Schwimmende Kritik an der Konsum-Welt in Buxtehude

Sorgt mit Sicherheit für Gesprächsstoff: Die Skulptur „Rüdiger (Lost in the supermarket)“ auf der Kunstinsel von Uwe Schloen aus Bremen im Stadtpark Buxtehude. Im Hintergrund ist die „din hau“-Terrasse zu sehen. Fotos Vasel
Ist das überhaupt Kunst? „Rüdiger (Lost in the Supermarket)“, diesen Titel hat der Bildhauer Uwe Schloen aus Bremen seiner Installation aus drei Einkaufswagen gegeben, die in den nächsten Monaten für Gesprächsstoff in Buxtehude sorgen wird.
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Am Sonnabend hat Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt die schwimmende Ausstellung auf der Kunstinsel auf der Este offiziell eröffnet. „Meine Arbeit spricht für sich“, sagte der Künstler Uwe Schloen aus Bremen am Sonnabendmittag bei der Vernissage im Restaurant „din hau“ mit Blick auf sein Werk auf der Este. Vorher hatte Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt den Bildhauer – seine Vita und sein Werk – kurz und knapp vorgestellt. 1989 hatte Uwe Schloen den Förderpreis für bildende Kunst der Stadt Buxtehude erhalten. Ob Italien, Frankreich, Estland, Schweiz oder Südkorea, seine Blei- und Papierarbeiten sowie Installationen und Skulpturen wurden und werden weltweit gezeigt. Ein kleiner Ausschnitt seines Schaffens ist vom 5. Mai bis zum 1. Juli im Zwinger, im Stadthaus und in der Malerschule zu sehen. Titel: „Nadryw 2 oder Sind wir unserer Lächerlichkeit gewachsen?“
Schloens Installation besteht aus übereinander gestapelten Einkaufswagen. In einem Einkaufswagen sitzt verloren eine rosa bemalte, in sich gekehrte Holzfigur mit großen Augenhöhlen.
Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (links) im Gespräch mit dem Künstler Uwe Schloen und der stellvertretenden Bürgermeisterin Christel Lemm (SPD), im Hintergrund ist die Kunstinsel zu sehen.
Der Künstler will mit diesem Offshore-Kunstprojekt auf die Ambivalenz der Konsumwelt hinweisen. Auf der einen Seite riesige Shoppingmalls, mit Menschen, die nichts anderes im Kopf zu haben scheinen, als Konsum. Auf der anderen Seite der Spaß am Kaufen, die ökonomische Notwendigkeit, Geld auszugeben. „Viele sind in der Tendenz zu häufig Konsumenten, und leider zu selten etwas anderes“, so Schloen, der einige Jahre in Wangersen wohnte. Kurzum: Er setzt sich mit seiner Installation mit der bunten Warenwelt auseinander, „die durchaus ihren Reiz hat, gerade auch künstlerisch“, so Schloen. Seine Arbeit, die bis März 2019 auf der Kunstinsel zu sehen sein wird, lässt dem Betrachter letztlich allerdings genug Freiheit. Uwe Schloen sieht das ganz nüchtern: „Jeder wird eh seine eigene Geschichte dazu im Kopf haben.“ Sein Werk sei „ironisch, mit einem ernsten Hintergrund“.
„Rüdiger“ hat die blau-rote Installation „Leuchtfeuer“ von Jürgen K. F. Rohde abgelöst. Der Dammhauser ist der „Vater“ des Projekts, das seit dem Jahr 2009 ein Aushängeschild der städtischen Kultur(politik) ist. Die Kulturpolitiker von CDU, FDP, BBG/FDP, Grünen, Linkspartei und AfD glänzten allerdings bei der Vernissage am Sonnabendmittag durch Abwesenheit, lediglich Christel Lemm und Elke Schneider-Höffelmann von der SPD waren dabei. Der Buxtehuder Künstler Rohde erneuerte seine Kritik an den Kunstpreis-Plänen von Politik und Verwaltung. Er favorisiert stattdessen eine Regionalbiennale als neues Instrument der Kulturförderung. Ausgewählter Künstler sollten auf dieser ihre Kunstwerke ausstellen können. Private, Artotheken, Galerien, Unternehmen, aber auch Kommunen und Museen könnten bei der „Buxtehuder Biennale" diese Kunst ankaufen, Kunstinteressierte die Ausstellung besuchen. Dass die Kunstinsel nicht einzigartig ist, zeigt der Verweis von Schloen auf das Kunstprojekt Artcanal auf dem Zihlkanal in der Schweiz – vielleicht eine Anregung, bei dem von der Stadt geplanten Kunstpfad im Stadtpark auch Viver und Este stärker einzubeziehen.
2009 Jürgen K. F. Rohde „Rhombonaden“.
2010 Folkert Bockentien „Ballance“.
2011 Christa Mücke „man kann es drehen und wenden wie man will“.
2012 Michael Jalowczarz „Spiegel der Anderswelt“.
2013 Dorota Albers „Maispignon“.
2014 Christa Donatius „3 rote Figuren“.
2015 Gundula Menking „Meerjungfrau und Seemannsgran“.
2016 Peter Schmidt „Kreuzfahrten“.
2017 Jürgen K.F. Rohde „Leuchtfeuer in der Este“.