„Symphonie“ hat einen neuen Besitzer
Das frühere Ausflugslokal „Zur Symphonie“ an der Schwinge in Hollern-Twielenfleth hat den Eigentümer gewechselt. Neuer Besitzer ist der Stader Unternehmer Manuel Nunez-Alvarez. Er hat Haus und Gelände von Sebastian Stöber gekauft.
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Nachdem Stöber die Immobilie 2010 bei einer Zwangsversteigerung übernommen hatte, sorgten die tatsächlichen und die vermuteten Nutzungen für bundesweite Negativschlagzeilen. Es ging um organisierte Kriminalität und Rechtsextremismus. Das dürfte jetzt vorbei sein. Sowohl Stöber als auch Nunez-Alvarez bestätigen den Besitzerwechsel gegenüber dem TAGEBLATT. Nunez-Alvarez ist Chef und Eigentümer des Stader Unternehmens Kurotec KTS. Das ist ein Hersteller von Rohren, Behältern, Sonderkonstruktionen sowie GFK-Verbundstoffen für die chemische Industrie und den Kraftwerksbau. Das Unternehmen gibt es seit 1983. Es hat nach eigener Aussage einen jährlichen Umsatz von 50 Millionen Euro und 250 Mitarbeiter. „Ich werde die ‚Symphonie‘ sanieren und in den Ursprungszustand zurückversetzen“, sagt Nunez-Alvarez. Anschließend könne er sich eine touristische sowie eine gastronomische Nutzung vorstellen, genaue Pläne habe er aber noch nicht. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Bekannt ist, dass Stöber beim Kauf 115 000 Euro zahlte und mehrere Zehntausend Euro investierte. Nach eigenen Angaben hat Stöber das Kapitel „Symphonie“ finanziell mit einem Plus abgeschlossen.
Als Stöber die Immobilie im Ortsteil Wöhrden in unmittelbarer Nähe der Stader Stadtgrenze kaufte, gab es zuerst die Befürchtung, er wolle dort ein Schulungszentrum für Rechtsextremisten etablieren. Die Spekulationen gab es aufgrund seiner Vergangenheit als parteiloser Kandidat der NPD bei der Bundestagswahl im Landkreis Harburg. Es gab in diesem Zusammenhang eine Demonstration vor dem Gebäude. Schnell stellte sich aber heraus, dass Stöber stattdessen dort einen Ableger des Gremium MC etablieren wollte. Gremium gehört neben Hells Angels, Mongols und Bandidos zu den sogenannten Outlaw Motorcycle Gangs. Das ist eine Bezeichnung, die von Strafverfolgungsbehörden in den Vereinigten Staaten geprägt wurde und auch in Europa verwendet wird. Diesen Clubs wird eine Nähe zum organisierten Verbrechen unterstellt. Als die Gründung des Gremium-Chapters bekannt wurde, gab es ein breites Bündnis von Sicherheitsbehörden und Verwaltungen, um den neuen Eigentümern das Leben schwer zu machen. Man nutzte dafür alle rechtlichen Möglichkeiten und ging dabei mindestens einmal auch über das Erlaubte hinaus. So wurde das Land Niedersachsen zu der Zahlung von Schadensersatz verurteilt, weil eine Durchsuchungsaktion von Sondereinsatzkräften der Polizei aus dem Ruder gelaufen war. Den Nachweis, dass aus der „Symphonie“ Straftaten geplant und begangen wurden, gab es nie.
Eher das Gegenteil passierte: Die Führungsgruppe mit Stöber wurde 2013 Opfer einer schweren Straftat. Sie wurden in Freiburg auf einem großen Treffen von Motorradfahrern Opfer eines Überfalls des rivalisierenden Clubs Mongols MC. Zwei Mitglieder der Gruppe wurden schwer verletzt, Stöber musste notoperiert werden. In einem viel beachteten Prozess wurden sechs der Angreifer in Stade zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Stöber löste das Chapter 2014 schließlich auf, nachdem der Druck durch das Verbot des Zeigens der Club-Symbole und der oben erwähnten Hausdurchsuchung zu groß geworden war.
Jetzt könnte die „Symphonie“ die Entwicklung nehmen, die sie 2010 wohl knapp verpasst hatte. „Ich hatte damals schon Interesse, habe aber zu spät erfahren, dass die ‚Symphonie‘ zu haben ist“, so Nunez-Alvarez. Diesmal war er rechtzeitig zur Stelle.