalisationsnetzes des Dorfes Aspe an das Fredenbecker Klärwerk ab.
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Applaus von Besuchern aus Aspe für Meinungsbeiträge der Ratsmitglieder verbat sich Ratsvorsitzender Ernst-Wilhelm Cordes. Anschluss-Befürworter versuchten noch, das Blatt zu wenden. Mit deutlicher Mehrheit stimmten die Politiker gegen einen zentralen Anschluss und damit für den dominierenden Bürgerwillen. Wie viel Wahlkampf für die Kommunalwahlen in einem Jahr dahintersteckt, ist nicht abzuschätzen. Die Asper Grundstückseigentümer dürfen zunächst weiterhin ihre Hauskläranlagen nutzen.
Im Vorfeld der Ratssitzung hatte es eine Befragung der Asper Grundeigentümer gegeben. Insgesamt sind 155 bebaute Grundstücke vorhanden. Einen Anschluss der Abwasserleitungen haben 25 Grundstückseigentümer (15,48 Prozent) schriftlich befürwortet. Klar dagegen haben sich 119 Grundbesitzer (76,77 Prozent) ausgesprochen. Zwölf Grundstückseigentümer (7,74 Prozent) verzichteten auf eine Rücksendung des Fragebogens.
Samtgemeindebürgermeister Ralf Handelsmann machte deutlich: „Hierbei handelte es sich um keinen Bürgerentscheid. Dennoch sei den Aspern zugesagt worden, wenn mehr als die Hälfte die Anbindung ans öffentliche Kanalnetz ablehnen, würde die Kommune diesem Wunsch Rechnung tragen. Doch der Verwaltungschef brachte neue Argumente für den Ausbau des Kanalisationsnetzes ein. Denn inzwischen sei ein Schreiben vom niedersächsischen „Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz“ (NLWKN) im Rathaus eingetroffen. „Danach benötigen Kleinklärwerke eine wasserrechtliche Erlaubnis“, so Rüdiger von Riegen, Geschäftsführer der Abwasserentsorgung der Samtgemeinde Fredenbeck (AEF) und Kämmerer, deutlich. „Das Wasser der Bever ist augenblicklich nicht gut genug, um geklärtes Wasser aus Hauskläranlagen aufzunehmen. Es gibt ein Verschlechterungsverbot.
Petra Tiemann (SPD) konterte: „Es ist strittig, wo die Nitratbelastungen in dem Bach herkommen.“ Dies komme sicher nicht aus den Kläranlagen, sondern könne auch von Feldern in den Wasserlauf gespült worden sein.
Gerhard Behrmann (CDU) betonte, dass einige Asper Bürger vor zwei Jahren den Wunsch an die Verwaltung herangetragen hätten, über einen zentralen Anschluss der Abwässer nachzudenken. Er selber wolle nun aber gegen eine Zentralisierung stimmen. „Uwe Lütjen (SPD) machte deutlich, dass dem Wunsch der Asper Bürger nach der Umfrage Rechnung getragen werde. „Mitteilungen vom Umweltamt des Landkreises und vom NLWKN halte ich für sehr schwammig.“ Auch er lehne eine Zentralisierung ab. Jeannette Jacob (WG) äußerte, dass sich die Wählergemeinschaft sehr schwer damit getan habe, eine Bürgerumfrage zu starten. Und Gerhard Seba (CDU) sagte: „Hier ist ein Fass aufgemacht worden, von dem niemand etwas hat.“ Er würde sich keine Sorgen machen, dass die Bautätigkeit in Aspe wegen Fehlens eines zentralen Anschlusses eingestellt werde. Lars Müller (CDU) drängte darauf, nach der Satzung, die eine Anschlusspflicht darstelle, zu verfahren. Evelin von Bargen und Wolfgang Weh (Grüne) hätten eine Entscheidung am liebsten vertagt, konnten sich mit diesem Antrag aber nicht durchsetzen.
Zu Beginn der Beratungen hatte der Rat Sprechern der Asper Bürgerinitiative gegen den zentralen Klärwerksanschluss Gelegenheit gegeben, ihre Meinungen darzustellen. Matthias Lietzau, der eine Vollmacht von Verwandten vorweisen konnte, und Wilhelm Siems wiesen auf die hohen Kosten hin, die viele Asper Bürger zu leisten hätten. „Auch Kleinkläranlagen sind zukunftsfähig“, machte Siems deutlich.
Für einen Anschluss stimmten acht Ratsmitglieder, dagegen waren 16 und vier enthielten sich.