Rockerclubs in der Region expandieren
Beim Mongols MC , der besonders in Cuxhaven aktiv ist, handelt es sich um eine der offenbar gefährlichsten Gruppierungen.
Die Bereiche Cuxhaven- Stade und Osnabrück sind Brennpunkte der Auseinandersetzungen von rivalisierenden Rockergruppen in Niedersachsen.
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Das ergibt die Antwort der niedersächsischen Landesregierung auf eine Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, die dem TAGEBLATT vorliegt. Die detaillierte Beschreibung der Szene der sogenannten Outlaw Motorcyle Gangs (OMCG) zeigt neben einer landesweiten Zunahme der Clubs besonders in der Stadt Cuxhaven eine aktive Szene. Dort gibt es mit dem Mongols MC eine der offenbar gefährlichsten Gruppierungen.
Das niedersächsische Innenministerium hat vier Monate gebraucht, um alle Informationen zu den sechs vom Landeskriminalamt (LKA) als gefährlich eingestuften Gruppen zusammenzutragen und die kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Meta Janssen-Kucz zu beantworten. Die Zahl der Clubs und deren Chapter ist vom Jahr 2012 zu 2013 noch einmal deutlich angestiegen, von 53 auf 70 niedersachsenweit. Das Personenpotenzial, das den schlecht beleumundeten Gruppen zur Verfügung steht, schätzt das LKA auf 790 Personen.
Zu den OMCGs zählen die Sicherheitsbehörden die Hells Angels, die Bandidos, den Gremium MC, den Mongols MC, den in Niedersachsen nur einmal vertretenen Outlaw MC und neuerdings die Ableger des niederländischen Saturdarah MC. Die Rockergruppierungen verfolgen laut Landesregierung das Ziel, durch Expansion die Vorherrschaft in einzelnen Regionen für sich zu beanspruchen, um wirtschaftliche Interessen, wie beispielsweise im Rotlichtmilieu, durchzusetzen.
Der Szene hinzugezählt werden die Unterstützergruppen, die sogenannten Supporter-Gruppen. Hier gibt es 19 unterschiedliche Gruppierungen. Wie bei den Chapters der großen Clubs sind die Hells Angels auch bei der Anzahl der Supporter die Nummer eins. „Auch die Supporter-Clubs werden als potenzielle Gefahrenquelle angesehen, da sie die OMCGs bei der Durchsetzung ihrer Gebietsansprüche unterstützen“, so das Landeskriminalamt. Dies hätten unter anderem Auseinandersetzungen in Cuxhaven bestätigt. Hier seien die Hells-Angels-Unterstützer Red Devils und der Mongols MC mehrfach gewalttätig aufeinandergetroffen. Die Red Devils Cuxhaven gibt es inzwischen nicht mehr.
Landesweit die Nummer eins sind, trotz der Auflösung des Hannoveraner Chapters und der Inhaftierung der Führungsfigur Frank Hanebuth durch spanische Behörden, immer noch die Hells Angels – wenn man die Personenzahl und Unterstützergruppen als Grundlage nimmt. Nach dem Ende der großen Angels-Chapter in Bremen und Hannover gab es im Umfeld viele Neugründungen, die sich zum Teil räumlich aber nicht zuordnen lassen, weil sie kein Clubhaus mehr haben. Die Behörden schätzen die Hells Angels plus Unterstützer auf 350 Personen. Zahlenmäßig die Nummer eins bei den Niederlassungen mit einem klaren Schwerpunkt in Nordwestniedersachsen ist Gremium MC. Das Landeskriminalamt führt elf Chapter auf, hat dabei aber das Cloppenburger Chapter der Gruppierung nicht mitgenannt. Gremium verfügt insgesamt über ein Potenzial von 260 Personen. Alle anderen Gruppen sind deutlich kleiner. Die Mongols gibt es nur dreimal, und sie werden auf 60 Personen geschätzt.
In der Region Stade-Cuxhaven gibt es fünf bestätigte OMCG-Chapter. In Stade sind das Gremium MC und Mongols MC, in Cuxhaven Gremium MC, Mongols MC und Saturdarah MC. Hinzu kommt in Cuxhaven die Mongols-Supporter-Gruppe Garingas 13 Brotherhood. Für die in der Szene vermutete Gründung eines neuen Mongols-Chapters in Buxtehude gibt es noch keine offizielle Bestätigung.
Der Kreis Harburg war bis vor kurzem in Sachen Rockergruppen ein weißer Fleck. Nach TAGEBLATT-Informationen soll sich dort aber mit dem Contras MC North-Heath eine Supporter-Gruppe der Bandidos etabliert haben. Diese neue Entwicklung fand, genau wie die Auflösung der unter anderem in Buxtehude beheimateten Originals Gangsters, in der Antwort der Landesregierung noch keine Erwähnung. Die Original Gangsters waren eine „selbstständige“ Streetgang.
Die fünf Chapter in der Region Stade-Cuxhaven sind in ihren Aktivitäten nach TAGEBLATT-Erkenntnissen sehr unterschiedlich zu bewerten. Hier gab es den äußerst brutalen Überfall auf drei Führungsmitglieder des Gremium MC Stade. Dieser fand in Freiburg im Kreis Stade bei einer Biker-Feier statt, an der rund 500 Menschen, die weitestgehend tatsächlich nur Spaß am Motorradfahren haben, teilnahmen. Als Täter wurden von der Polizei rund 20 bis 30 Personen vermutet, die dem Mongols MC zugerechnet werden. Eines der Opfer schwebte zwischenzeitlich sogar in Lebensgefahr. Seitdem gehen die Sicherheitsbehörden massiv gegen die Mongols vor. Unter anderem gab es zwei große Durchsuchungswellen, bei denen jeweils über 100 Polizisten im Einsatz waren. Gegen die bekannten Mitglieder von Gremium MC Stade gab es nach TAGEBLATT-Informationen in den vier Jahren seit der Gründung keine Ermittlungen im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität. Laut Landeskriminalamt sind die Mongols außerdem auch in Auseinandersetzungen mit Saturdarah MC verstrickt. In ihrem Heimat-Bundesland Bremen sind die Mongols seit 2012 verboten. Offizielle Bestrebungen, dies in Niedersachsen auch zu tun, gibt es aktuell nicht. Da die Chapter offiziell alle eigenständig sind, könnten die Behörden wie bei den Hells Angels nur gegen einzelne Niederlassungen vorgehen.