Sie will Frauen in der Samtgemeinde Fredenbeck stark machen
Alexandra Holst sucht das Gespräch, setzt aber auch auf einen Podcast und die Sozialen Medien. Foto: Felsch
„Gleichberechtigung ist quasi mein Hobby“, sagt Alexandra Holst, die neue Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Fredenbeck. In ihrem Ehrenamt will sie Frauen Mut machen – und Männern auch. Dabei beschreitet sie neue Wege.
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Fluch und Segen zugleich nennt Alexandra Holst die Berichterstattung über Annalena Baerbocks Ehemann. „Es macht mich wütend, wenn ich lese, dass der Mann seinen Job für die Karriere seiner Frau aufgegeben hat“, so die neue Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Fredenbeck. Aber die Artikel über das Privatleben der neuen Außenministerin hätten auch etwas Gutes: „Sie rücken das Thema Gleichberechtigung in den Fokus – denn es besteht immer noch Handlungsbedarf“, so Holst.
Frauen lassen sich zu schnell einschüchtern
Ihr Amt sei notwendig – nach wie vor. Selbst bei sogenannten „Kleinigkeiten“. So habe der Protest gegen die Tetsche-Cartoons an öffentlichen Wänden in Stade beispielhaft gezeigt, dass es sich lohnt, den Mund aufzumachen und sich zu wehren. „Doch viele Frauen trauen sich das nicht“, meint die Gleichstellungsbeauftragte. Oder sie ließen sich zu schnell einschüchtern.
Gerade bei häuslicher Gewalt sei dies leider an der Tagesordnung, sagt Holst. „Auch hier dürfen wir auf keinen Fall wegschauen.“ Oder im Beruf: Immer noch gebe es zu wenig Frauen in Führungspositionen und Frauen vernachlässigten ihre Karrieren, weil sie für die Kinder da seien. „Das wird von der Gesellschaft wie selbstverständlich toleriert. Umgekehrt wird die Frau, deren Mann eine Elternzeit nimmt, schief angesehen.“ Das ist ein Thema im Bereich Frau und Beruf, bei dem die 43-Jährige ansetzen will. Vereinbarung von Familie und Beruf, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, sind weitere.
Das plant die Gleichstellungsbeauftragte
Alexandra Holst möchte Frauen zu mehr Mut ermuntern – durch eine wöchentliche Sprechstunde, Gespräche, Podcasts, Vorträge und dem Aufbau eines Netzwerkes. Ihr Instagram-Account heißt „fredenbeck_gleichgestellt“ und wird sich mit Fragen zum Thema Gleichstellung beschäftigen und Informationen zu Themen dieser Kategorie liefern.
All dies soll möglichst dabei helfen, das Bewusstsein für einen gesunden Selbstwert zu schaffen – auch bei den Männern, die vielleicht freiwillig zu Hause bleiben wollen, um ihrer berufstätigen Frau den Rücken freizuhalten. „Leider ist es im Regelfall immer noch umgekehrt“, sagt Holst.
Miteinander statt Frontenbildung
Das muss nicht sein, glaubt die ausgebildete Kauffrau, die in einer Hamburger Versicherung eine Stelle als Teamchefin bekleidet und nebenbei ein Fernstudium zum Businesscoach und zur psychologischen Beraterin absolviert. „Frauen sind oft sogar besser geeignet“, findet Holst aufgrund ihrer eigenen beruflichen Erfahrungen. „Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist es, darauf zu achten, dass es den Kollegen gut geht“, erklärt Holst. Das Motto sei „Empathie statt Hierarchie“.
Ein Anliegen, das ihr in ihrem Ehrenamt als Gleichstellungsbeauftragte am Herzen liegt. Gleichberechtigung sei quasi ein Hobby von ihr: „Dafür brenne ich.“ Das habe sie auch bei den Stader Landfrauen, zu denen die gebürtige Fredenbeckerin gehört, immer wieder betont. Mit dem neuen Amt, das sie offiziell seit dem 21. Dezember innehat, will sie jetzt ihre Ideen verwirklichen und die Frauen stärken. Aber keine Fronten bilden. Nicht Mann gegen Frau, sondern Miteinander. Nur so könne echte Gleichberechtigung gelingen, findet Holst.
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