Schulbehörde Hamburg investiert 34 Millionen Euro gegen Corona-Folgen

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe. Foto: Georg Wendt/dpa
Die Folgen von Corona auf Schülerinnen und Schüler sind vielfältig. Nach den Schulschließungen werden Lernrückstände und psychische Probleme sichtbar. Der Bund gibt viele Millionen, um etwas dagegen zu tun. Hamburgs Schulbehörde legt einen Plan vor.
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Mit einem Förderpaket im Umfang von 34 Millionen Euro will Hamburg gegen Lernrückstände und psychische Probleme bei Schülern durch coronabedingte Schulschließungen vorgehen. Mit rund 26 Millionen Euro würden zusätzliche Förderkurse am Nachmittag und Lernangebote in den Ferien finanziert, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Weitere acht Millionen Euro würden für zusätzliche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler mit sozialen und psychischen Problemen bereitgestellt.
„Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass die Schulschließungen deutliche Spuren in der Bildung sowie der seelischen und sozialen Entwicklung vieler Schülerinnen und Schüler hinterlassen haben“, sagte der Senator. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen sei deshalb, „dass die Schulen jetzt offen bleiben“.
Schulbehörde schnürt Förderpaket gegen Corona-Folgen
Es handele sich um einen Ausbau schon bestehender Maßnahmen, sagte Rabe, für die die Stadt bereits eine viel höhere Summe ausgebe. Mit den zusätzlichen 34 Millionen Euro solle das Angebot erweitert werden. 32 Millionen Euro stammen nach seinen Angaben vom Bund, 2 Millionen lege Hamburg zusätzlich „oben drauf“.
Für alle Schülerinnen und Schüler sollen in den Ferien zusätzliche kostenlose Lernkurse mit kleinen Lerngruppen von rund acht Schülern pro Kurs angeboten werden. Auch die speziellen Förderkurse für Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse, in der über den Besuch der weiterführenden Schule entschieden wird, sollen ausgebaut werden. Ebenso die allgemeine Lernförderung am Nachmittag, die für Schüler, die eine ungenügende Leistung in Fächern wie Deutsch oder Mathe erbracht haben, verpflichtend ist. Sie soll nun auch allen anderen Schülern offenstehen. Zudem würden Lernfördermaßnahmen für die berufsbildenden Schulen gebündelt.
Psychische Probleme bei Schülern – Psychologen sollen helfen
Um die psychosozialen Probleme der Kinder und Jugendlichen aufzufangen, sollen 20 zusätzliche Psychologen befristet eingestellt werden. An den Gymnasien würden die Beratungslehrer in den kommenden eineinhalb Jahren pro Woche mit zwei Unterrichtsstunden entlastet, damit sie sich stärker psychisch belasteten Schülern widmen können. Auch soll es mehr Schulbegleitungen und zwei zusätzliche temporäre Lerngruppen für besonders belastete Kinder und Jugendliche geben.
Alles, was zusätzlich an Förderung angeboten werde, sei „freiwillig in der Teilnahme und es findet kostenlos statt für die Schülerinnen und Schüler“, sagte Rabe.
Opposition kritisiert: Förderung kommt zu spät
Die Opposition in der Bürgerschaft forderte Nachbesserungen. So komme die spezielle Förderung in der vierten Klasse zu spät, da es häufig nicht mehr möglich sei, Lernrückstände aufzuholen, sagte die Bildungsexpertin der CDU, Birgit Stöver. „Die CDU-Fraktion appelliert daher an den rot-grünen Senat, das Corona-Förderprogramm ,Anschluss – das Hamburger Mentorenprogramm' der Grundschulen auch für die Drittklässler anzubieten.“
Für Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken, greift das Programm zeitlich und inhaltlich zu kurz. „Erst wenn der Bund Geld bereitstellt, gibt Hamburg es auch aus“, sagte sie. Rabe müsse dafür sorgen, dass die Förderung auch im Anschluss an die Finanzierung des Bundes sichergestellt sei. Hinzu kämen inhaltliche Mängel: „Offenbar hat der Schulsenator von der notwendigen inklusiven Ausrichtung der Lernförderung und einer systematischen Stärkung der Angebote für die geistige Gesundheit noch nichts gehört.“
Für den schulpolitischen Sprecher der AfD, Alexander Wolf, zeigt sich durch die Probleme der Schüler nun „das ganze Dilemma der Corona-Einschränkungen an den Schulen“. Seine Partei habe von Anfang an davor gewarnt. „Viele Probleme sind durch die nachhaltigen Einschränkungen entstanden und somit hausgemacht.“ (dpa)