Sorge um drohenden Rocker-Krieg - Auseinandersetzung zwischen Mongols MC und Gremium MC
Eskaliert der Konflikt zwischen den Outlaw Motorcycle Clubs im Raum Stade-Cuxhaven? Diesen Rockergruppen wird von den Sicherheitsbehörden eine Nähe zur organisierten Kriminalität und eine hohe Gewaltbereitschaft nachgesagt. Bei dem brutalen Überfall mit vier Schwerverletzten in Freiburg sind zwei Gruppen aneinandergeraten, die in der Region stark vertreten sind und bisher nicht als verfeindet galten. Die Opfer kommen alle aus der Stader Filiale des Gremium MC.
Nach Aussage der Polizei haben Personen, die dem Mongols MC zugerechnet werden, gezielt die Führungsmitglieder des Stader Chapters von Gremium MC bei einer Feier mit 500 Motorradfahrern in Freiburg attackiert. Die Tatverdächtigen sollen aus Cuxhaven kommen. Dort werden seit letztem Jahr vermehrt Personen aus dem Umfeld des Mongols MC festgestellt. Im Internet gibt es mehrere Hinweise auf ein „Chapter North Coast“ der Mongols in Cuxhaven. In Cuxhaven hat es in den vergangenen Jahren mehrere Polizeieinsätze gegen Mitglieder dieser Szene gegeben. Die Maßnahmen zielten darauf ab, ein Aufeinandertreffen von zum Teil rivalisierenden Gruppen zu verhindern. Dass die Mongols, die ihre Mitglieder vorwiegend aus arabischen und libanesischen Familienclans rekrutieren, überhaupt auf Gremium-Mitglieder losgehen, sorgt bundesweit für Aufmerksamkeit. „Das hat es meines Wissens noch nicht gegeben, deshalb beobachten wir das Geschehen aufmerksam“, sagt ein namhafter Experte, der nicht genannt werden möchte.
Diese beiden Rockergruppen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung für eine Gegnerschaft zu den Hells Angels. Mongols und Hells Angels bekämpfen sich in Bremen zum Beispiel regelmäßig. Das Verbot der Mongols durch die Behörden an ihrer deutschen Gründungsstätte Bremen beendete diese Auseinandersetzung nicht wirklich. Es geht dabei um die Vorherrschaft im Rotlicht-Milieu und in der Türsteher-Szene und damit um handfeste wirtschaftliche Interessen.
Das niedersächsische Landeskriminalamt gibt auf Nachfrage keine Einschätzung der aktuellen Situation nach der Attacke in Freiburg ab und verweist auf das laufende Ermittlungsverfahren. Bei den Sicherheitsbehörden gibt es aber erfahrungsgemäß eine große Angst vor Schlagzeilen, die das Wort „Rockerkrieg“ beinhalten. Gremium MC ist in Nordwest-Niedersachsen stark vertreten und hat auch im Landkreis Cuxhaven in Bülkau einen Ableger. Nach der Logik der Szene müsste der Angriff Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen. Die brutale Freiburger Attacke könnte in der Szene der Outlaw Motorcycle Clubs (OMC) weitere Gewalttätigkeiten zur Folge haben. In Stade gibt es wie in Cuxhaven einen Ableger der Mongols, der aber nach den jetzt vorliegenden Informationen nicht in die Attacke verwickelt war.
Einer der Schwerverletzten des Angriffs ist nach TAGEBLATT-Informationen der Präsident des Stader Gremium-Ablegers. Ob es zwischen den Stader Gremium-Mitgliedern und den Stader Mongols als Folge der Baseballschläger- und Messerattacke in Freiburg zu Spannungen kommt, ist eine der Fragen, die die Polizei in Stade beschäftigt. Das im ehemaligen Ausflugslokal Symphonie in Hollern beheimatete Chapter Stade von Gremium ist nach seiner Gründung 2010 laut Polizei nicht in Verbrechen verwickelt gewesen, steht aber unter Beobachtung. Gremium selbst sieht sich als Opfer von Polizei und Presse.
Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft werden, wie in solchen Fällen üblich, dadurch erschwert, dass weder die mutmaßlichen Täter noch die Opfer zur Aussage bereit sind. Der Veranstalter der Feier in Freiburg, MFG Sound of Freedom, hatte wohl einfach nur Pech, dass die Mongols die alljährlich stattfindende Feier für den Überfall nutzten. Aufgrund der Nähe von Cuxhaven und Freiburg könnte hinter dem Angriff der Versuch vermutet werden, Gremium von dort zu vertreiben.
Das Verbot des Mongols MC in Bremen wurde gerade vom bremischen Oberverwaltungsgericht bestätigt. Auch in Niedersachsen wurden ähnliche Pläne diskutiert. Das Problem ist, dass es in Stade und Cuxhaven im Grunde keine Strukturen gibt, die das Innenministerium verbieten könnte. In beiden Städten gibt es Sympathisanten, die sich nach eigenen Angaben zu Chaptern zusammengeschlossen, aber keinen offiziellen Verein gegründet haben und über kein Clubhaus verfügen.