Spannende Reise durch die Geschichte Buxtehudes
Es ist ein Mammutprojekt: Seit mehr als fünf Jahren rekonstruiert Reiner Sprenger aus Jork-Moorende die wechselvolle Geschichte des Buxtehuder Fleths (digital) in beeindruckenden, detailreichen Panoramabildern.
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Mittlerweile kann der Rekonstrukteur der Vergangenheit die Betrachter nach dem Aufsetzen einer VR-Brille sogar mit auf eine virtuelle Zeitreise durch die Altstadt nehmen. Sprenger wird sein Fenster in die Vergangenheit am 25./26. August auch beim 2. Buxtehuder Kunstfest öffnen.
Inzwischen ist der Zeitschriftendesigner und -illustrator an den Grenzen seines Apple-Rechners angelangt. 2014 hatte das TAGEBLATT sein Projekt erstmals vorgestellt – „ein zeitintensives und kostspieliges Hobby“. Sprenger will seine virtuelle Zeitreise ausbauen. Dafür benötigt Sprenger allerdings eine deutlich höhere Rechnerkapazität. Er könne sich vorstellen, dass unter anderem Touristen im Buxtehude-Museum oder in der Tourismus-Info im Rathaus eine VR-Brille aufsetzen und „langfristig“ durch die ganze Buxtehuder Geschichte – von 1285 bis heute – reisen.
Bislang hat der Altländer das Fleth um 1900 und um 1965 filigran und mit einem Auge für die Details digital rekonstruiert. Doch nicht nur beeindruckende 360-Grad-Bilder sind so entstanden, auch an einem 3-D-Modell der Buxtehuder Altstadt arbeitet Reiner Sprenger, der Kommunikationsdesign an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg studiert hat und als freiberuflicher Zeitschriftendesigner und -illustrator arbeitet. Seine Illustrationen basieren auf akribischen Recherchen, beispielsweise im Stadtarchiv.
Ansichtskarten, Fotografien und historische Bauaufnahmen seit dem 19. Jahrhundert sowie Stadtpläne und -ansichten (Drucke) sowie Gemälde seit dem 17. Jahrhundert bilden die Vorlage. Auf einem Profi-Grafiktablett malt er die Fassaden der alten Gebäude. Mit einem anderen Programm erschafft der Moorender auf Grundlage einer Flurkarte gerade ein 3-D-Modell. Viele Häuser sind noch Pappschachteln, am Fleth ist Sprenger bereits fast fertig. Mit einem Klick können Zeitreisende bereits das West- und Ostfleth entlanglaufen oder einen Blick durch die Kirchenstraße auf den Turm der St.-Petri-Kirche werfen.
fleth_juli from Reiner Lesprenger on Vimeo.
Viele Museen setzen bereits weltweit auf den Einsatz von Virtual-Reality. Mit den VR-Brillen könnten Buxtehude-Besucher in Zukunft auch in die Häuser gehen – und dort Handwerkern und Kaufleuten wie in einem Computerspiel über die Schulter schauen. Dadurch könnte die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen vom Mittelalter bis in die Moderne höchst anschaulich erzählt werden. „Das wäre doch unglaublich spannend: Die VR-Brille aufsetzen – und durch die Buxtehuder Geschichte reisen.“
Die Zeitreisenden könnten zusehen, wie die 1285 durch den Bremer Erzbischof Giselbert beauftragten holländischen Moorkolonisatoren die älteste künstlich angelegte Hafenanlage Nordeuropas schafften oder wie der Alltag im Mittelalter oder um 1900 am Fleth aussah. „Die Möglichkeiten eines animierten 3-D-Modells sind nahezu grenzenlos“, sagt Sprenger.
Seit 2013 arbeitet Sprenger an dem Projekt. Zwei Ausstellungen gab es bereits in Buxtehude. Auch international stößt seine Arbeit auf Interesse. Die in das Netz gestellten Fortschritte seines „Batavia/Jakarta“-Projekts, das die Geschichte eines Häuserzuges am Kanal in mehreren Bildern von 1880 bis heute zeigt, werden insbesondere auch in Indonesien massenhaft aufgerufen. Damit schließt sich ein Kreis: Der frühere Halepaghen-Schüler hat in Buxtehude und in Jakarta gelebt, und beide Städte wurden von Holländern ab 1285 beziehungsweise ab 1619 (planmäßig) angelegt.
Beim 2. Buxtehuder Kunstfest wird Sprenger sein Projekt vorstellen – und ein Crowdfunding starten und Drucke verkaufen, um es voranzutreiben. Bei der Fertigstellung seines epochenübergreifenden 3-D-Stadtmodells könnte er sich eine Kooperation mit der Hochschule 21 vorstellen, denn seit 1890 erstellen Studenten im Zuge ihres Architekturstudiums auch Bauaufnahmen von den Häusern in der Altstadt. Er wäre bereit, sein Projekt im Kulturausschuss vorzustellen. Wer ihn bei dem Mammutprojekt unterstützen will, meldet sich unter reiner@lesprenger.de.