Textilfreie Zone auf Lühesand
Das Alte Land ist um eine Touristenattraktion reicher: Heute wird der neue FKK-Bereich auf Lühesand offiziell eingeweiht. Der gesamte Steinkirchener Teil im Süden der Elbinsel ist ab sofort textilfreie Zone.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Steinkirchens Bürgermeisterin Sonja Zinke rollt den Garderobenständer auf die Fähre, dann startet für sie die vorerst letzte Überfahrt nach Lühesand. Bald ist auf der Elbinsel alles eingerichtet für die Eröffnung des neuen FKK-Bereichs. Die Garderobe ist nur ein Provisorium, ein kleines Umkleidehäuschen soll bis zum Sommer hier stehen. Dann erst rechnet Sonja Zinke mit dem großen Ansturm der Nackten. „Jetzt ist es den meisten vielleicht doch noch zu frisch.“
Trotzdem hofft Zinke, dass möglichst viele Menschen heute den Weg auf die Elbinsel finden. Um 10 Uhr ist Treffen am Fähranleger, nach der Überfahrt wird der FKK-Abschnitt offiziell von den Ratsmitgliedern eröffnet. Für alle Besucher der Insel gilt dann: Auf der Grenze zum Steinkirchener Gebiet wird blank gezogen. „Unsere überzeugten Nudisten haben zum Glück schon fest zugesagt“, freut sich die Bürgermeisterin.
Gemeint sind damit die „Sonnenfreunde“ aus Steinkirchen und die „Neuenkirchener Naturisten“. Die beiden Vereine haben im vergangenen Jahr auch den Anstoß gegeben, die textilfreie Zone auf der Elbinsel einzurichten (das TAGEBLATT berichtete). Der Rat habe schon länger überlegt, wie die Gemeinde ihren Teil von Lühesand attraktiver für Touristen gestalten könne, sagt Zinke. „Mir war immer klar, dass bei uns noch einige Schätze schlummern. Nur Kaffeetrinken und Blütenspannen kann es ja nicht gewesen sein.“
Bezogen auf die touristische Vermarktung der idyllischen Insel hätten die Steinkirchener lange Zeit neidisch nach Hollern-Twielenfleth geblickt, sagt Zinke. Während sich auf dem Gebiet der Nachbargemeinde seit 1933 ein beliebtes Ziel für Camper befindet, ist der Steinkirchener Teil bisher nur für Vogelkundler interessant. Das Landschaftsschutzgebiet habe sich als Attraktion nur schlecht bewerben lassen, sagt Zinke: „Nichts gegen Gelbspötter und Wiesenpieper – aber heutzutage muss man schon etwas mehr bieten können, um die Leute anzulocken.“
Nicht alle Ratsmitglieder seien von Beginn an vom Nackt-Tourismus auf der Elbinsel überzeugt gewesen. Eine Begehung im Februar habe jedoch die letzten Zweifler umstimmen können. „Ich bin froh, dass jetzt alle voll hinter der Sache stehen“, so Zinke. Am Dienstag fiel die Entscheidung im Rat der Gemeinde einstimmig. Auf Drängen einiger Ratsmitglieder sollte der Bereich unbedingt noch vor den Ferien eingerichtet werden.
Seitens der Verwaltung stand der Ausweisung der FKK-Zone im Landschaftsschutzgebiet von vornherein nichts im Wege, sagt Samtgemeindebürgermeister Michael Gosch (CDU). „Nacktheit ist schließlich auch nur eine Art Naturerlebnis. Daher passt der FKK-Bereich doch prima zu den Galloways und den Vögeln.“ Die Ausnahmegenehmigung des Landkreises sei reine Formsache gewesen.
Bis zur Hauptsaison gibt es noch einiges zu tun. Neben einem Umkleidehäuschen mit 200 Schließfächern soll am Eingang zur FKK-Zone auch ein Automat aufgestellt werden, an dem sich Besucher mit Mückenspray und Sonnenmilch eindecken können. Derzeit sucht die Gemeinde noch Freiwillige für die sogenannte Nackt-Wache: Sie sollen an dem Abschnitt patrouillieren und Bekleidete freundlich aber bestimmt darauf hinweisen, dass sie ihre Sachen ablegen müssen.
„Dass wir mit dem FKK-Bereich noch nicht gleich das große Geschäft machen, ist klar“, sagt Zinke. Die neue Touristenattraktion soll in Zukunft stärker vermarktet werden. Eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern des Rats, des Tourismusvereins und der Nudistenvereine arbeitet bereits unter Hochdruck daran, verschiedene Projekte umzusetzen. So soll Lühesand in den europäischen FKK-Reiseführer aufgenommen werden. Ein Grillfest ohne Kleidung soll im Juni gefeiert werden. Drei Altländer Gästeführer kommen gerade von einem viertägigen Seminar aus Warnemünde zurück: Sie bieten ab Mai Nacktwanderungen auf der Elbinsel an.