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Unpolitischer Syrien-Vortrag mit politischen Folgen

Nachdem der von den Buxtehuder Stadtteileltern organisierte Multimedia-Vortrag „Syrien – ein Land ohne Krieg“ zunächst nicht auf der Halepaghen-Bühne gezeigt werden sollte, zeichnet sich nun ab, dass es sich gelohnt haben dürfte, um die Aufführung zu kämpfen.

Von Anping Richter Donnerstag, 25.04.2019, 07:30 Uhr

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Die Buxtehuder Stadtteileltern sehen dem kommenden Sonnabend voller Vorfreude entgegen: Nachdem der von ihnen organisierte Multimedia-Vortrag „Syrien – ein Land ohne Krieg“ zunächst nicht auf der Halepaghen-Bühne gezeigt werden sollte, zeichnet sich nun ab, dass es sich gelohnt haben dürfte, um die Aufführung im größten städtischen Veranstaltungsraum zu kämpfen: Der Kartenverkauf läuft gut, die Stadtteileltern rechnen mit voller Halle, sagt deren Sprecherin Dunja Sabra. Weil politische Veranstaltungen in Schulgebäuden nicht erlaubt sind, wollte die Stadt die Veranstaltung zunächst nur in der Malerschule mit lediglich 200 Plätzen stattfinden lassen. Der Vortrag am Abend zuvor, Freitag, 26. April, in der Seminarturnhalle in Stade, ist mit fast 200 Plätzen ausverkauft. Für die Aufführung in Buxtehude, wo es 590 Plätze gibt, dürften inzwischen zwei Drittel der Karten verkauft sein, schätzt Sabra. Für das orientalische Fingerfood-Büfett stecken die Stadtteileltern schon in den Vorbereitungen. „Gerade die Syrer, die mit uns in Buxtehude leben, freuen sich, dass ihr Land einmal durch die deutsche Brille gezeigt wird, aber so, dass sie sich wiedererkennen“, sagt Dunja Sabra. Es gebe selten Gelegenheit, Syrien so professionell, so authentisch und so menschlich erklärt zu bekommen wie in dem Vortrag des Journalisten, Fotografen und Islamwissenschaftlers Lutz Jäkel. In der von ihm live moderierten Reportage geht es ausdrücklich um Syrien vor dem Krieg – das Leben der Menschen, die prachtvolle Architektur Palmyras, den Suq von Aleppo, Wohnhäuser und Straßenzüge in Damaskus. Vieles davon ist heute unwiederbringlich zerstört.

Der nach öffentlicher Debatte, großem Medienecho und einem klärenden Gespräch mit Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt letztlich als unpolitisch eingestufte Vortrag ist nun zum Ausgangspunkt politischer Diskussionen geworden. Thema: Ist es tatsächlich sinnvoll, politische Veranstaltungen in schulischen Räumen generell auszuschließen? Alle Fraktionen im Rat und die Bürgermeisterin haben Beratungsbedarf angekündigt.

Die Fraktion der Grünen fordert mit Antrag vom 18. April, die Nutzungsordnung zur Widmung der Räume in städtischen Einrichtungen zu ändern. „Wir sollten das möglichst schnell reparieren“, sagt der Fraktionsvorsitzende Michael Lemke. Er sei es leid, erklären zu müssen „wie spießig Buxtehude ist“. Wegen der Schlagzeilen rund um den Syrien-Vortrag sei er sogar im Osterurlaub am Chiemsee darauf angesprochen worden. Nun wollen die Grünen Dorfgemeinschaftshäuser und die Begegnungsstätte Hoheluft generell für politische Veranstaltungen öffnen. „Wir brauchen keine Angst vor politischen Diskussionen zu haben, wir sollten uns ihnen stellen“, sagt Lemke. Stieglitzhaus und FaBiz sollten auch für Veranstaltungen von Religionsgemeinschaften geöffnet werden. „Früher haben wir im FaBiz schöne Zuckerfeste der Islamischen Gemeinde gefeiert, zu denen Vertreter aller Konfessionen eingeladen wurden. Das war toll, das gehört zu unserer Stadt dazu“, sagt Lemke. Auch mit Superintendent Martin Krarup habe er über das Thema gesprochen und positive Rückmeldung bekommen.

Was die Halepaghen-Bühne und das Forum Süd angeht, die beide in Schulgebäuden angesiedelt sind, machen die Grünen einen Vorschlag zur Güte: Parteipolitische Veranstaltungen dort könnten auf zwei Termine pro Jahr und Partei begrenzt werden.

Noch gibt es Karten für den Vortrag am 27. April ab 18 Uhr auf der Halepaghen-Bühne, Konopkastraße 5. Er dauert zwei Stunden, in der verlängerten Pause ist Zeit für lockere Gespräche und Fingerfood. Eintritt 10 Euro, ermäßigt 7 Euro. Kartenvorverkauf bis Freitagmittag im Servicecenter Kultur & Tourismus im alten Buxtehuder Rathaus, bei Allerleihbuch am Torfweg, in der Altstadtbuchhandlung, bei Schwarz auf Weiß in Buxtehude und beim Bücherstübchen in Jork sowie an der Abendkasse.

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