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Riel will Chef im Rathaus Jork werden

Der Erste Gemeinderat Matthias Riel will Bürgermeister der Gemeinde Jork werden – und 2019 für das Amt kandidieren. Das hat der 47-Jährige bei einem Gespräch in der TAGEBLATT-Redaktion angekündigt. Foto: Vasel

Der Erste Gemeinderat Matthias Riel will Bürgermeister der Gemeinde Jork werden – und 2019 für das Amt kandidieren. Das hat der 47-Jährige bei einem Gespräch in der TAGEBLATT-Redaktion angekündigt. Foto: Vasel

Der Erste Gemeinderat der Gemeinde Jork, Matthias Riel, will Bürgermeister werden – und im November 2019 die Nachfolge von Gerd Hubert antreten. Das hat der 47-Jährige am Mittwoch bei einem Gespräch in der TAGEBLATT-Redaktion angekündigt.

Von Björn Vasel Mittwoch, 12.12.2018, 18:07 Uhr

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Der Verwaltungsfachmann will bei der Wahl am 26. Mai 2019 als Einzelbewerber antreten. Es ist sein zweiter Anlauf für das Amt des Bürgermeisters der Einheitsgemeinde Jork. Im September 2011 hatte der Diplom-Verwaltungswirt knapp verloren, der heutige Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ) konnte die Wahl mit einem Vorsprung von 97 Stimmen für sich entscheiden; Matthias Riel war seinerzeit als Parteiloser für die CDU, unterstützt auch von der SPD, in das Rennen gegangen – und unterlag überraschend mit 49,15 Prozent (2807 Wähler). Trotz alledem steckte Riel nicht den Kopf in den Sand. „Demokratie ist Demokratie. Doch in jeder Niederlage steckt auch eine Chance“, sagt der 47-Jährige im Rückblick.

Er qualifizierte sich weiter und begann – berufsbegleitend, immer am Wochenende – ein Master-Studium im Studiengang Public Management an der Hochschule Osnabrück. Dort ist Matthias Riel nach seinem Master of Business Administration (MBA) weiterhin einige Tage im Jahr als Dozent für Verwaltungs- und Verfassungsrecht tätig – und veröffentlichte bereits ein Buch in der Reihe „Besonderes Verwaltungsrecht“ über die Besteuerung von Spielhallen. Der MBA habe ihm persönlich viel gebracht und sei auch hilfreich im Berufsalltag: etwa bei der laufenden Verwaltungsmodernisierung inklusive der verstärkten Digitalisierung („Wir sind Dienstleister für die Bürger“) gemeinsam mit dem „sehr motivierten“ Team im Rathaus und der Politik. „Außerdem habe ich mir so ein neues Netzwerk an Fachleuten schaffen können“, sagt Riel. Das hilft bei der Klärung von kniffligen Fragen im Haushalts- und Vergaberecht, ohne gleich Fachanwälte einschalten zu müssen.

Für Matthias Riel stellte sich nach eigenen Worten nicht die Frage, aus Jork wegzugehen. „Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Riel. Seit 2007 arbeitet er im Rathaus, erst als Kämmerer und Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, heute fachgruppenübergreifend als Erster Gemeinderat. Vorher war er für die Finanzen in der Samtgemeinde Amelinghausen verantwortlich.

Dass der Rat ihn 2017 einstimmig zum Ersten Gemeinderat gewählt hat, war ein „sehr großer Vertrauensbeweis – über alle Fraktionsgrenzen hinweg“. Es war aber nicht nur ein Vertrauensbeweis, dahinter habe sich letztlich auch die Erwartungshaltung verborgen, seinen Hut in den Ring zu werfen. Das sei, neben dem MBA-Studium und der hervorragenden Sacharbeit („natürlich gibt es auch Reibungspunkte“) mit allen Fraktionen, die endgültige Motivation gewesen, für das Amt des Bürgermeisters in Jork zu kandidieren. Und so habe er mit seiner Frau am Sommerferien-Ende den Entschluss gefasst, zu kandidieren.

Nachdem der Rat am Dienstagabend den Wahltermin – zeitgleich mit der Europawahl am 26. Mai 2019 (mögliche Stichwahl: 16. Juni) – einstimmig festgelegt hat, ging Riel an die Öffentlichkeit. Dass er erst jetzt öffentlich bestätigen wollte, dass er 2019 antritt, habe einen einfachen Grund gehabt: „Ich wollte nicht, dass die Haushaltsberatungen als Wahlkampf missgedeutet werden könnten“, betont der Erste Gemeinderat. Nach der Vorgeschichte von 2011 will der 47-Jährige allerdings ganz bewusst als Einzelbewerber ins Rennen gehen – auch, um nach einer Wahl „auf Augenhöhe mit allen Fraktionen zusammenarbeiten zu können“. Dass er kein Parteibuch hat, sei kein Nachteil. Die Verwaltungsarbeit sei keine Parteipolitik. Angesichts der Tatsache, dass es im Rat keine absolute Mehrheit gibt, könne ein Parteiungebundener leichter einen gemeinsamen Nenner finden. 145 Unterstützerunterschriften muss Matthias Riel nun mindestens sammeln, dabei will der Kandidat mit vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.

Ein Wahlprogramm hat Riel noch nicht. Das soll Anfang 2019 folgen – nach vielen Gesprächen mit Bürgern. Gleichwohl hat der Kandidat in spe natürlich klare Vorstellungen: Die Kooperation mit den Samtgemeinden Horneburg und Lühe soll weiter vertieft werden, 2020 bis 2026 soll die Leader-Region mit einer breiten Bürgerbeteiligung („diese ist mir grundsätzlich wichtig“) wieder aufleben, Tourismus und Klimaschutz werden hier eine wichtige Rolle spielen. Außerdem will Riel die Städtebauförderung für den Ortskern anzapfen. Wichtig sind ihm der Erhalt der Kulturlandschaft und die Förderung von Tourismus und Obstbau. Die notwendige Wohnbaulandentwicklung müsse sich einfügen (kleine Neubaugebiete). Mit den Verkäufen will Jork haushaltstechnisch ab 2022 den Neu- oder Umbau der Grundschule „Am Westerminnerweg“ (mit Sporthalle) finanziell sichern – ein Projekt, das voraussichtlich zehn bis 15 Millionen Euro kosten wird. Dem müsse sich „alles unterordnen“, nur für die Grundschule sollte 2022 folgend ein Großkredit aufgenommen werden, alle anderen Investitionen ab 2020 müssten aus der laufenden Verwaltungstätigkeit durch Einsparungen und Verkäufe, sprich aus Überschüssen, gewuppt werden.

Eine Herausforderung sei auch der demografische Wandel: Junge Familien müssten über Wohnraum in neuen und alten Wohngebieten gebunden werden, auch um Schule und Kitas und die hohen Einnahmen aus der Einkommensteuer zu sichern. Den Älteren sollte das zentrumsnahe, barrierefreie Wohnen ermöglicht werden. Das Energetische Quartierskonzept für Jork/Borstel sei eine große Chance, Familien könnten Investitionen in energetische Sanierung – vom Fenster über das Dach und Solaranlagen bis zur Heizung – steuerlich absetzen und in ihre Baufinanzierung einrechnen.

Die bereits signalisierte breite Unterstützung durch die Politik freue ihn, sie sei aber nicht alles: „Es bleibt eine Wahl: Ich will und muss nicht nur die Politik, sondern auch die 6500 Wählerinnen und Wähler von mir überzeugen.“

JORK. Starker Rückenwind – für Matthias Riel (parteilos): Bürgerverein, CDU, SPD und Grüne haben am Mittwoch gegenüber dem TAGEBLATT angekündigt, den Ersten Gemeinderat Matthias Riel 2019 im Bürgermeister-Wahlkampf zu unterstützen. Die Amtszeit von Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ) endet am 31. Oktober, er kann aus Altersgründen nicht erneut kandidieren.

Der Bürgerverein Jork werde Matthias Riel unterstützen, betont der Vorsitzende des Bürgervereins (BVJ), Klaus Hubert. Der BVJ habe sich am Montagabend einstimmig dafür ausgesprochen, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen – und stattdessen Riel zu unterstützen, sollte dieser kandidieren. Er sei fachlich und von der Persönlichkeit her geeignet, die Nachfolge von Gerd Hubert anzutreten. „Mit ihm sehen wir sehr gute Perspektiven – insbesondere bei der Fortsetzung der erfolgreichen und zukunftsorientierten Haushaltspolitik, die als Voraussetzung für das wichtigste Projekt – dem Neubau einer Grundschule Jork – zugrunde liegen.“ Mit ihm, ist sich Hubert auch mit den Sprechern von CDU, SPD und Grünen einig, werde es eine „gute Basis für die Fortsetzung der derzeitigen sehr sachorientierten Arbeit im Gemeinderat“ geben. Dadurch ließen sich zukunftsweisende Entscheidungen insbesondere mit Blick die demografische Entwicklung in die Wege leiten.

Auch der Vorstand der CDU Jork habe sich für Matthias Riel (47) als Bürgermeisterkandidaten ausgesprochen, erklärt der Vorsitzende des Ortsvereins, Bernd Sänger. Die Vergangenheit habe laut Sänger gezeigt, wie wichtig es sei, dass „ein Hauptverwaltungsbeamter mit Führungserfahrung, Sachkenntnis und entsprechender beruflicher Qualifikation“ auf dem Stuhl des Bürgermeisters sitze. Das alles erfülle Riel, so der CDU-Vorsitzende. Seine Partei trifft sich am heutigen Donnerstag zur Mitgliederversammlung. Hinzu komme, dass Riel sich beruflich mit dem MBA in Public Management fortgebildet habe. „Wir sind von seiner Fachkompetenz überzeugt. Er wird ein guter Bürgermeister“, sagt Sänger. Dass Riel diesmal nicht auf dem CDU-Ticket kandidiert, ist für den Christdemokraten kein Beinbruch: „Als parteiloser Kandidat kann Riel eine glaubwürdige Neutralität vermitteln, die der Sachpolitik und Verwaltungsarbeit in Jork dienlich sein kann.“

Auch die Sozialdemokraten und die Grünen werden Riel im Wahlkampf unterstützen. „Er passt zu Jork und ist ein sehr erfahrener Verwaltungsfachmann“, betont SPD-Ortsvereinschef Ernst Tilsner. Er werde ein „guter Bürgermeister sein“. Auch Harm-Paul Schorpp, Fraktionsvorsitzender der Grünen, kündigte an, dass die Grünen Riel unterstützen werden. Auch die FDP in Jork hält ihn für einen geeigneten Kandidaten.

Der Rat der Gemeinde Jork hat am Dienstagabend die Straßenausbaubeitragssatzung abgeschafft. Mehr zum Etat 2019 steht morgen im TAGEBLATT.

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