„Test-Frauen“ auf dem Weg zum Mond

Die «Space Launch System»-Rakete startet am Weltraumbahnhof Cape Canaveral.
Die Rückkehr zum Mond steht kurz bevor. Am heutigen Mittwoch öffnet sich erneut das Startfenster für die Nasa-Mission Artemis I, deren Experimente zu großen Teilen in Hamburg und Bremen vorbereitet wurde.
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Nach monatelangen Verschiebungen ist die krisengeplagte Nasa-Mondmission „Artemis 1” gestartet. Mit der Rakete „Space Launch System” hob die unbemannte Kapsel „Orion” vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie auf Live-Bildern der US-Raumfahrtbehörde Nasa zu sehen war.
Rund drei Wochen lang soll „Orion” in einer Umlaufbahn um den Mond herum unterwegs sein, bevor die Kapsel am 11. Dezember zurück auf der Erde erwartet wird. „Sprachlos”, twitterte der deutsche Astronaut Alexander Gerst zum Start.
Raumfahrt-Institute an Mondmission der Nasa beteiligt
„Helga und Zohar sind fit für den Flug“, sagt Dr. Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Hamburg. Wenn die neue SLS-Schwerlastrakete am Mittwoch planmäßig für den Testflug vom Nasa Kennedy Space Center in Florida abhebt, beginnt ein umfangreiches Flugprogramm. Dabei wird das Orion-Raumschiff mit den beiden Messpuppen an Bord in einen Mondorbit eintreten und sich bis zu einer halben Million Kilometer von der Erde entfernen – weiter, als je ein Crew-Raumschiff geflogen ist.
Die beiden Messkörper sind weiblichen Körpern samt Fortpflanzungsorganen nachempfunden, so dass die Strahlungsdosis auch in den besonders strahlungsempfindlichen Organen gemessen werden kann. Im Inneren der beiden Phantome befinden sich Organe und Knochen aus Kunststoff unterschiedlicher Dichte.
Erster bemannter Start für 2025 geplant
Der erste bemannte Start ist derzeit frühestens 2025 geplant. „Artemis II” soll eine vierköpfige Crew an Bord haben und den Mond umrunden, mit „Artemis III” sollen schließlich wieder Menschen auf dem Mond landen. Später sollen im Zuge des „Artemis”-Programms auf dem Erdtrabanten und in dessen Umlaufbahn Außenposten entstehen, auch als Basis für eine mögliche Mars-Mission.
Derzeit seien mit der Nasa drei Flüge für Esa-Astronautinnen und -Astronauten im Rahmen von „Artemis” vereinbart, hatte der Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur (Esa), Josef Aschbacher, kürzlich gesagt. „Eventuell können wir auch einen Astronauten auf den Mond selbst bringen.”
Auch andere Länder - allen voran China - haben engagierte Raumfahrtpläne. Das Land arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronauten auf den Mond zu bringen. China hat bereits Gestein vom Mond geholt und als erste Nation ein Raumschiff auf der erdabgewandten Seite des Erdtrabanten gelandet. In den nächsten fünf Jahren sollen Gesteinsproben von den Polarregionen des Mondes zur Erde geholt werden. Auch wird mit Russland an Plänen für eine Forschungsstation auf dem Mond gearbeitet.
„Der Mond wird sich zu einem neuen Wirtschaftsraum entwickeln”
Die bislang letzten Menschen hatte die Nasa 1972 mit der „Apollo 17”-Mission auf den Mond gebracht. Insgesamt brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo”-Missionen zwischen 1969 und 1972 zwölf Astronauten auf den Mond.
„Der Mond wird sich zu einem neuen Wirtschaftsraum entwickeln, der im nächsten Jahrzehnt voll zur Blüte gelangen wird”, ist Esa-Chef Aschbacher überzeugt. „Wir stehen erst am Beginn, dieses Mal den Mond nachhaltig für unsere Projekte zu nutzen.” (dpa/pm/wil)

Im Rahmen der Mondmission sollen erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person zum Mond starten. Foto: dpa-Bildfunk